Als K-Tipp-Redaktor bin ich allerhand gewohnt. Und doch gerate auch ich hin und wieder gehörig ins Staunen. Zum Beispiel, als mich das E-Mail einer Leserin aus Untersiggenthal AG erreichte.

Die Frau war nach Bern gereist, um sich auf der indonesischen Botschaft zwei Visa für eine Ferienreise ausstellen zu lassen. Die Angestellten brauchten dafür etwas Zeit. Aber sie versicherten, dass Pässe und Visa rechtzeitig per Einschreiben bei ihr zuhause eintreffen würden.

Als der Reisetermin nahte, wurde die Frau unruhig. Sie liess sich von der Botschaft die Sendungsnummer geben und schaute auf www.post.ch unter «Sendungsverfolgung» nach, wo der eingeschriebene Brief stecken könnte. Und sie stellte fest: Pässe und Visa lagen im Berner Oberland. Und zwar auf der Post in Frutigen.

Was war passiert? Der Brief war zwar fehlerlos und gut lesbar adressiert. Aber handschriftlich. Die beiden ersten Ziffern der Postleitzahl 5417 berührten einander. Der Scanner in der Sortieranlage in Härkingen SO sei deshalb «verunsichert» gewesen, schreibt die Post.

Also gab ein Pöstler die Postleitzahl von Hand ein. Aber leider die falsche – nämlich diejenige von Frutigen. Der Brief ging nicht ins Limmattal, sondern ins Kandertal.

Dort machten die Post-Angestellten den nächsten Fehler. Sie schickten den Brief zurück nach Härkingen. Aber nicht in die Handsortierung, sondern in die automatische Sortierung. Der Scanner las die falsche Codierung. Und postwendend war der Brief wieder in Frutigen.

Und wenn die Leserin nicht eingeschritten wäre, würde der Brief noch heute hin und her geschoben.