Rachel Räber aus Männedorf ZH zahlt ihre Rechnungen stets pünktlich. Dennoch verweigerte ihr das Versandhaus 3suisse in Otelfingen ZH eine Bestellung. 3suisse schrieb: «Zu unserem grossen Bedauern hat unsere Kreditabteilung eine Belieferung auf Rechnung in Ihrem Fall abgelehnt.» Rachel Räber wollte wissen, wie es zu diesem Entscheid kommen konnte. Das Versandhaus verwies sie an die Wirtschaftsauskunftei Deltavista. Über diese Firma lässt 3suisse die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden prüfen. Rachel Räber wollte deshalb von Deltavista wissen, welche Angaben über sie gespeichert sind. Das Ergebnis: Sie war in der Datenbank gar nicht registriert. «Wir teilten 3suisse mit, es sei keine Bonitätsprüfung möglich», erklärte ihr Deltavista.


Zum Teil absurde Falscheinträge

In der Schweiz verkaufen zahlreiche Firmen Auskünfte über die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen und Firmen. Laut Branchenangaben sind 6 Millionen Personen in den Datenbanken gespeichert. Der K-Tipp wollte die Qualität der Daten prüfen und bat die sechs grössten Wirtschaftsauskunfteien um einen Einblick in die Datensammlungen. Ohne Erfolg. Der K-Tipp machte deshalb die Probe aufs Exempel: 17 Personen erkundigten sich in seinem Auftrag bei diesen Wirtschaftsauskunfteien nach den über sie gespeicherten Informationen. Resultat: Von 102 Antworten waren 13 fehlerhaft. Hochgerechnet auf die 6 Millionen registrierten Personen resultieren 720’000 Falscheinträge.

Und die sind teilweise absurd. Zum Beispiel Jacqueline M. aus Zürich, 46, Mutter zweier Töchter: Glaubt man den Angaben der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet, ist sie nicht Mutter, sondern Vater der beiden Kinder. Auch ihr Geburtsdatum ist nicht korrekt. Eine andere Frau wird zwanzig Jahre älter gemacht, bei weiteren Personen stimmen Nationalität oder Beruf nicht. Raoul Egeli, Chef von Creditreform, wiegelt ab: Fehler bei Nationalität, Telefonnummer oder Mitgliederzahl eines Haushalts hätten «noch keinen Einfluss auf unser Bonitätsurteil».

Und Antonella Germania von den Orell Füssli Wirtschaftsinformationen meint, beim Beruf und bei der Telefonnummer handle es sich «nicht um Kern-, sondern um Zusatzinformationen». Andreas Hungerbühler, Sprecher von Dun & Bradstreet, erklärt drei «seiner» vier Fehler so: «Das sind Abschreibefehler, die beim Übertrag von unserer Datenbank in die Tabelle für die Eigenauskunft passiert sind.»   


Gravierende Folgen für Betroffene

Fatal sind die Falscheinträge, weil sich Versandhäuser, Leasingfirmen, Banken, Kreditkarten-Unternehmen und viele andere Unternehmen bei der Bonitätsprüfung von Kunden auf diese Angaben abstützen. Sind sie falsch, gibts schlimstenfalls keine Ware oder keinen Kredit. Unternehmen können die Dateien abonnieren. Geben sie den Name einer Person in der Suchmaske ein, erscheint beispielsweise bei Intrum Justitia ein rotes, gelbes oder grünes Signal. Wer rot sieht, beliefert diesen Kunden nicht mehr per Rechnung, bei grün hat er keine Bedenken.

Dass die Fehlerquote hoch ist, erstaunt nicht. Intrum Justitia zum Beispiel besorgt das Inkasso für andere Firmen. Das Un-ternehmen verschickt pro Jahr zwei Millionen Rechnungen, die nicht im Einzelnen auf ihre Berechtigung geprüft werden. Zahlt jemand nicht, erhält er in der Intrum-Datei einen Negativ-Vermerk. Dazu Intrum-Sprecher Sacha Wigdorovits: «Einen negativen Einfluss auf die Bonität gibt es nur, wenn bei einer berechtigten Forderung keine Zahlung erfolgt.»   


Daten unbedingt überprüfen

Die über die eigene Person gespeicherten Angaben kann man überprüfen. Die Datensammler müssen auf Anfragen innert 30 Tagen gratis Auskunft geben.

 

Und so gehen Sie bei Anfragen an die Auskunfteien vor:

  1. Musterbrief herunterladen, ausfüllen und unterschreiben
  2. Kopie der Identitätskarte beilegen
  3. Für Firmen: Zusätzlich den Handelsregisterauszug beilegen
  4. Brief eingeschrieben absenden