Gratisreisen sind nicht umsonst
Eine Zeitschrift abonnieren und dafür gratis in die Ferien fahren - von derlei Angeboten rät der K-Tipp ab.
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K-Tipp 17/2006
18.10.2006
Vera Sohmer - vera.sohmer@ktipp.ch
Marcel Marti aus Oberbipp BE wurde von der deutschen Werbeagentur Tutweiler angerufen. «Sie haben Traumferien gewonnen», verkündete die Telefonverkäuferin. Marti wunderte sich: «Ich hatte an keinem Wettbewerb teilgenommen und erkundigte mich, wo der Haken sei.» Er brauche nur eine Zeitschrift für ein Jahr zu abonnieren, hiess es. Marti entschied sich fürs Magazin «Motorrad».
Der Reisegutschein kam wenig später per Post. Ferien in der Türkei, im Schwarzwald oder am Vier...
Marcel Marti aus Oberbipp BE wurde von der deutschen Werbeagentur Tutweiler angerufen. «Sie haben Traumferien gewonnen», verkündete die Telefonverkäuferin. Marti wunderte sich: «Ich hatte an keinem Wettbewerb teilgenommen und erkundigte mich, wo der Haken sei.» Er brauche nur eine Zeitschrift für ein Jahr zu abonnieren, hiess es. Marti entschied sich fürs Magazin «Motorrad».
Der Reisegutschein kam wenig später per Post. Ferien in der Türkei, im Schwarzwald oder am Vierwaldstättersee standen zur Auswahl. «Wofür Sie sich auch entscheiden - für Sie persönlich als Gutscheininhaber ist die Reise gratis», stand in dem Brief. Doch Marti las auch das Kleingedruckte: Hätte er die Türkeireise zwischen Mai und Oktober angetreten, wären 249 Franken Saisonaufschlag fällig gewesen. Seine Begleitperson hätte 399 Franken bezahlt - plus den Saisonaufschlag.
Für alle Reiseangebote werden Einzelzimmerzuschläge bis zu 50 Franken pro Tag verlangt. Wer im City Hotel in Brunnen SZ Ferien machen will, muss sogar die Anreisekosten selber finanzieren.
Gratisferien, die nicht gratis sind: Einer der Reiseveranstalter für die Türkeiferien, die Firma Time for Holiday in Cham ZG, sieht darin kein irreführendes Angebot. «Aus unseren Flyern geht klar hervor, zu welchen Konditionen die Gäste reisen können», behauptet Mitarbeiterin Daniela Ptak.
«Es bleibt dann jedem selbst überlassen, ob er das Angebot annimmt.»
Werber verschweigen Reisebedingungen
Nur: Auf die Reisekonditionen werden potenzielle Neuabonnenten nicht hingewiesen, wenn sie von der Werbeagentur Tutweiler - sie nennt sich jetzt M. T. Prämienservice - oder der Zuger Agentur Antasus angerufen werden.
Dass Teilnehmer bei diesen Reisen zu Verkaufsveranstaltungen gelockt werden, bestreitet Ptak. Doch Skepsis ist angebracht: Die Türkeireise führt in die Region Antalya mit zweitägigem Ausflug nach Pamukkale. Und bei derlei Fahrten gehören Besichtigungen von Schmuck- oder Teppichfabriken oft dazu. Dies vor allem bei günstigen Reisearrangements (K-Tipp 2/05).
Bemerkenswert: Die seltsame Abo-Werbung scheint renommierte deutsche Verlage wie Gruner + Jahr oder Hubert Burda Media nicht zu stören. Agenturen wie Antasus arbeiteten «in eigenem Namen und auf eigene Rechnung. Wir verwalten nur die generierten Abos», erklärt Christiane Creutzberg vom Burda-Direktmarketing. Beim Akquirieren dürfe Antasus den Namen Burda nicht erwähnen. Gruner + Jahr wollte sich nicht äussern.
Marcel Marti folgte dem Rat des K-Tipp: Er verzichtete auf das Abo - und die vermeintlichen «Traumferien».