Das Verfahren ist nicht neu: Seit Jahrhunderten sengen Rebbauern ihre Holzpfähle an, um sie im Boden vor dem Verrotten zu schützen. Aber erst seit rund zehn Jahren gibt es eine Möglichkeit, Holz im grossen Stil witterungsbeständiger zu machen: mit Hitze. Pionier und Marktleader in der Schweiz ist das Emmentaler Holzunternehmen Balz Holz AG. Betriebsleiter Andreas Schmutz erklärt das Verfahren: «In einer sauerstoffarmen Druckkammer werden die Hölzer rund 12 Stunden bei 170 bis 190 Grad gegart.» Je länger das Holz in der Kammer verbleibe, desto dunkler werde es.
Der Clou: Die Bretter und Balken sind nicht nur dunkler – sie sind vor allem witterungsbeständiger. Und das so entstandene Thermoholz ist nach der Behandlung ebenso langlebig wie Tropenholz. Grund: In der Druckkammer wird das Holz durch die Hitze in der Eigenschaft verändert. Dadurch wird die erneute Wasseraufnahme massiv reduziert. Folge: Das Holz quillt viel weniger und verzieht sich kaum noch.
Thermoholz: Pilzresistent und ideal im Aussenbereich
Diese Eigenschaften sind wissenschaftlich erforscht: Das Institut für Baustoffe der ETH Zürich hat nachgewiesen, «dass Thermoholz ebenso dauerhaft sein kann wie Tropenholz». Thermoholz, das auch pilzresistent ist, ist überall dort ideal, wo Holz mit Wasser in Berührung kommt. Im Aussenbereich sind das Terrassenböden, Pool-Umrandungen, Gartenwege, Sichtschutzwände, Pergolen, Gartenmöbel, Fassaden oder auch Blumentopf-Einfassungen. Im Innenbereich eignet sich Thermoholz für Böden in Dusche und Bad, für eine Sauna und Badezimmermöbel.
Thermoholz splittert gern und ist weniger belastbar
Thermoholz hat aber auch Nachteile: Es ist wesentlich spröder und splittert deshalb schneller als unbehandeltes Holz. Das erfordert vor allem beim Nageln und Bohren eine vorsichtigere Arbeitsweise. Zudem ist der Säuregehalt des Holzes tiefer: Darum sollten die Befestigungsmittel aus nicht rostenden Materialien bestehen. Zudem ist Thermoholz statisch weniger belastbar. Für tragende Konstruktionen wie Träger, Pfeiler und auch Treppen eignet es sich deshalb nicht.
Wie lange ein Holz den Witterungseinflüssen standhält, ist in der europaweit gültigen «Dauerhaftigkeitstabelle» festgehalten. Sie reicht von der Klasse 1 für «sehr gut» bis 5 «nicht dauerhaft». In die Klas- se 1 sind viele Tropenhölzer eingeordnet. Diese Bewertung erreicht auch Thermoholz – je nach Intensität der thermischen Behandlung. Dies stellten Fachleute an der ETH Zürich fest.
Die Praxis hat gezeigt: Buchenholz ist für eine Thermobehandlung ungeeignet. Esche, Kiefer und Pappel haben sich aber bewährt – zum Beispiel für Terrassenböden. Die Esche wird nach der Thermobehandlung häufig als Teak-Ersatz verwendet, das weichere Pappelholz für Sichtschutzwände im Aussenbereich.
Pro Quadratmeter mit 130 bis 180 Franken rechnen
Thermoholz ist etwa so teuer wie Tropenholz der mittleren Preisklasse. Der Quadratmeter kostet ohne Montage 130 bis 180 Franken. Fürs Tropenholz Bankirei beispielsweise muss man rund 110 Franken pro Quadratmeter rechnen. Mahagoni dagegen kostet rund 250 Franken.
Da Thermoholz quasi gebacken wurde, riecht es nach der Behandlung leicht verbrannt. Laubhölzer steigen etwas stärker in die Nase als Nadelhölzer. Nach rund einem halben Jahr sollte dieser Geruch aber abgeklungen sein.
Im Freien verlegtes Thermoholz wird mit der Zeit gräulich, wie jedes andere Holz auch. Daher sollte es einmal pro Jahr mit einem Öl, das zur Auffrischung Farbpigmente enthält, behandelt werden, sagt Balz Obrist vom Holzhandelsbetrieb Balteschwiler in Laufenburg AG.
Alternativen: Dauerholz und Imitate
Für Terrassen und Swimmingpool-Umrandungen gibts weitere Alternativen zu Tropenhölzern. Haus & Garten stellt die wichtigsten vor. Alle nachstehenden Preise sind ohne Vorbereitungsarbeiten, Unterkonstruktion und Montagekosten:
Dauerholz
Das aus europäischen Hölzern produzierte Dauerholz gilt als witterungsbeständig. Ihm wurde das Wasser in den Holzzellen entzogen und in einem Druckverfahren durch eine ungiftige Wachslösung ersetzt.
Terrassenholz wird aus Birke, Pappel und Kiefer hergestellt. Lebensdauer: bis 20 Jahre.
Vorteil: Es nimmt kein Wasser mehr auf und wird deshalb in die höchste Dauerhaftigkeitsklasse 1 eingeordnet.
Nachteil: Dauerholz darf nicht wärmer als 70 Grad Celsius werden, sonst kann Wachs austreten.
Quadratmeterpreis: Fr. 200.–
Inländische Nadelhölzer
Für den Aussenbereich eignen sich die Nadelhölzer Lärche, Fichte, Kiefer und Douglasie. Lebensdauer: 8 bis 10 Jahre, je nach Härte des Holzes.
Vorteile: Sie sind günstig, leicht zu verarbeiten, beschädigte Teile sind schnell ersetzt.
Nachteile: Diese Hölzer mindestens halbjährlich reinigen und einölen, sonst verwittern sie rasch. Zudem kann sich das Holz stark verformen. Auch bilden sich Spriessen.
Quadratmeterpreis: Fr. 60.– bis Fr. 70.–
Ausländische Hölzer
Im Aussenbereich werden vor allem die nordamerikanische Western Red Cedar (Rote Zeder) und die kanadische Douglasie eingesetzt. Die rote Zeder ist ein dunkles Holz, die kanadische Douglasie ist hell-gelblich bis rötlich-braun. Die beiden Hölzer bilden kaum Risse. Lebensdauer: rund 10 Jahre.
Nachteil: Bei der Douglasie kann Harz austreten. Einmal jährlich ist ein Pflegeanstrich nötig.
Vorteil: Es bilden sich kaum Spriessen.
Quadratmeterpreis: rund Fr. 120.–
Holzimitat
Seit einiger Zeit gibt es ein Holzimititat, das aus einem Kunststoff-Holzmehl-Gemisch besteht. Es ist mit einem Holzanteil von 50 oder 70 Prozent erhältlich und sieht Holzdielen sehr ähnlich. Holzimitat gehört aber in die Gruppe der sogenannten Wood-Plastic-Composit-Stoffe (WPC).
Vorteile: Diese Produkte lassen sich wie Holz verarbeiten, sind aber wesentlich dauerhafter.
Sie sind zudem in den verschiedensten Farben erhältlich, pflegeleicht, splitterfrei und lassen sich mittels eines Klicksystems schraubenlos befestigen. Die Lebensdauer beträgt rund 20 Jahre.
Nachteil: Dieses Material schwindet und quillt wie normales Holz.
Quadratmeterpreis: Fr. 135.– bis Fr. 200.–