Inkassofirmen helfen

Zahlt eine Airline nach einem annullierten Flug zu Unrecht keine Entschädigung, müssen sich Betroffene gerichtlich wehren. Sie können sich aber auch an eine Inkassofirma wenden.

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K-Tipp 17/2011

14.10.2011

Letzte Aktualisierung:
18.10.2011

Beatrice Walder K-Tipp

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Maren Kindler aus Thalwil ZH verbrachte die Sommerferien 2008 mit Mann und Sohn auf Sardinien. Der Rückflug mit der Lufthansa verlief jedoch nicht wie geplant: Nach stundenlanger Verspätung annullierte die Airline den Flug. Begründung: technische Probleme.

Nach ihrer Rückkehr verlangte Kindler von der Lufthansa eine Entschädigung für den abgesagten Flug. Doch die Lufthansa wollte nicht zahlen: «Bei einem unvorhersehbaren technischen Problem sind keine Ausgleichsleistungen vorgesehen», lautete die Begründung.

Doch EU-Richter sehen das anders. Gemäss einer EU-Verordnung, die auch in der Schweiz gilt, müssen Fluggesellschaften ihre Passagiere für abgesagte Flüge entschädigen. Der Betrag variiert je nach Flugdistanz zwischen 125 und 600 Euro (siehe Kasten). Davon befreit sind sie nur, wenn aussergewöhnliche Umstände den Flug verhindert haben – zum Beispiel schlechtes Wetter oder eine Bombendrohung. Technische Probleme hingegen gelten grundsätzlich nicht als aussergewöhnlich. Das haben die Richter des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg in mehreren Urteilen entschieden. Die Fluggesellschaften müssten also zahlen. Erhalten Passagiere trotzdem kein Geld, müssten sie sich gerichtlich wehren. Das ist aber vielen zu mühsam.

Dank Fligthright 525 Euro erhalten

Doch nun erhalten geprellte Flugpassiegere Unterstützung: Die Firma Flightright GmbH mit Sitz in Hennigsdorf (D) fordert für sie die Ausgleichszahlung ein. Kostenpunkt: Im Erfolgsfall behält Flightright 25 Prozent der Entschädigung plus 19 Prozent Mehrwertsteuer. Maren Kindler erhielt so von den geforderten 750 Euro immerhin noch 525 Euro.

Auch Remo Béranger (Name geändert) aus Pratteln BL kam über Flightright.de zu seinem Recht. Er wollte im Dezember 2010 mit Austrian Airlines von Wien nach Basel fliegen. Wegen eines Defekts am Fahrwerk musste die Maschine am Boden bleiben. Als er eine Ausgleichszahlung verlangte, wies ihn die Airline ab. Begründung auch hier: Es hätten «eindeutig aussergewöhnliche Umstände» vorgelegen.

Béranger wandte sich an Flightright.de und erhielt von den verlangten 250 Euro schliesslich 175 Euro ausbezahlt.

Neben Flightright gibt es weitere Firmen, die für Flugreisende Geld von den Airlines einfordern. EUClaim.de verlangt bei Erfolg 27 Prozent der Entschädigung plus 25 Euro Bearbeitungsgebühr. Flugverspätung.at behält für ihren Service maximal 27 Prozent der Ausgleichszahlung. Alle Firmen geben an, im Streitfall Musterprozesse zu führen.

Entschädigung für annullierte Flüge

Sagt eine Airline einen Flug weniger als zwei Wochen vor der geplanten Abreise ab, haben Flugreisende in der Regel eine Entschädigung zugut:

Flugdistanz bis 1500 km: 125 Euro, wenn die Ankunftszeit des Ersatzfluges weniger als 2 Stunden später als geplant war. Sonst 250 Euro.
Flugdistanz 1500–3500 km: 200 Euro, wenn sich die Ankunft maximal 3 Stunden verspätet. Sonst 400 Euro.
Flugdistanz über 3500 km: 300 Euro, wenn sich die Ankunft maximal 4 Stunden verspätet. Sonst 600 Euro.

Auch bei Flugverspätungen von mehr als drei Stunden und bei Überbuchungen haben Passagiere u. a. Anspruch auf eine Ausgleichszahlung. Details unter www.ktipp.ch.

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