Ein saftiges Geschäft
Fleisch ist in der Schweiz viel zu teuer. Vor allem die Grossverteiler streichen happige Margen ein. saldo liegen vertrauliche Zahlen vor.
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saldo 18/2005
09.11.2005
Franco Tonozzi
Die Grossverteiler gönnen sich beim Fleisch saftige Margen», sagt Felix Grob, Geschäftsführer von Suisseporcs, dem Verband der Schweizer Schweineproduzenten. Doch wie hoch sind die Margen konkret? saldo wollte es wissen und hat die vertraulichen Grosshandelspreise der letzten Oktoberwoche für Schweizer Fleisch ausfindig gemacht (siehe Tabelle). Die Preise gelten für kleine Metzgereien, die bescheidene Mengen einkaufen. Grossverteiler beziehen deutlich mehr Fleisch und profitieren deshalb v...
Die Grossverteiler gönnen sich beim Fleisch saftige Margen», sagt Felix Grob, Geschäftsführer von Suisseporcs, dem Verband der Schweizer Schweineproduzenten. Doch wie hoch sind die Margen konkret? saldo wollte es wissen und hat die vertraulichen Grosshandelspreise der letzten Oktoberwoche für Schweizer Fleisch ausfindig gemacht (siehe Tabelle). Die Preise gelten für kleine Metzgereien, die bescheidene Mengen einkaufen. Grossverteiler beziehen deutlich mehr Fleisch und profitieren deshalb von Mengenrabatten.
Denner: Margen von bis zu 110 Prozent
Bei Denner kostet das Schweinsschnitzel vom Hals Fr. 18.90 pro Kilogramm. Der Einstand im Grosshandel liegt bei 9 Franken. Das ergibt eine satte Bruttomarge von 110 Prozent. Denner bestätigt den tiefen Einkaufspreis, erklärt aber, er gelte nur für Restware. Zudem müsse man auch die Ausgaben fürs Portionieren und Verpacken des Fleisches berücksichtigen. Ein bescheidener Aufwand, kontert Grob: «Mehr als 2 Franken kostet das sicher nicht.»
Coop hat am 24. Oktober angekündigt, die Preise für Schweinefleisch dauerhaft zu senken. Neu kostet das Kilogramm Halsschnitzel als Prix-Garantie-Artikel nur noch 17 Franken. Die stolze Marge:
90 Prozent. Etwas bescheidener geschäftet die Migros mit M-Budget-Fleisch. Für Kalbs- und Rindsplätzli liegt die Differenz zum Einkaufspreis zwischen 36 und 50 Prozent.
Genug ist dies allemal, sagt der Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler: «Bei Kampfartikeln der Billiglinien wie M-Budget oder Prix-Garantie hätte ich eine Marge von höchstens 20 Prozent erwartet.»
Aldi macht Druck auf Schweizer Grossverteiler
Mit Aldi könnte das Realität werden. Die neue Konkurrenz aus Deutschland verkauft das Kilogramm Rindshackfleisch für 10 Franken. Der Einstand liegt für kleine Metzgereien bei Fr. 8.80. Coop zahle gut 7 Franken pro Kilogramm, räumt Firmensprecher Jörg Birnstiel ein. Von ihren Kunden verlangen Migros und Coop aber einträchtig 17 bis 18 Franken - 80 Prozent mehr als Aldi. Die Grossverteiler machen geltend, sie hätten höhere Kosten als der Discounter. Branchenkenner vermuten indes informelle Preisabsprachen. «Die dürften aber bald ein Ende haben», ist Detailhandelsexperte Wangler überzeugt. Denn Aldi macht gehörig Druck: Das Schweinsfilet kostet Fr. 29.90. Wie lange werden da Migros und Coop noch 50 Franken für das Schweinsfilet verlangen können?
Dass zumindest Schweinefleisch zu teuer ist, steht für Felix Grob von Suisseporcs fest: «Die Preise müssen runter, dann wird auch wieder mehr Fleisch gekauft.» Bis es so weit ist, empfiehlt Jörg Birnstiel von Coop lapidar: «Kaufen Sie Aktionsfleisch. Das kostet bis zu 50 Prozent weniger als normal» - und belegt damit zugleich, wie überrissen die Margen sind.