So bleiben Sie ganz sicher auf dem Teppich
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Haus & Garten 3/2001
01.06.2001
Ist der Wohnzimmer-Teppich abgewetzt, löchrig oder Ihnen schlicht und einfach verleidet? Wenn Sie nicht gerade zwei linke Hände haben, können Sie ihn selber ersetzen. K-Spezial sagt, wie Sie dabei vorgehen.
Ein solider Spannteppich hält lange. Aber nicht ewig. Nach zehn Jahren ist das gute Stück in der Regel keine Augenweide mehr. Spätestens dann drängt sich ein Ersatz auf.
Doch bevor Sie ins nächste Teppichgeschäft eilen, sollten Sie sich überlegen, welc...
Ist der Wohnzimmer-Teppich abgewetzt, löchrig oder Ihnen schlicht und einfach verleidet? Wenn Sie nicht gerade zwei linke Hände haben, können Sie ihn selber ersetzen. K-Spezial sagt, wie Sie dabei vorgehen.
Ein solider Spannteppich hält lange. Aber nicht ewig. Nach zehn Jahren ist das gute Stück in der Regel keine Augenweide mehr. Spätestens dann drängt sich ein Ersatz auf.
Doch bevor Sie ins nächste Teppichgeschäft eilen, sollten Sie sich überlegen, welche Eigenschaften das neue Exemplar aufweisen muss.
- Legen Sie Wert auf natürliche Materialien wie Wolle? Oder sind Sie auch mit einem synthetischen, dafür meist etwas pflegeleichteren Teppich zufrieden?
- Soll der Teppich kurzflorigrobust sein, weil er viel über sich ergehen lassen muss? Oder bevorzugen Sie ein hochfloriges, flauschigweiches und eher heikles Produkt, auf dem Sie mehr schweben denn schreiten?
- Wozu muss der Teppich passen? Darf er Farbe und Leben in den Raum bringen, oder soll er vielmehr für eine ruhige Atmosphäre sorgen?
Im Fachgeschäft werden Sie feststellen, dass die Auswahl an Mustern, Farben und Qualitäten riesig ist. Entsprechend breit ist das Spektrum der Preise: Es reicht von 20 bis 200 Franken pro Quadratmeter - einzelne Produkte liegen gar jenseits dieser Grenze.
Nehmen Sie sich also Zeit. Lassen Sie sich beraten und studieren Sie die Auswahl gründlich. Klären Sie besonders auch Spezialeigenschaften ab, die Ihnen wichtig sind: Ist der Teppich schwer entflammbar? Eignet er sich für Räume mit Bodenheizung?
Vor allem aber: Erkundigen Sie sich als Mieter beim Hauseigentümer, ob er bereit wäre, die Kosten ganz oder teilweise zu übernehmen. Anspruch darauf haben Sie dann, wenn der alte Teppich in schlechtem Zustand ist.
Haben Sie alles geklärt, ist der neue Teppich da und liegt das Werkzeug bereit? Dann gehts ans Werk.
Schritt eins: Den alten Teppich entfernen
Zunächst müssen Sie den alten Teppich rausreissen. Das bleibt Ihnen höchstens dann erspart, wenn es sich um einen festen Belag (beispielsweise Nadelfilz) handelt, der sauber gereinigt ist, gut haftet und keine Wellen aufweist. Denken Sie auch daran, dass das Bodenniveau steigt, wenn Sie den neuen auf einen alten Teppich legen. Das kann dazu führen, dass die Zimmertür den Boden streift.
Um den alten Teppich herauszunehmen, gehen Sie wie folgt vor:
- Sockelleisten lösen: Entfernen Sie zunächst die Sockelleisten. In die Wand geschraubte Holzleisten sind einfach zu lösen. Bei Leisten, die mit Nägeln befestigt sind, ist Vorsicht am Platz: Ziehen Sie die Nägel sorgfältig aus der Wand, um zu vermeiden, dass Gips abbröckelt. Die demontierten Leisten sollten Sie der Reihe nach nummerieren, damit Sie diese wieder problemlos am richtigen Ort montieren können. Geklebte PVC-Sockel müssen Sie übrigens nicht entfernen: Sie können den alten Teppich darunter hervorziehen und den neuen Teppich zum Beispiel mit einem grossen Schraubenzieher unter den Sockel schieben.
- Reissen, rollen, falten: Heben Sie den alten Teppich in einer Ecke an und rollen oder falten Sie ihn für die Entsorgung zusammen. Das geht relativ einfach, wenn der Teppich auf Klebeband oder Haftvlies liegt. Haftet das alte Klebeband fest am Boden, können Sie mit einem Lösungsmittel nachhelfen (erhältlich in Fachhandel und Drogerien).
Falls Sie einen neuen Teppich verlegen wollen, können Sie das alte Klebeband auch liegen lassen; altes Haftvlies sollten Sie immer entfernen.
Ist der alte Teppich ganzflächig verklebt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ihn kraftvoll herauszureissen.
Schneiden Sie ihn mit dem Teppichmesser zuerst in Streifen. Die am Boden verbleibenden Rückstände müssen Sie mit einem Stossspachtel wegkratzen. Wenn Sie die Klebereste mit warmem Spülmittel einweichen, gehts etwas einfacher. In ganz hartnäckigen Fällen brauchts allerdings einen besonderen Elektrospachtel. Fragen Sie im Fachgeschäft nach, ob Sie das Gerät mieten können.
Schritt zwei: Fixieren, damit nichts rutscht
Teppiche lassen sich prinzipiell auf drei Arten fixieren: mit Klebeband, mit Haftvlies oder mit Leim. Voraussetzung, dass der Teppich gut haftet:Der Untergrund muss fest, glatt und sauber sein.
- Klebeband: Den Teppich auf Klebeband zu verlegen empfiehlt sich dann, wenn der Untergrund (zum Beispiel Fliesen oder Parkett) unbeschädigt bleiben soll.
Kleben Sie das doppelseitig klebende Band lückenlos an den Boden, und zwar im Abstand von einem halben Zentimeter zur Wand. Reiben Sie es mit einem Lappen gut an, entfernen Sie das Schutzpapier aber noch nicht.
- Haftvlies: Auch doppelseitiges Haftvlies beschädigt den Untergrund nicht. Der Vorteil gegenüber Klebeband: Haftvlies vermindert die Gefahr, dass der Teppich sich wellt. Zudem lässt es sich einfach wieder entfernen. Nachteil: Haftvlies ist teurer als Klebeband und aufwändiger zu verlegen.
Legen Sie das Haftvlies flächendeckend aus. Die einzelnen Bahnen dürfen sich nicht überlappen. Bringen Sie die erste Bahn bündig oder mit höchstens ganz kleinem Abstand zur Wand an. Schneiden Sie die Bahnen an der Stirn- und Längsseite des Raumes mit dem Teppichmesser oder der Teppichschere aufs richtige Mass zu. Entfernen Sie die Schutzfolie noch nicht.
- Leim: Bei stark beanspruchten Flächen (Hauseingänge, Treppen, Büros mit Roll-Stühlen usw.) oder einem alten Teppich als Untergrund ist es sinnvoll oder gar unerlässlich, den neuen Teppich vollflächig zu verleimen. Sonst besteht die Gefahr, dass er schon nach kurzer Zeit rutscht, bricht oder wellt. Fachleute verwenden in der Regel Dispersions- und für Treppen Kontaktklebstoff. Nachteil der Leim-Variante: Der Teppich lässt sich nur mühsam wieder entfernen, und der Boden ist danach renovationsbedürftig. Sie können den Untergrund schonen, indem Sie den Teppich nicht direkt auf den Boden, sondern auf eine Spezial-Hartfolie verleimen (im Fachhandel erhältlich).
Tragen Sie den Leim erst dann auf den Untergrund auf, wenn Sie den Teppich passgenau in den Raum geschnitten haben.
Schritt drei: Den neuen Teppich zuschneiden
- Grobzuschnitt: Unabhängig davon, ob Sie den Teppich mit Klebeband, Haftvlies oder Leim fixieren, sollten Sie ihn zunächst auf das grobe Zimmermass zuschneiden. Legen Sie ihn dazu in der gewünschten Laufrichtung aus. Schliessen Sie die Teppich-Originalkante auf einer Seite exakt an die Wand an, sofern die Wand gerade verläuft und keine Nischen aufweist. Schneiden Sie den Teppich so zu, dass er jeweils einige Zentimeter über die Bodenfläche hinaus an der Wand aufsteht.
Wenn Sie um eine Ecke schneiden müssen: Legen Sie den Teppich zurück. Schneiden Sie dann mit der Teppichschere leicht schräg von der zurückgelegten Teppichkante zur betreffenden Ecke. Denken Sie daran, dass Sie quasi seitenverkehrt schneiden, überlegen Sie sich also die Schneid-Richtung sorgfältig.
Wenn Sie in eine Ecke schneiden müssen: Legen Sie den Teppich etwas zurück. Schneiden Sie die Teppich-Ecke mit der Schere so weit ab, dass der Teppich exakt bis in die Raum-Ecke reicht. Passen Sie auf, dass Sie nicht zu viel abschneiden.
Vorsicht: Achten Sie während des ganzen Grobzuschnitts stets darauf, dass der Teppich nicht verrutscht!
- Fixierung: Schlagen Sie jetzt die Hälfte des Teppichs zurück.
Entfernen Sie das Schutzpapier vom Klebeband beziehungsweise die Schutzfolie vom Haftvlies. Legen Sie die zurückgeschlagene Teppichhälfte wieder hin, und zwar so, dass der Teppich überall auf dem Boden aufliegt und keine Wellen aufweist. Gehen Sie danach mehrmals auf dem fixierten Teil auf und ab, damit der Teppich auf dem Vlies beziehungsweise Klebeband gut haftet.
Genau gleich verfahren Sie, um die andere Hälfte zu fixieren. Legen Sie diesmal den Teppich von der Raummitte her möglichst straff zurück, damit es keine Wellen gibt.
- Feinschnitt: Der Feinschnitt erfolgt, nachdem Sie den Teppich in der geschilderten Weise auf Klebeband oder Haftvlies fixiert haben. Achtung: Wenn Sie den Teppich vollflächig verkleben, müssen Sie den Feinschnitt vornehmen, bevor Sie den Leim auf den Boden auftragen. Damit der Teppich während des Schneidens nicht verrutscht, sollten Sie ihn mit einem schweren Gegenstand, zum Beispiel einem Möbelstück, fixieren.
Rechtshänder arbeiten beim passgenauen Schnitt prinzipiell von links nach rechts, und zwar wie folgt:
Drücken Sie den Teppich jeweils auf einer Länge von einem Meter mehrmals mit einem groben Schraubenzieher in die Ecke zwischen Boden und Wand.
Pressen Sie einen rund 30 Zentimeter breiten Handspachtel in die so vorbereitete Ecke.
Schneiden Sie den Teppich mit dem Teppichmesser über dem Spachtel passgenau an die Wand. Wechseln Sie die Klingen häufig; nur mit einem wirklich scharfen Messer können Sie exakt und effizient arbeiten.
Bei heiklen Stellen, an denen Sie nicht mit dem Spachtel arbeiten können (zum Beispiel um Heizungsrohre herum), ist es unumgänglich, den Teppich mehrmals mit dem Schraubenzieher anzudrücken und mit dem Teppichmesser zentimeterweise in die definitive Form zu schneiden. Lassen Sie sich Zeit!
Besonders sorgfältig sollten Sie immer da vorgehen, wo der letzte Schnitt sichtbar bleibt und nicht von einem Sockel verdeckt wird - also etwa am Türrahmen oder an der Türschwelle.
- Verleimen: Liegt der Teppich auf Klebeband oder Haftvlies, haben Sie nach dem Feinschnitt das Gröbste hinter sich. Ist der Teppich aber vollflächig zu verkleben, gehts jetzt ans Leimen.
Schlagen Sie dazu den passgenau geschnittenen Teppich zur Hälfte zurück. Tragen Sie den Leim mit einem Zahnspachtel gleichmässig auf den freiliegenden Untergrund auf, und zwar von der Wand zur Mitte. Legen Sie jetzt den Teppich wieder hin und pressen Sie ihn mit einem (Küchen-)Wallholz von der Mitte her zur Wand an.
Genau gleich gehen Sie vor, um die andere Hälfte des Teppichs zu verleimen.
- Ansetzen: Wenn der Raum breiter ist als die erhältliche Rollenware (Standard-Teppichbreiten sind 400, 500 und 520 Zentimeter), ist eine zweite Teppichbahn anzusetzen. Achten Sie darauf, dass beide Bahnen in der gleichen Florrichtung liegen. Unter der Naht müssen Sie am Boden ein doppelseitiges Klebeband anbringen, sofern Sie den Teppich nicht vollflächig verkleben.
Sind die Originalkanten des Teppichs gerade und sauber geschnitten, können Sie die beiden Bahnen exakt aneinander fügen. Andernfalls legen Sie die zweite Bahn 3 bis 4 Zentimeter überlappend über die erste. Nun schneiden Sie beide Bahnen zugleich mit dem Teppichmesser entlang einer Metallschiene durch (Doppelschnitt).
Entfernen Sie schliesslich das Schutzpapier vom Klebeband und pressen Sie die beiden Teppichbahnen gut an, indem Sie mehrmals über der Naht auf und ab gehen.
Schritt vier: Die Sockelleisten montieren
Die Montage der Sockelleisten ist leicht, wenn Sie auf die schon vorhandenen und bei der Demontage nummerierten Stücke zurückgreifen können. Die Holzleisten lassen sich in diesem Fall mit Nägeln oder Schrauben wieder anbringen, ohne dass Sie messen und sägen müssen.
Bei neuen Holzsockelleisten bleibt Ihnen das jedoch nicht erspart. Messen Sie die Länge der Wand präzise ab. Übertragen Sie die jeweiligen Masse auf die einzelnen Leisten. Sägen Sie die Leisten überall da, wo sie aneinander stossen, auf Gehrung. Für diesen 45-Grad-Schnitt benötigen Sie einen Gehrungsblock. Schleifen Sie die Schnittstellen sanft ab und befestigen Sie die Leisten direkt über dem Teppich an der Wand. Am besten bohren Sie alle 30 bis 50 Zentimeter ein Schraubloch in Wand und Leiste und montieren den Sockel mit Schrauben und Dübeln. Sie können die Leisten aber auch mit Stahlnägeln befestigen.
Kontaktklebstoff brauchen Sie, falls Sie einen PVC-Sockel montieren; diesen können Sie am Stück anbringen. Sie müssen ihn nur in den Ecken von unten leicht einschneiden.
Tipp: Wenn Sie den Sockel mit einem Föhn erhitzen, lässt er sich leichter biegen.
Oder bevorzugen Sie einen Teppichsockel? Geben Sie dessen Produktion schon bei der Bestellung Ihres Teppichs in Auftrag. Zur Montage nehmen Sie entweder Kontaktleim oder ein Spezial-Klebeband aus dem Fachhandel.
Je nach Untergrund brauchen Sie ebenfalls entweder Schrauben und Dübel oder Kontaktkleber, falls Sie Schwellen- oder Abschlussleisten anbringen wollen. Solche Leisten sind überall da nötig, wo die Teppichkante nicht an die Wand stösst, sondern offen zu liegen kommt. Fehlen sie, droht der Teppich auszufransen. Zudem: Freiliegende Teppichkanten sind gefährliche Fussangeln!
Gery Schwager
So gehen Sie gegen Flecken vor
Ist ein Missgeschick passiert? Kein Grund zur Aufregung - die meisten Flecken auf dem Teppich lassen sich entfernen. Grundsätzlich gilt:
- Beseitigen Sie zunächst den losen Schmutz.
- Tupfen Sie Flüssigkeiten ab; verreiben Sie sie auf keinen Fall.
- Geben Sie allfällige Reinigungsmittel nicht direkt auf den Fleck, sondern auf ein sauberes Tuch. Prüfen Sie zunächst an einer versteckten Stelle, ob der Teppich abfärbt.
- Reinigen Sie nach der Fleckentfernung mit klarem Wasser nach.
Checkliste
Dieses Material brauchen Sie
- Handspachtel, 25-30 cm breit
- Schraubenzieher
- Teppichschere
- Teppichmesser (Cutter)
- Messerklingen
Je nach Verlege-Art zudem
- Zahnspachtel, 15-20 cm breit
- Leim-Pinsel, 5 cm breit
- Klebeband
- Haftvlies (Rollenware)
- Dispersionsklebstoff
- Kontaktklebstoff
- Schrauben
- Dübel
- Stahlnägel
- Hammer
- Gehrungsblock
- Holzsäge
Materialkosten ohne Teppich, Vlies und Leim für eine Bodenfläche von 20m2 rund 100 Franken.