Mehr Ruhe, bitte!
Ärgern Sie sich nicht über laute Nachbarn und lärmige Umgebung. Verschaffen Sie sich mit einfachen Tricks mehr Ruhe.
Inhalt
Haus & Garten 2/2006
22.03.2006
Esther Diener Morscher
Das nervt: Der Nachbar badet morgens um zwei. Die Nachbarin stöckelt mit ihren High Heels durchs Treppenhaus. Dann saust die Haustür krachend ins Schloss, und deutlich hörbar betätigt jemand die WC-Spülung.
Solche Wohnungen sind keine Seltenheit. In älteren Häusern ist die Schalldämmung oft mangelhaft, weil man früher auf den Schallschutz weniger Wert legte. Und auch neuere Gebäude sind nicht unbedingt Oasen der Ruhe. «Die geltenden Normen schützen nur vor erheblichen ...
Das nervt: Der Nachbar badet morgens um zwei. Die Nachbarin stöckelt mit ihren High Heels durchs Treppenhaus. Dann saust die Haustür krachend ins Schloss, und deutlich hörbar betätigt jemand die WC-Spülung.
Solche Wohnungen sind keine Seltenheit. In älteren Häusern ist die Schalldämmung oft mangelhaft, weil man früher auf den Schallschutz weniger Wert legte. Und auch neuere Gebäude sind nicht unbedingt Oasen der Ruhe. «Die geltenden Normen schützen nur vor erheblichen Störungen», sagt der Architekt und Akustiker Markus Strobel vom Lärmschutzbüro Planteam.
Angenehme Ruhe in der Wohnung garantiert das nicht. Doch ganz klar: In den eigenen vier Wänden möchte man möglichst wenig vom Lärm der Nachbarn und von draussen miterleben.
Bauliche Nachbesserungen beim Schallschutz sind aber meistens aufwändig und teuer. Die schalldämmende Auskleidung eines Zimmers kostet laut Markus Strobel schnell einmal 10 000 Franken. Ausserdem wird der Raum einige Zentimeter kleiner. Für Mieter kommen solche Sanierungen nicht in Frage. Und auch Vermieter hüten sich in der Regel vor solchen Investitionen.
Doch es gibt einfachere und günstigere Methoden, Lärm zu reduzieren.
Abdichten
Die grössten Schwachstellen beim Schallschutz sind Fenster und Türen. Undichte Fugen lassen Aussenlärm herein. Besonders schalldurchlässig sind ältere Wohnungstüren, weil sie in der Regel bloss eine einzige Schliessstelle haben.
Ein selbstklebendes Dichtungsband kann da schon viel bewirken. Auch die Fuge zwischen Tür und Fussboden muss dicht sein, wenn sie den Schall abhalten soll. Überprüfen lassen sich die Dichtungen mit einem Papierstreifen, den Sie zwischen Fenster oder Tür und dem Rahmen einklemmen. Spürt man beim Herausziehen einen Widerstand, ist die Dichtung gut.
Schaumgummitrick
Manchmal leiten Möbelstücke den Lärm und verstärken ihn, indem sie mitschwingen. Deshalb: Möbel etwas von Wand wegrücken oder - noch besser - mit Schaumgummi unterlegen.
Lautsprecherboxen sollten ebenfalls nicht direkt auf den Boden gestellt oder an der Wand befestigt werden. Denn das Gehäuse schwingt mit. Wird es mit Schaumgummi unterlegt, kann sich der Schall nicht direkt über Böden und Wände im ganzen Haus ausbreiten.
Lärmschlucker
Vorhänge, Teppiche und Polstermöbel können das Geräuschklima in einem Raum wesentlich angenehmer machen. Sie schlucken nämlich Lärm, indem sie die Geräusche nicht nachhallen lassen.
Markus Strobel: «Textilien verändern den Raumeindruck. Die Geräusche werden gedämpfter und damit meist als weniger störend wahrgenommen.»
Nachbarschaftshilfe
Parkett und Fliesen haben in den letzten Jahren den Teppichböden klar den Rang abgelaufen. Die Folge: Auf den harten, glatten Oberflächen sind Schritte viel besser zu hören. Deshalb haben die Klagen über Nachbarn, die aber einfach herumlaufen, stark zugenommen.
In einigen Fällen können sich Stockwerkeigentümer und Mieter auf vertragliche Regelungen berufen, die aus Schallschutzgründen nur Teppichböden in der Wohnung erlauben.
Gibt es keine solche Vereinbarung, kann ein freundschaftliches Gespräch nützen: Vielleicht ist der Nachbar bereit, an besonders heiklen Stellen einen Teppich auf den Parkett zu legen.
Auch bei anderen nachbarlichen Lärmstörungen rät Markus Strobel, nicht nur nach technischen Lösungen zu suchen, sondern miteinander zu reden. «Dadurch lässt sich mancher Lärmkonflikt entschärfen.»
Wichtig zu wissen: Lärm ist nicht immer Lärm. Wer die Nachbarn nicht mag, regt sich über jedes Geräusch auf. Gute Freunde dürfen hingegen laut werden, ohne dass man sich deswegen gleich nervt.
Gehörschutz
Ohrenstöpsel bekämpfen zwar nicht die Ursache, aber die unangenehmen Folgen von störendem Lärm: Sie lassen einen ruhiger schlafen. Der Nachteil: Die Stöpsel dichten gegen alle Geräusche ab - auch gegen jene, die man eigentlich hören möchte.
Zimmerwechsel
Ist der Lärm in der Wohnung ungleich verteilt, lohnt sich ein Zimmerwechsel: Das Schlafzimmer verlegt man in den ruhigeren Teil. Dafür ist es dann im Wohn-, Arbeits- oder Gästezimmer etwas lauter.
Zu lärmig? MietzinsReduktion verlangen!
Bei übermässig störendem Lärm können Mieter eine Mietzinsreduktion verlangen. Wie viel - das zeigen folgende Beispiele von Gerichtsentscheiden:
- Geräusche einer Eingangstüre, die neben dem Schlafzimmer liegt: 5 Prozent
- Schlaf gestört durch Lärm von der Heizung im Schlafzimmer: 15 Prozent
- Unzureichende Schalldämmung gegen Restaurant, das unter der Wohnung liegt: 20 Prozent
- Lärm vom Lift, hörbar in einem Schlafzimmer und im Aufenthaltsraum: 20 Prozent
Weitere Infos:
- Saldo-Ratgeber: «Das Mietrecht im Überblick», Fr. 25.- (Nichtabonnenten Fr. 30.-), zu bestellen unter www.saldo.ch
- Broschüre «Mängel an der Mietsache - was tun?», Fr. 8.-, www.mieterverband.ch