Wer das Mercedes-Modell B 160 d mit Automatikgetriebe kauft, braucht kein schlechtes Gewissen zu haben. Denn das Auto erfüllt die Anforderungen an die Energie-Effizienzklasse A+. So stehts jedenfalls im Katalog. Nur: Die Energie-Effizienzklasse A+ gibts in der Schweiz gar nicht. Der B 160 d erfüllt – je nach Ausführung – nur die Anforderungen an die Effizienzklassen A oder B.
Diese Fehlangabe ist nicht die einzige Unstimmigkeit in den Verkaufsunterlagen:
Energieeffizienz: Bei keinem einzigen Modell der B-Klasse von Mercedes stimmen die Angaben zur Energieeffizienz im Katalog mit jenen in der Preisliste überein. Bei vielen Modellen liegen die Angaben um drei Klassen auseinander, beim Modell B 220 4MATIC – je nach Ausführung – sogar um vier Klassen: Im Katalog steht C, in der Preisliste G. G ist die schlechteste Effizienzklasse überhaupt.
Grösse: Auch die Aussenmasse der B-Klasse-Modelle unterscheiden sich. In der Preisliste sind diese 26 Millimeter breiter als im Katalog.
Beschleunigung: Laut Katalog beschleunigt der B 200 d 4MATIC in 8,9 Sekunden von 0 auf 100. Laut Preisliste braucht er 9,8 Sekunden.
Auch bei anderen Modellreihen sind die Verkaufsunterlagen teils widersprüchlich.
Der K-Tipp wollte deshalb von Mercedes wissen: Ist die Preisliste oder der Katalog verbindlich? Antwort: weder noch. Denn im Katalog stehe, dass «Konstruktions- oder Formänderungen vorbehalten» seien. Und in der Preisliste sei zu lesen, dass «Modelländerungen sowie Irrtümer und Druckfehler vorbehalten» seien.
Deutsche Kataloge, Schweizer Preislisten
Doch wie kann es zu derart widersprüchlichen Angaben kommen? Der Grund liegt offenbar darin, dass Mercedes in der Schweiz einerseits deutsche Kataloge auflegt, andererseits Schweizer Preislisten.
In Deutschland gibt es die Effizienzklasse A+ seit ein paar Jahren tatsächlich. In der Schweiz reicht die Skala aber nach wie vor von A bis G. Daher die Unterschiede zwischen Preisliste und Katalog.
Für Käufer sind die widersprüchlichen Angaben ärgerlich. Denn die Effizienzklasse ist relevant, weil in gewissen Kantonen die Höhe der Autosteuern davon abhängt.
Auch für Mercedes könnten die Fehler Folgen haben: Bei falschen Angaben zur Effizienzklasse drohen Bussen bis zu 40 000 Franken. Kein Wunder, dass Mercedes auf die K-Tipp-Kritik reagiert und den Katalog im Internet gelöscht hat.
Trotzdem wollte der K-Tipp noch wissen, wie sich die unterschiedlichen Beschleunigungswerte erklären lassen. Laut Mercedes handelt es sich «um einen Fehler». Er werde bald korrigiert. Und die unterschiedlichen Abmessungen? Mercedes schreibt, im deutschen Katalog würden «Mittelwerte angegeben», in der Schweizer Preisliste «durchgehend Maximalwerte».
Mercedes preist sich als «wertvollste Premium-Automobilmarke der Welt» an. Ob wenigstens diese Angabe stimmt?