Seit 2002 wirft der Arbeitnehmerdachverband Travail.Suisse Jahr für Jahr einen kri­tischen Blick auf die Managerbezüge in der Schweizer Wirtschaft. Der Verband prüft, wie sich die Lohnschere zwischen den Einkommen in der Chefetage und dem jeweils tiefsten ­Gehalt in der Firma entwickelt hat. Im Fokus stehen auch Post und Swisscom. Bei beiden ist der Unterschied zwischen tiefsten und höchsten Löhnen seit 2002 grösser geworden.

Am extremsten war die Zunahme beim Jahresgehalt des Postchefs: 2002 kassierte er mit rund 500 000 Franken erst zwölfmal so viel wie der Mitarbeiter mit dem tiefsten Lohn – 2011 mit über 920 000 Franken bereits das 21-fache.

Dem Swisscom-Chef floss letztes Jahr gar die Summe von 1,57 Millionen Franken und damit 35-mal so viel ins Portemonnaie wie den am schlechtesten bezahlten Angestellten. Das Verhältnis zwischen Tiefst- und Chefsalär stand beim Telekomriesen allerdings schon 2002 bei 1 zu 35 (sie­he Kasten unten).

Mit Blick auf die gesamte Konzernleitung hat sich jedoch auch bei Swisscom die Lohnschere weiter geöffnet – und zwar von 1 zu 18 im Jahr 2002 auf 1 zu 22 im letzten Jahr. In abso­luten Zahlen heisst das: Vor zehn Jahren gab es
pro Konzernleitungsmitglied 725 000 Franken, 2011 gut 1 Million. Zur Erinnerung: Bundesrätinnen und Bunderäte erhalten jährlich rund 475 000 Franken. 

Bei der Post wiederum strichen letztes Jahr die Mitglieder der Konzern­leitung durchschnittlich 552 000 Franken ein: 135 000 Franken mehr als 2002. Und das ist das Zwölffache des Tiefstlohns.

Im Vergleich zu diesen Zahlen muten die Entschädigungen für Verwaltungsräte fast schon bescheiden an. Bei Swisscom waren es 2011 im Durchschnitt 270 000, bei der Post 112 000 Franken pro Verwaltungsrat. Doch für diese Beträge arbeiten Verwaltungsräte nur teilzeit: Bei der Post beträgt das Pensum des Präsidenten 50 Prozent, jenes der übrigen Verwaltungsratsmitglieder im Schnitt 12 Prozent.

Fazit: Auch Bundes­betriebe verfolgen eine Lohnpolitik, die Ungleichheiten zwischen Chefs und anderen Angestellten verschärft. Die tiefsten Löhne bei Swisscom und Post sind seit 2002 nämlich nur wenig gewachsen – von rund 40 000 auf 46 000 Franken bei Swisscom, von rund 42 000 auf 45 000 Franken bei der Post.

Beim Letzterer bedeutet das konkret, dass zum Tiefstlohn entschädigte Angestellte 2011 pro Monat bloss 217 Franken mehr erhielten als 2002, wie Travail.Suisse nüchtern festhält. «Der Chef hin­gegen verdiente letztes Jahr im Vergleich zu 2002 pro Monat 32 440 Franken mehr.»   


Mickriger Zuwachs bei den niedrigsten Löhnen

Es ist augenfällig: Am untersten Ende der Lohnskala hat sich bei den Bundesbetrieben Post und Swisscom in den letzten zehn Jahren wenig getan. 2011 lag der tiefste Lohn bei Swisscom nur 15 Prozent und bei der Post gar nur 7 Prozent über dem Niveau von 2002.

Die Mitglieder der Konzernleitungen und der Verwaltungsräte dagegen durften sich im gleichen Zeitraum über durchschnittliche Saläranstiege von 32 bis 43 Prozent ­freuen. Das Gehalt des Postchefs allein wuchs um stolze 84 Prozent.

Im Vergleich dazu nimmt sich der ­Lohnzuwachs des obersten Swisscom- ­Managers mit bloss 12 Prozent geradezu mickrig aus. Doch die Prozentzahl ist ­trügerisch. Denn der Anstieg erfolgte auf hohem Niveau – von 1,4 auf 1,57 Millionen Franken pro Jahr.

Und mit diesen 1,57 Millionen Franken verdiente Swisscom-Chef Carsten Schloter 2011 noch immer fast viermal mehr mehr als der frühere PTT-Direktions­präsident Dieter Syz fünfzehn Jahre zuvor (siehe K-Tipp 8/12).


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