Mit einem Flugblatt teilte die Post Bewohnern des Zürcher Leimbachquartiers mit, dass ihre Poststelle im Frühling verlegt werde – um 800 Meter in die Überbauung Sihlbogen. Umständlich und in schönster Marketingsprache schrieb die Post: Mit der Postcard könne dort Bargeld bezogen werden – «als Zugeständnis an den modernen Auftritt mit offenen Schaltern bis maximal 500 Franken».

K-Tipp-Leser Rudolf Känzig aus Zürich verlangte von der Post Auskunft. Warum sie so tue, als ob ein Bargeldbezug etwas Neues wäre. Und was das für ein «Zugeständnis» sei, wenn er nur noch 500 Franken beziehen könne.

Die Antwort war reine Beschönigung: Die neue Poststelle habe offene Schalter und sei «kundenfreundlicher. Das Gespräch wird offener und freier. Das bedeutet aber auch, dass wir einen Höchst­betrag für Bargeldbezüge ­definieren mussten.»

«Nicht auf dem Buckel der Kunden»

Doch Rudolf Känzig macht sich in diesem ­Zusammenhang nichts aus «offenen Gesprächen». Wie andere Kunden will er in der Poststelle seine Post­geschäfte erledigen – und nicht mit Schalterbeamten über Katzenfutter, Autobahnvignetten und Millionenlose debattieren.

Känzig findet: «Wenn die Post auf bisher übliche, sinnvolle und gewohnte Sicherheitselemente verzichtet, ist das ihr Problem. Es darf nicht auf dem ­Buckel der Kunden aus­getragen werden.»

Kommt hinzu: In den Postcard-Unterlagen und im Internet verspricht die Post ihren Kunden, dass sie in den Poststellen jederzeit ihr gesamtes Guthaben beziehen dürfen. Die Post hält sich also nicht mal an ihr eigenes Wort. Warum nicht? Diese Frage beantwortete die Post dem K-Tipp nicht. Sie schrieb nur: «Der Bargeldbezug ist im Rahmen der verfügbaren Mittel bzw. der entsprechenden Bezugslimiten möglich.»

Dabei geht es auch ­anders: In der Poststelle Zürich-Oberstrass, wo es ebenfalls keine Gitter und kein ­Panzerglas mehr hat, können Kunden nach wie vor ihr ganzes Guthaben beziehen. Warum? «Die ­Bezugslimite orientiert sich an den bisherigen Erfahrungen bei der Höhe von Bargeldbezügen sowie am Umfeld», so die Post. Vermutlich wissen die Verantwortlichen selber nicht, was sie damit ­meinen.

«Mehrere Dutzend» neue Poststellen

Wie viele «Poststellen mit neuem Auftritt» es bereits gibt, will die Post nicht ­sagen. Es heisst nur: «Mehrere Dutzend.» Und wie viele es dereinst sein sollen, ist noch offen: «Es gibt ­keine Zielvorgaben.»

Zurück nach Zürich-Leimbach. Die Post empfahl Rudolf Känzig für grössere Bargeldbezüge die Poststellen Zürich-Enge, Wollishofen und Adliswil. Von der heutigen Poststelle Leimbach sind sie 2,4 bis 4,5 Kilometer entfernt. Dabei gäbe es eine bessere Möglichkeit: die Migros Leimbach. 100 Meter von der heutigen Poststelle ­entfernt und mit einer Bezugslimite von 1000 Franken. Aber das verschweigt die Post den Anwohnern.

Auch im Oberstrass­quartier herrscht übrigens nicht nur Freude. Seit dem Umzug an die Universität­strasse 102 gibts keinen Postomaten mehr. Die ­Bevölkerung protestierte. Deshalb sucht die Post seit Monaten einen neuen Standort – bisher allerdings erfolglos.