Der 15-jährige Pirmin Reichmuth aus Schwyz bestellte im John-Deere-Online-Shop für Fr. 63.60 ein T-Shirt, einen Schlüsselanhänger und einen Aufkleber. Kurz darauf kamen Paket und Rechnung aus Deutschland. Drei Wochen später folgte eine zweite Rechnung aus der Schweiz: Der Spediteur Swiss Post GLS forderte Fr. 61.75 Zollabfertigungsgebühren. Ein Schock für Mutter Priska: «Mit so hohen Zusatzkosten haben wir nie gerechnet.»
Wie die Reichmuths kaufen immer mehr Schweizer Waren per Internet im Ausland. Fast eine Million Pakete mit Warenwert unter 65 Franken passierten 2006 den Schweizer Zoll, 6 Prozent mehr als 2005. Der Import kommt die Empfänger oft teuer zu stehen, wenn ein privater Spediteur das Päckchen über den Zoll bringt. Im Schnitt 30 bis 50 Franken Zollabfertigungsgebühren pro Sendung kassieren derzeit Swiss Post GLS, DHL, DPD und TNT Swiss Post. Ist die Warensendung mehrwertsteuerpflichtig, schlagen Swiss Post GLS und TNT Swiss Post weitere 10 respektive 12 Franken drauf. Wohlgemerkt handelt es sich hier um reine Verwaltungskosten der Spediteure. Mehrwertsteuer, Zoll und Porto kommen extra dazu.
Kritiker halten diese Zollabfertigungskosten für überrissen. «Sie sind einmalig in Europa», sagt Preisüberwacher Rudolf Strahm. «Wie diese Preise zustande kommen, ist intransparent», doppelt Thomas Meier von der Stiftung für Konsumentenschutz nach.
Preisüberwacher rügt die aufwendige Zollabfertigung
Die Spediteure bestreiten das. «Wir schlagen da nichts drauf», sagt TNT-Sprecherin Esther Rey. Vielmehr widerspiegelten die Gebühren den Aufwand. Für die «Privat-Verzollung» müssen die Spediteure Zolldeklaranten beschäftigen. Schwer zu schaffen machen ihnen zudem die Papierbelege. So müsse TNT laut Rey täglich «Harasse voll Veranlagungsverfügungen» beim Zoll abholen und bearbeiten. Die Spediteure fordern darum den Umstieg auf die elektronische Verzollung. Das verlangt auch Preisüberwacher Strahm: «Das zu aufwendige Verzollungsverfahren verursacht die hohen Gebühren.»
Die Zollbehörden begründen ihre Abfertigungspraxis mit internationalen Abkommen. «Um diese umzusetzen, brauchen wir die Daten der
Spediteure», sagt Jörg Haudenschild von der Oberzolldirektion. Immerhin bereitet der Bund für das nächste Jahr Vereinfachungen vor: Zollquittungen auf Papier sollen dann verschwinden.
Dennoch werden die Verzollungsgebühren teurer statt billiger. 2008 will die Post aufschlagen. Übernimmt die Post das Verzollen, kostet das heute 10 Franken, falls die Sendung 66 Franken und mehr wert ist. Liegt der Wert darunter, verzichtet die Post auf Gebühren. Die Kunden profitieren dabei davon, dass der Zoll alle Formalitäten für die Post erledigt.
Die Post will von den Kunden 30 Millionen Franken mehr
Diese Art der Verzollung hat das Parlament jedoch abgeschafft: Die Post muss spätestens ab Ende 2008 die Verzollung selbst in die Hand nehmen. Laut Sprecher Mariano Masserini wird die Post dazu 100 neue Zolldeklaranten einstellen. Der Staatsbetrieb rechnet mit Mehrkosten von 30 Millionen Franken im Jahr – und will diese den Kunden belasten.
So lassen sich Gebühren sparen
-Wählen Sie wenn möglich die günstigste Versandart in die Schweiz. Bis Ende 2007 bietet diese die Schweizer Post.
-Erkundigen Sie sich bei einer Bestellung nach den Versand- und Zollabfertigungskosten der Sendung. Machen Sie mit dem Händler schriftlich ab, wer für die Kosten aufkommen muss.
-Bei Ebay kann man Kosten sparen, wenn man bei Händlern kauft, die den «kostenlosen Versand» zusichern. Bei Amazon.de ist der Standard-Buchversand bis zum Warenwert von 206 Franken gratis.
-Zollbetrag und Mehrwertsteuer erhebt der Zoll erst ab einem Warenwert von 66 Franken (bei Büchern ab 206 Franken). Der Zollbetrag bemisst sich nach Gewicht: Jedes Kilogramm kostet rund 1 Franken. Die Mehrwertsteuer beträgt 7,6 Prozent des Warenwerts, bei Büchern 2,4 Prozent. Tipp: Bei Händlern, die Porti übernehmen, lohnt es sich, die Bestellung aufzuteilen, um unter 66 oder 206 Franken Bestellwert zu kommen.