«Von Gratis-Arbeit war nie die Rede»

Wer sich um eine Stelle bewirbt und einen Probetag absolviert, hat grundsätzlich eine Entschädigung zugut.

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K-Tipp 08/2008

20.04.2008

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Das Stelleninserat im Thuner Tagblatt: «per sofort Chauffeur gesucht» stach Markus Stöckli aus Thun BE ins Auge. Er meldete sich telefonisch beim Kurierdienst Krebs in Mamishaus BE. Andreas Krebs, Inhaber der Firma, forderte den Bewerber umgehend auf, einen Schnuppertag zu absolvieren. Stöckli war damit einverstanden.

Die Arbeit gefiel ihm: Er durfte den ganzen Tag mit einem Chauffeur auf die Tour. «Am Abend sagte mir der Chef, er sei zufrieden. Trotzdem verlangte er, dass ich noch einen weiteren Tag schnuppere», erzählt Stöckli. In der Annahme, er werde für die zwei Tage entsprechend entlöhnt, habe er eingewilligt. Doch Markus Stöckli hat sich getäuscht: Er bekam am Ende weder einen Lohn noch den Job.

Auch Arbeit auf Probe ist Arbeit

Das akzeptierte Stöckli nicht. Denn: «Von Gratis-Arbeit war nie die Rede», beteuert er. Andreas Krebs hingegen sagt dem K-Tipp, er habe Stöckli vor Arbeitsantritt klar erläutert, dass Schnuppertage unentgeltlich sind. Er habe dies dem Bewerber allerdings nur mündlich mitgeteilt.

Wer auf Initiative des Arbeitsgebers einen Tag lang schnuppert, hat Anrecht auf eine Entschädigung. Dies gilt speziell dann, wenn Stellensuchende vollwertige Arbeit verrichten, die zum späteren Tätigkeitsgebiet gehört.

Anders sieht es aber aus, wenn im Voraus klar vereinbart wurde, dass kein Lohn gezahlt wird. Genauso verhält es sich mit Auslagen wie Fahrkosten, die im Zusammenhang mit dem Schnuppertag anfallen. Falls der Bewerber vorgängig also nicht auf einen Lohn verzichtet hat, kann er dafür eine Entschädigung verlangen. Am besten klären Stellensuchende die Frage der Bezahlung vor dem Probetag. Immerhin: Markus Stöckli hat für die zwei Tage nachträglich doch noch 300 Franken bekommen.

Sich wehren hat sich gelohnt

Allerdings erst, nachdem sich Stöcklis Ehefrau energisch gewehrt und sogar beim Auftraggeber von Krebs, der Transportfirma DPD Schweiz, interveniert hatte. «DPD hat mir geraten, den Lohn zu zahlen, weil keine Beweismittel vorliegen», sagt Krebs. Und er habe etwas daraus gelernt: In Zukunft will Krebs solche Angelegenheiten im Voraus schriftlich regeln.

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