Im Juli machte ich Ferien im Engadin. Bevor ich die schöne Landschaft und die Bündner Bergkäse geniessen konnte, zwängte ich mich mit grossem Koffer und sperrigen Taschen durch volle Bahnhöfe, Zugwagons und Busse. Nach der fünfstündigen Reise fiel ich ermattet auf das Sofa in der Ferienwohnung. Als ich dasass und mit dem Finger über kleine Schürfwunden strich, fiel mir ein: Die SBB hätten mir das Gepäck vom ­Basler Bahnhof ins Touristenbüro in Silvaplana transportiert. Für 12 Franken pro Tasche hätte ich ohne Koffer und Blessürchen reisen können. Stattdessen brauchte ich Muskeln und Bepanthen.

Die Rückreise war zunächst wesentlich entspannter: Am Samstag, 30. Juli, brachte ich meine Koffer ins Touristenbüro, das auch als SBB-Schalter dient. Am Mittwoch, 3. August, könne ich das Gepäck am Bahnhof in Basel abholen. So stand es auf der Quittung. An ­diesem Tag eröffnete mir der SBB-Mitarbeiter in Basel allerdings, dass er meine Taschen nicht finden könne. Fast gleichzeitig klingelte mein Telefon: Eine Mitarbeiterin des Touristenbüros in Silvaplana GR erklärte mir, mein Gepäck sei vergessen gegangen. Ich könne es in zwei Tagen, also am Freitag, in Basel am Bahnhof abholen.

Ich erklärte ihr, dass ich die Taschen spätestens am Donnerstagabend brauche, da ich am Freitag früh erneut verreisen wolle. Die Frau vom Touristenbüro meinte, ein Zugbegleiter könne vielleicht mein Gepäck mitnehmen. Oder ich solle auf ihre Kosten günstige Koffer kaufen. Beides half mir nicht weiter.

Einige Stunden später fiel der Frau in Silvaplana ein, dass ihr Büro nicht nur Anlaufstelle für Reisende, Event-Agentur, Co-Working-Space und SBB-Schalter ist, sondern auch eine Postagentur. Bei so vielen Funktionen war sie wohl etwas durcheinandergekommen. Auf ihre Kosten schickte die Angestellte mein Gepäck per Express. Am nächsten Morgen klingelte der Pöstler an meiner Tür.