Bahnpassagiere stehen in den Zügen oft vor zugesperrten WC-Türen. Das bestreiten die SBB nicht. Den Schwarzen Peter geben sie aber ihren Kunden weiter: Gewisse Leute würden alles Mög­liche und Unmögliche im WC entsorgen, was zu Verstopfungen führe. Ausserdem seien auch technische Defekte zu verzeichnen.

Es gibt noch einen weiteren Grund: die limitierte Kapazität der neuen automatischen Toiletten. Laut SBB funktionieren diese WCs wie Mini-Kläran­lagen: Das Wasser wird von den Feststoffen getrennt, gereinigt und abgelassen. Die Feststoffe werden getrocknet und müssen nur alle zwei bis drei Monate entfernt werden. 

Allerdings: Diese Toi­letten können nur 10 bis 20 Spülungen pro Stunde verarbeiten. Das geht aus ­einem Schreiben des SBB-Kundendienstes der Re­gion Solothurn-Aargau an einen K-Tipp-Leser hervor. Wird häufiger gespült, verriegelt sich das WC automatisch und meldet eine Störung. Einige Stunden später nimmt die Anlage ebenfalls automatisch wieder ihren Betrieb auf.

Zurzeit verfügen 1150 der 3549 WCs in den SBB-Zügen über solche Automaten. Auch die neuen Doppelstöcker ­Regio-Dosto von Stadler Rail sind damit ausgerüstet. Diese Züge verkehren bereits auf Regio-Express-Verbindungen, et­wa zwischen Zürich und Schaffhausen sowie zwischen Genf und Lausanne. Sie sollen auch auf längeren Strecken zum Einsatz kom­men, so ab 9. Juni z. B. zwi­schen St. Gallen und Chur.

Die Regio-Dosto gibts als vier- und als sechsteilige Kompositionen. In den Ersteren hat es ein einziges WC, in den Sechsteilern zwei – und das bei einer Passagierkapazität von 1050 bzw. 1623 Personen. Deshalb ist klar: Die Toiletten sind öfter ausser ­Betrieb.

Müssten die Züge vor diesem Hintergrund nicht mehr WCs haben? Die SBB beantworteten die Frage nicht – aus Protest gegen die Service-public-Initiative des K-Tipp. Machbar wärs jedenfalls, wie Tim Büchele von Stadler Rail sagt: «Die Anzahl WCs wird beim Bestellen eines Zuges vom Kunden bestimmt. Wir sind diesbezüglich flexibel.»