«Entführt, entehrt, enthauptet: Alle drei bis fünf Minuten wird irgendwo auf der Welt ein Christ ermordet», schrieb Thomas Wehrli, stellvertretender Leiter des Ressorts Politik der «Basler Zeitung» (BaZ) am 28. März. In seinem Artikel heisst es: «Gefangen, gefoltert, getötet. Die Bilder schockieren. Jenes der jungen Christin etwa, noch keine 20, an Händen und Füssen ans Bett gefesselt, malträtiert, das Kreuz durch den Mund gerammt. Tot. Erlöst. Die Welt schweigt. Sieht weg.» Verantwortlich für die Morde sei der «islamische Extremismus». Der Artikel erschien auch auf der Tamedia-Internet­platt­form Newsnet.

Als Quellen dienten ein «überkonfessionelles Hilfswerk» Open Doors und dessen «Welt­verfol­gungs­index» sowie der deutsche Soziologe und Islam­kritiker Michael Mannheimer. Das sind äusserst fragwürdige Quellen: Hinter Michael Mannheimer verbirgt sich der deutsche Rechtsextremist Karl-Michael Merkle. Das Hilfswerk Open Doors gilt als fundamentalistische Missionsorganisation.

Wehrli gibt an, er habe die Aussagen einem Buch mit dem Titel «Christenverfolgung in islamischen Ländern» entnommen. Darin ist Merkle unter dem Pseudonym Mannheimer Autor mehrerer Beiträge.

Tamedia hat den Artikel nach Kritik aus der Leser­schaft aus dem Newsnet gelöscht: «Die Person Michael Mannheimer alias Karl-Michael Merkle war der Redak­tion nicht bekannt», so Sprecher Christoph Zimmer.

Trotzdem: Dass Journalisten Zitate von Personen verwenden, deren richtigen Namen sie nicht kennen, ist unverständlich. Und wenn ein Journalist Folter und Tod einer Christin ohne jede nachprüfbare Orts- und Zeitangabe beschreibt, dann wird die Irre­führung der Leser bewusst in Kauf genommen. Dann ist Propaganda wichtiger als Recherche.