Der Mensch als Füllmaterial 

Mein Sitznachbar im Flug nach Berlin entfaltet raschelnd die «Zeit». Das deutsche Wochenblatt ist 75 Zentimeter breit. Der Sitz nur 45. Das Gerangel um die Armlehne ist unumgänglich. Und ist die Reiseflughöhe erreicht, lehnt sich auch noch der Mitmensch auf dem Vordersitz lässig zurück. Ich weiss kaum wohin mit meinen Knien.

Die Fluggesellschaften kümmert das nicht. Ihr Denken geht in eine andere Richtung: Wie kann man noch mehr Leute auf noch weniger Platz noch kostensparender trans­portieren? Denn jeder zusätzliche ­Passagier in der Maschine erhöht den Gewinn. 

Die Flugzeugbauer haben die Botschaft verstanden: Airbus kündigte an, den Airlines «eine grössere Vielfalt bei den Sitzreihen» anzubieten – sprich: eine engere Bestuhlung. Auch Boeing kommt solchen «Kundenwünschen» entgegen. 

Das wird nicht das Ende der Innovationen sein. Wer ab und zu fliegt, hat bei der Bordverpflegung gelernt: Es geht immer noch lausiger – obwohl die Grenze zur Menschenverachtung zum Teil bereits überschritten ist. 

Für die Bestuhlung bedeutet das: Bald werden wohl die Armlehnen ab­geschafft, enganliegende Bekleidung vorgeschrieben und das Zeitunglesen während des Fluges untersagt. Die Flight Attendants könnten dann vor dem Start statt Schwimmwesten ein paar Entspannungsübungen vorführen. Und einen Welcomedrink auf der Basis von Valium servieren.