Internet: Vermittler gaukeln falsche Sicherheit vor
In Kleinanzeigen-Plattformen finden sich im Internet immer wieder tolle Schnäppchen. Nicht selten erfolgen Versand und Bezahlung der gekauften Ware über Vermittler. Vorsicht: Nicht alle sind seriös.
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saldo 15/2012
21.09.2012
Letzte Aktualisierung:
24.09.2012
Mirjam Fonti
Die Fotokamera Nikon D 700 kostet rund 2000 Franken. Doch auf dem Kleinanzeigenportal Quoka.de ist ein neuwertiges Modell bereits für 950 Franken zu haben. Auf der Website Kamerabetrug.de berichtet die Nutzerin Maria, wie sie sich über das Schnäppchen gefreut und der Verkäuferin per E-Mail ihr Interesse signalisiert hatte. Diese antwortete, sie sei nach London gezogen. Dort lasse sich die Kamera wegen anderer Spracheinstellungen nicht verkaufen. Maria war sk...
Die Fotokamera Nikon D 700 kostet rund 2000 Franken. Doch auf dem Kleinanzeigenportal Quoka.de ist ein neuwertiges Modell bereits für 950 Franken zu haben. Auf der Website Kamerabetrug.de berichtet die Nutzerin Maria, wie sie sich über das Schnäppchen gefreut und der Verkäuferin per E-Mail ihr Interesse signalisiert hatte. Diese antwortete, sie sei nach London gezogen. Dort lasse sich die Kamera wegen anderer Spracheinstellungen nicht verkaufen. Maria war skeptisch.
Anvertraute Gelder werden nicht weitergeleitet
Doch die Verkäuferin beruhigte sie und schilderte detailliert das Vorgehen: «Ich versende das Paket an die Firma TNT Exchange. Diese kontaktiert Sie, sobald das Paket eingetroffen ist. Sie senden das Geld an TNT Exchange und erhalten die Nikon kostenlos innert 48 Stunden geliefert. Sind Sie zufrieden, geben Sie der Firma den Auftrag, das Geld an mich zu überweisen. Falls nicht, retournieren Sie das Paket und erhalten Ihr Geld zurück.»
Den Versand über einen Dritten abzuwickeln, erschien Maria sinnvoll. Sie überwies das Geld, nachdem sie von TNT Exchange per E-Mail die Versandinfos erhalten hatte. Danach hörte sie nichts mehr. Die Treuhandfirma war nicht mehr auffindbar, die Verkäuferin auch nicht.
Eigentlich wären Treuhanddienste im Internethandel eine gute Sache. Das Problem: Es gibt viele betrügerische Adressen. Das Portal http://escrow-fraud.com/ search.php listet eine ganze Reihe auf. Häufig führen die Betrüger Namen bekannter Unternehmen wie TNT oder UPS in der Firmenbezeichnung.
Das Bundesamt für Polizei warnt denn auch: «Viele betrügerische Treuhanddienste leiten die ihnen anvertrauten Gelder nicht an die Verkäufer weiter. Betrüger, die in Internetauktionen attraktive Schnäppchen anbieten, arbeiten mit unseriösen Treuhanddiensten zusammen.» In Internetforen finden sich Hunderte solcher Fälle. Der Ausgang ist stets derselbe: Ist das Geld überwiesen, verlaufen alle Kontaktversuche im Sand.
Nicht nur Käufer können in die Falle laufen, auch Verkäufer sind mögliche Opfer von Treuhandbetrügern. Beispiel: Ein Fall, den der Nutzer Michael auf der Forumsseite Gutefrage.net schildert. Er schrieb bei Ebay seinen Laptop zum Verkauf aus. Bald erhielt er die Anfrage eines Interessenten aus den USA. Dieser schlug vor, für die Abwicklung des Verkaufs einen Treuhanddienst einzuschalten. Wenig später bestätigte ein koreanischer Treuhandservice, dass eine Zahlung für Michael eingetroffen sei. Er solle die Ware senden, dann werde das Geld auf sein Konto überwiesen. Michael schickte den Laptop – das Geld sah er nie.
Schweizer Plattformbetreiber bestätigen, dass viele Betrüger ihre Opfer via Kleinanzeigen suchen. Francesco Vass von Tutti.ch sagt: «Wir prüfen jedes Inserat. Und informieren bei unseriösen Anbietern jeweils alle Käufer, die via Tutti.ch mit dem Betrüger Kontakt aufgenommen haben.»
Tradus.ch: Täglich diverse verdächtige Inserate
Auch bei Tradus, der Gratis-Inserateplattform von Ricardo, gibt es immer wieder Betrugsversuche. «Wir prüfen jedes Inserat vor Erscheinen und sortieren täglich sehr viele aus», sagt Sprecherin Barbara Zimmermann.
Heikel sind Portale wie Kijiji.ch oder Findix.ch. Eine saldo-Stichprobe ortete dort zahlreiche verdächtige Inserate, in denen Tiere günstig zum Verkauf angeboten werden. Bei Findix heisst es: «Die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit von Käufer oder Verkäufer obliegt dem einzelnen Nutzer.»
So schützen Sie sich vor betrügerischen Treuhanddiensten
- Vorsicht bei Auslandgeschäften. Im Betrugsfall ist es sehr viel schwieriger als im Inland, Waren oder Geld einzutreiben.
- Achtung bei Schnäppchenangeboten: Besonders tiefe Preise können ein Köder sein.
- Treuhanddienste vermitteln oft eine falsche Sicherheit. Verzichten Sie darauf. Falls Sie trotzdem einen solchen Service nutzen möchten, schlagen Sie selber eine vertrauenswürdige Adresse vor. Der Dienst muss über eine existierende Adresse und Telefonnummer verfügen. Fragen Sie, wer von Ihren Bekannten mit welchem Unternehmen gute Erfahrungen gemacht hat. Von Online-Plattformen empfohlen wird lediglich der Dienst Illox Safetrade unter http://iloxx.de/net/einzelversand/treuhandservice.aspx. Doch Vorsicht, Betrüger missbrauchen manchmal auch diesen Namen. Deshalb immer die Internetseite überprüfen.
- Beim Verkauf von Waren sollten Sie sich nie mit Zahlungsbestätigungen zufriedengeben – egal, wie echt sie wirken. Versenden Sie die Ware erst, wenn das Geld tatsächlich auf Ihrem Konto liegt.
- Prüfen Sie die Identität des Käufers oder Verkäufers. Eine Ausweiskopie des Gegenübers schützt nicht vor Betrug. Persönliche Angaben wie vollständiger Name, Adresse und Telefonnummer des Käufers sind unerlässlich. Zudem empfiehlt sich eine Internetsuche, zum Beispiel mit Infos aus dem Kontaktmail. Meist stösst man bei betrügerischen Angeboten auf Warnungen in Foren.