Ruth Pieren aus Lyssach BE ist Kassierin des Land­frauenvereins Burgdorf. Kürzlich gab die Rentnerin in der Postagentur Lyssach ein Einladungsschreiben für die Hauptversammlung an die Mitglieder auf. Im letzten Dezember war die dortige Poststelle durch eine Agentur in der Metzgerei Rolf Krieg ersetzt worden. 

Mit der Neuerung wurden für Postkunden neue Preise eingeführt: Statt der 56 Rappen, die Pieren auf der Post für einen ähnlich grossen Versand pro Couvert bezahlt hatte, verlangte man in der Metzgerei 85 Rappen. Für 370 Couverts musste Pieren also Fr. 314.50 zahlen. «Deutlich zu viel», sagt sie dem K-Tipp.

In einem Schreiben an die Post machte sie ihrem Ärger Luft und bat um Teilrück­erstattung des zu viel bezahlten Portos. Darauf ging die Post aber nicht ein. Im Antwortschreiben erklärte sie: «Da es aus technischen Gründen nicht möglich ist, die Tarife der Massensendungen in Agenturen abzurechnen, können Massensendungen nur in Poststellen angeboten werden.» 

Gegenüber dem K-Tipp sagte Post-Sprecher Oli­ver Flüeler: «Postagenturen bieten nur das von Privatkunden am meisten nachgefragte Angebot an und sind für Geschäftskundenlösungen wie die Aufgabe von Massensendungen von über 350 Briefen nicht ausgerüstet.» Flüeler ergänzt: Die Agenturen verfügten nicht über die sogenannten PP-Stempelungsmaschinen. Mit diesen Maschinen werden die Couverts mit Frankierungsstempeln anstelle von Briefmarken versehen. Für die Kunden kommt das günstiger: Im Massenversand gibt es ab 350 Briefen Rabatt.  

Auf einer Poststelle hätte Pieren für die in der Metzgerei aufgegebenen Briefe nur Fr. 225.70 bezahlt – rund 90 Franken weniger. Die Kundin fühlt sich ungerecht behandelt: «Ich verstehe nicht, dass die Post die Agenturen als Superlösung für die kleineren Gemeinden propagiert, obwohl das Angebot so eingeschränkt wird.»

Die nächsten Poststellen für Pieren befinden sich in den Berner Gemeinden Hindelbank und Burgdorf – jede ist rund 5 Kilometer von Lyssach entfernt.