Einfache Küchen sind oft praktischer
Einzeilig, zweizeilig, L-förmig, U-förmig oder mit Insel: Küchen lassen sich in den verschiedensten Formen bauen. Alle haben Vor- und Nachteile.
Inhalt
Haus & Garten 01/2010
07.03.2010
Letzte Aktualisierung:
09.03.2010
Marco Diener
Widersprüchlicher könnten die Anforderungen an eine gute Küche kaum sein: Sie soll so kompakt sein, dass man sich bei der Küchenarbeit nicht die Füsse wund läuft. Und gleichzeitig soll sie so geräumig sein, dass sich die Benützer nicht gegenseitig auf die Zehen treten. Eine Zeitlang tendierten Küchenplaner zu eher komplizierten Lösungen: Küche in U-Form, Herd und Backofen in einer Ecke im 45-Grad-Winkel eingebaut und zwischen Küche u...
Widersprüchlicher könnten die Anforderungen an eine gute Küche kaum sein: Sie soll so kompakt sein, dass man sich bei der Küchenarbeit nicht die Füsse wund läuft. Und gleichzeitig soll sie so geräumig sein, dass sich die Benützer nicht gegenseitig auf die Zehen treten. Eine Zeitlang tendierten Küchenplaner zu eher komplizierten Lösungen: Küche in U-Form, Herd und Backofen in einer Ecke im 45-Grad-Winkel eingebaut und zwischen Küche und Wohnzimmer eine Durchreiche. Das ist vorbei. Inzwischen sind die Küchenformen wieder einfacher geworden, wie ein Rundgang durch Messen und Küchengeschäfte zeigt.
Die einzeilige Küche
Selbst die einzeilige Küche hat wieder ihre Anhänger. Lange war man der Auffassung, die einzeilige Küche habe ihre Daseinsberechtigung nur in kleinen Räumen und in Mietwohnungen. Doch Thomas Wiesmann, Präsident des Küchen-Verbandes Schweiz (KVS), sieht es anders: «Die einzeilige Küche hat so viele Vorteile, dass sie auch in grossen Räumen eine gute Lösung sein kann.» Und welches sind diese Vorteile? Vor allem kommen geöffnete Türen und Schubladen einander nie in die Quere. Zudem lassen sich Pfannen und Schüsseln vom Spülbecken über die Arbeitsfläche zum Herd tragen, ohne dass etwas auf den Boden tropfen könnte.
Für Einrichtungsspezialisten ist klar: Eine einzeilige Küche benötigt weniger Platz als kompliziertere Varianten. Sie kann deshalb 80 bis 90 Zentimeter tief gebaut werden. Standard sind 60 Zentimeter. Vorteile einer tieferen Küche: Die Arbeitsfläche ist grösser. Was gerade nicht gebraucht wird, kann einfach nach hinten geschoben werden. Fürs Teigauswallen hats genügend Platz. Das Kochfeld kann weiter hinten platziert werden. So sind die Pfannenstiele nicht ständig im Weg. Und auch die Gefahr, dass sich der Hausmann oder die Hausfrau den Kopf am Dunstabzug stösst, ist geringer.
Weitere Vorteile: Wenn mehrere Personen in der Küche hantieren, kommen sie sich seltener ins Gehege als bei anderen Küchenformen. Und: Die einzeilige Küche ist die preisgünstigste. Aber sie hat auch Nachteile. Ist die Küche zum Wohnzimmer hin offen, stehen die Gastgeber beim Kochen stets mit dem Rücken zu den Gästen. Zudem sind die Wege in einer grossen Küche länger.
Die zweizeilige Küche
Diesen Nachteil hat die zweizeilige Küche nicht. Aber hier stellt sich schon zu Beginn eine entscheidende Frage. Welche Küchenelemente auf welche Seite? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:
- Auf der einen Seite der Herd, auf der anderen Seite das Spülbecken mitsamt dem Geschirrspüler. Experten empfehlen in diesem Fall einen maximalen Abstand von 1,00 bis 1,10 Meter zwischen den beiden Zeilen. Sonst macht man beim Wechsel von der einen Zeile zur anderen stets einen zusätzlichen Schritt, – mit der Zeit ist das sehr mühsam. Der Nachteil: Gegenüberliegende Schränke lassen sich nicht gleichzeitig öffnen.
- Auf der einen Seite Hochschränke und Kühlschrank, auf der anderen Seite Herd, Spülbecken und Geschirrspüler. In diesem Fall dürfen die beiden Zeilen auch weiter auseinander liegen. Denn Herd, Arbeitsfläche und Spülbecken sind in der gleichen Zeile. Wer kocht, steht fast immer auf dieser Seite der Küche. Vorteil: Schranktüren und Schubladen kollidieren dank des grösseren Abstands nicht miteinander.
Wenn zwei Personen kochen, kommt es allerdings häufiger zu Konflikten als in einer einzeiligen Küche.
Die L-förmige Küche
Eine L-förmige Küche wirkt repräsentativer. Aber sie hat einen gravierenden Nachteil: die Ecke. Zwar gibt es dafür viele kreative Lösungen – vom Halbrundtablar über den Eckauszug bis zum Karussell. Aber keine überzeugt. Jede Ecklösung braucht viel Platz und ist teuer. Deshalb plädieren Experten dafür, die Ecke einfach leer zu lassen.
Allenfalls könne ein Kehrichteimer, der von der Arbeitsfläche her zugänglich ist, eingebaut werden. In der Ecke ist auch Platz für ein Gerät, das von oben zugänglich ist, zum Beispiel für eine Waage oder einen Tellerwärmer. Sonst sei gegen eine L-förmige Küche nichts einzuwenden, sind sich die Spezialisten einig: Man hat einen grossen, durchgehenden Arbeitsbereich – sofern in der Ecke nicht zu viele Gerätschaften herumstehen.
Die U-förmige Küche
Bei der U-förmigen Küche erhöht sich die Zahl der Probleme. Wie in der zweizeiligen Küche können gegenüberliegende Türen und Schubladen aneinander-stossen. Zudem gibt es gleich zwei Ecken, die sich schlecht nutzen lassen. Ist die U-förmige Küche kompakt gebaut, wirkt sie klein und beengt. Ist sie grosszügig gebaut, dann sind die Wege lang.
Die Küche mit Insel
Modern und elegant ist die Küche mit Insel. Doch was gehört auf die Insel? Der Herd? Das Spülbecken? Oder nur die Arbeitsfläche? Auf keinen Fall nur die Arbeitsfläche! Der Vorteil wäre zwar, dass es so weder Wasser noch Strom bräuchte. Aber reine Arbeitsflächen werden erfahrungsgemäss ziemlich rasch zu reinen Abstellflächen – für Blumen, Zeitungen, Toaster und alles Mögliche.
Fast alles spricht deshalb für eine Insel mit Wasseranschluss: Fürs Abwasser reicht ein Gefälle von 2 Prozent. Das lässt sich in der Regel auch in Altbauten realisieren. So kann man auf der Insel spülen und das Essen vorbereiten. Weniger einfach lässt sich eine Kochinsel mit Herd realisieren. Denn der Dunstabzug muss an der Decke montiert werden. Beim Abluftsystem ist zusätzlich ein Abluftrohr nötig. Das entfällt bei einem Umluftsystem.