Die vielen Tricks der API Telekom AG
Das Geschäftsgebaren der API Telekom AG verärgert viele Kunden. saldo zeigt die dubiosen Methoden der Zuger Firma.
Inhalt
saldo 5/2007
21.03.2007
Eric Breitinger
Falsche und überhöhte Rechnungen, eine undurchsichtige Tarifierung, irreführende Werbung und ungerechtfertigte Strafgebühren für Kunden, die aus dem Vertrag wollen: Das Sündenregister der API Telekom AG ist lang. Die Telekomfirma mit Sitz in Zug verspricht «KMUs Telekommunikations-Dienstleistungen zu attraktiven Preisen». In der Realität zockt die Firma viele ihrer Kunden mit diversen Tricks ab. Das belegen Aussagen von Kunden und Recherchen von saldo.
Erster Tric...
Falsche und überhöhte Rechnungen, eine undurchsichtige Tarifierung, irreführende Werbung und ungerechtfertigte Strafgebühren für Kunden, die aus dem Vertrag wollen: Das Sündenregister der API Telekom AG ist lang. Die Telekomfirma mit Sitz in Zug verspricht «KMUs Telekommunikations-Dienstleistungen zu attraktiven Preisen». In der Realität zockt die Firma viele ihrer Kunden mit diversen Tricks ab. Das belegen Aussagen von Kunden und Recherchen von saldo.
Erster Trick: Überrissene Rechnungen für Vertrauensvolle
Der Fall Meyer: Über zwei Jahre lang war Adrian Meyer, Mitinhaber der Ambiente Haushalt und Eisenwaren AG in Zofingen AG, bei der API Kunde. Da merkte er, dass «meine Monatsrechnungen für den Fixnet-Anschluss regelmässig bei überrissenen 250 Franken lagen». Im April 2006 verlangte Meyer vom API-Kundenbetreuer Einzelnachweise für die zurückliegenden Monate. «API wollte mir diese nicht geben. Man sagte: Sie sind gelöscht», erzählt Meyer. Dabei sind Telekomfirmen gesetzlich dazu verpflichtet, Einzelnachweise für sechs Monate bereitzuhalten. Für den Juni bekam er den ersten Einzelnachweis, die API verrechnete ihm diesmal nur 142 Franken. «Dabei hatten wir in allen Monaten vorher etwa gleich viel telefoniert», sagt Meyer. Im Folgenden pendelten sich seine Rechnungen bei 110 Franken ein.
Der Fall Tschirky: Urs Tschirky aus Wil SG hatte für sein Handy bei Swisscom Mobile normalerweise Rechnungen von 50 bis 80 Franken. Nachdem er einen Vertrag mit der API Handels GmbH abgeschlossen hatte, betrug seine Handy-Rechnung für Mai 2004 plötzlich 173 Franken, obwohl «ich nicht mehr telefoniert hatte». Nachdem er sich bei API beschwert und detaillierte Nachweise verlangt hatte, sank die Rechnungshöhe ab Juni auf 80 Franken im Monat.
Mehrere Ex-Mitarbeiter der Zuger Firma, deren Namen der Redaktion bekannt sind, bestätigen folgendes Muster: API-Kunden, die keinen detaillierten Auszug verlangten, verrechneten die API Handels GmbH, die im Dezember 2004 Konkurs ging, und die Nachfolgerin API Telekom AG massiv mehr für die gleichen Telefonverbindungen als Kunden, die einen Nachweis anforderten. Die Mitarbeiter schätzen die Aufschläge auf 30 bis 100 Prozent. Verlangte ein Kunde einen detaillierten Auszug, war der Betrag auf der nächsten Rechnung plötzlich erheblich niedriger. Ein Ex-Mitarbeiter sagt: «Es ist klar, dass an den Rechnungen von denen, die sie nicht kontrollierten, manipuliert wurde.» Ein anderer Mitarbeiter geht davon aus, dass «die API bei diesen Rechnungen stets höhere Tarife verrechnete».
Laura Ezquerra von Ombudscom, der Schlichtungsstelle der Telekombranche, hält einzelne Berechnungsfehler für unwahrscheinlich: «Das Abrechnungssystem ist vermutlich falsch programmiert, entweder aus Nachlässigkeit oder bewusst.»
Zweiter Trick: Mit billigen Tarifen werben, überteuerte Tarife verrechnen
Auch mit der Werbung scheint es die Telekomfirma nicht genau zu nehmen: Auf ihrer Homepage bewirbt API ihre Fixnet-Anschlüsse mit «6 statt 8 Rappen/Min.». In der Realität sieht es anders aus: «Auf den Rechnungen für meinen Festnetzanschluss wird immer in 10-Rappen-Schritten abgerechnet», ärgert sich API-Kunde Adrian Meyer. Das ist bei der API Usus.
Tatsächlich weist die Firma im Kleingedruckten darauf hin, dass sie in 10-Rappen-Schritten abrechnet und die kleinste Verrechnungseinheit 20 Sekunden beträgt. Folge: Für ein 10 Minuten und 1 Sekunde langes Festnetzgespräch zahlt der API-Kunde Fr. 1.10 statt der versprochenen gut 60 Rappen.
Im Vergleich zur sekundengenauen Abrechnung etwa von Sunrise oder Tele 2 zahlen API-Kunden damit deutlich mehr. Angesichts der hohen API-Telefonrechnungen liess die Hand Baumaschinen AG in Thörishaus BE einen Kostenvergleich machen. Geschäftsleitungsmitglied Andrea Hand beauftragte Orange, mittels der API-Verbindungsnachweise für zehn Handys ihr Sparpotenzial zu errechnen: «In einem Jahr hätten wir bei Orange 15 000 Franken gespart.»
Dritter Trick: Portierte Nummern teurer verrechnet
Nicht korrekt verhält sich die API auch bei der Berechnung portierter 076er- und 078er-Nummern. Das sind Handy-Nummern, die von Orange und Sunrise stammen und die die Besitzer behalten haben, als sie zur Swisscom wechselten. Laut ihren Preisplänen tarifiert API Anrufe aufs Swisscom-Netz günstiger als Telefonate zu andern Anbietern. Ein API-Kunde, der namentlich nicht genannt werden will, bemerkte jedoch in seinen Auszügen, dass ihm API Anrufe auf solche Nummern trotzdem als «Mobile anderer Anbieter» mit höheren Tarifen verrechnete.
Ein Ex-Mitarbeiter der API erklärte gegenüber saldo, dass die Firma dies bei allen portierten Nummern praktiziere: «Die API beschwindelt so vermutlich ihre Kunden», sagt er.
Vierter Trick: Ungerechtfertigte Ablösesummen
Ein rüdes Geschäftsgebaren legt die API Telekom AG gegenüber Handy-Kunden an den Tag, die zu Swisscom Mobile wechseln wollen. Es ist branchenüblich, dass Provider Strafgebühren von Handy-Kunden fordern, falls sie vorzeitig den Vertrag auflösen. Zahlen muss man aber nur, wenn eine entsprechende Klausel im Vertrag das vorschreibt.
Im Fall API ist das nicht der Fall: Laut Swisscom-Mobile-Sprecher Carsten Roetz darf API «diese Ablösesumme nicht verrechnen, wenn der Kunde zu Swisscom wechselt». So stehe es in einem Vertrag zwischen Swisscom und API, die als Weiterverkäuferin das Mobile-Netz von Swisscom nutzt. In der Praxis kümmert das API nicht gross. Auch dazu liegen saldo konkrete Fälle vor:
Der Fall Kunz: Der Wein- und Lebensmittelhändler Benjamin Kunz aus Hergiswil NW wollte Ende Februar den Handy-Vertrag bei API vorzeitig kündigen, um zu Swisscom Mobile zu wechseln: «Am Telefon verlangte der API-Mitarbeiter von mir jedoch 500 Franken Schadenersatz.»
Der Fall Albani: Den Handy-Vertrag bei der API wollte auch Bruno Albani, Inhaber von Sport Albani in Lenzburg AG, kündigen. Er schickte der API den neuen Swisscom-Vertrag. Telefonisch stellte ihm ein Vertreter eine Gutschrift in Aussicht, wenn er bei API bleibe. Als Albani darauf nicht einging, forderte der API-Mitarbeiter 500 Franken Ablösesumme. In Albanis Augen eine Unverschämtheit: «Von einer Strafgebühr steht nichts in meinem Vertrag.»
Die API Telekom AG wollte bis zum Redaktionsschluss zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.