Das Bahnhofreisebüro im Stadtzürcher Quartier Wipkingen ist ein sogenannter Stationshalter-bahnhof. Er wird von einer privaten Interessengemeinschaft betrieben.

Geschäftsführerin Regula Fischer und ihr dreiköpfiges Team verkaufen dort neben Bahnreisen auch das gesamte Billettsortiment der SBB – also nationale und internationale Tickets, Tages- und Mehrfahrtenkarten sowie Generalabonnemente (GA). Ihr Kerngeschäft sieht Fischer aber auch im Service: «Wir beraten Kunden und helfen weiter, wenn jemand mit den komplizierten Automaten nicht zurechtkommt.»

Das wird laut Fischer geschätzt: «Wir haben Kunden aus der ganzen Stadt. Es kommen immer mehr Leute zu uns, die mit dem Service am Hauptbahnhof nicht zufrieden sind.»

Doch die Zukunft des Bahnhofreisebüros sieht alles andere als rosig aus. Der Grund: Bisher erhielten die Betreiber von Stationshalterbahnhöfen von den SBB pro verkauftes Billett und Abo eine Kommission von 9 Prozent. Nun haben die SBB die Verträge mit sämtlichen Stationshalter-bahnhöfen gekündigt – und neue Verträge mit schlechteren Bedingungen angeboten. Die Provisionen bei den GAs würden massiv gekürzt. Fischer: «Bisher erhielten wir 460 Franken für ein 1.-Klass-GA und 300 Franken für ein 2.-Klass-GA.» Seit Anfang Jahr wollen die SBB pro GA pauschal nur noch 50 Franken zahlen.

Dies führt laut Fischer zu einem jährlichen Rückgang der Einnahmen von rund 100 000 Franken. Das ist ein hoher Betrag bei einem Gesamtumsatz, der letztes Jahr bei 4,7 Millionen Franken lag.

Regula Fischer hat die Vertragskündigung nicht widerstandslos akzeptiert: Sie hat sich mit sieben anderen privat geführten SBB-Bahnhöfen zur «In­teressengemeinschaft Sta­tionshalter» zusammengeschlossen. Nach einer ersten Protestnote gewähren die SBB nun eine «Übergangsphase» für die nächsten drei Jahre. Das ist ein schwacher Trost für das Bahnhofteam in Wipkingen: Ab 2016 werden die gekürzten Provisionen auf der Einnahmenseite ein grosses Loch hinterlassen.

Für Fischer ist das Verhalten der SBB ein Schlag ins Gesicht, weil so das ganze Stationshalterprinzip in Frage gestellt werde.

Gegenüber dem K-Tipp wollten die SBB nicht Stellung beziehen – aus Protest gegen die Service-public-Initiative des K-Tipp.