Döner-Kauf: Der Inhalt ist reine Glückssache
Döner Kebab, die orientalische Version des Fastfood, erobert die Schweiz. Kassensturz hat untersuchen lassen, was für Fleisch im Döner sein darf.
Inhalt
saldo 8/2003
30.04.2003
Andreas Grämiger
Der Döner-König der Schweiz heisst Zeynel Demir. Seine Firma Cede Royal Döner in Winterthur beherrscht mehr als die Hälfte des Marktes. In modernen Hallen fabrizieren 42 Angestellte monatlich über 100 Tonnen Kebab - zwei Drittel aus Hackfleisch, ein Drittel aus Scheibenfleisch. Pro Jahr erreicht Demir die kolossale Zuwachsrate von 30 Prozent.
Die Geburtsstunde des türkischen Fleischimbisses schlug nicht in Ankara und auch nicht in Istanbul. Erfunden hat das moderne Fastfood-...
Der Döner-König der Schweiz heisst Zeynel Demir. Seine Firma Cede Royal Döner in Winterthur beherrscht mehr als die Hälfte des Marktes. In modernen Hallen fabrizieren 42 Angestellte monatlich über 100 Tonnen Kebab - zwei Drittel aus Hackfleisch, ein Drittel aus Scheibenfleisch. Pro Jahr erreicht Demir die kolossale Zuwachsrate von 30 Prozent.
Die Geburtsstunde des türkischen Fleischimbisses schlug nicht in Ankara und auch nicht in Istanbul. Erfunden hat das moderne Fastfood-Döner der Emigrant Mehmed Aygün 1971 in Berlin-Neukölln. Der Türke drehte den Fleischspiess Platz sparend in die Vertikale. Dann schabte er das Fleisch ab und wickelte es mit Salat und scharfer Sauce in ein Fladenbrot.
Heute gibt es in Berlin mehr Kebab-Buden als Bratwurststände: Die Konkurrenz ist enorm. Als nach einem gnadenlosen Kebab-Preiskrieg die Fleischqualität immer elender wurde, schritt die Behörde ein. In Berlin ist heute genau geregelt, was sich Döner nennen darf. Ein echter Berliner Döner darf nur aus Schaf- oder Rindfleisch bestehen. 40 Prozent müssen Scheibenfleisch sein, höchstens 60 Prozent Hackfleisch.
Wer zum ersten Mal gegen die Berliner Vorschriften verstösst, wird mit 3000 Euro Busse bestraft. Beim dritten Mal kommt der Täter vor den Richter.
Die Schweiz kennt keine Vorschriften für Döner Kebab
Der beste und teuerste Döner besteht ausschliesslich aus Scheibenfleisch. Das sind ganze Fleischstücke vom Kalb oder vom Schaf, die der Metzger in Schichten aufspiesst. Auf Türkisch heisst das Yaprak Döner. In der Schweiz sagt man Plätzli-Döner. Kiyma Döner ist aus Hackfleisch. Und im Hackepeter lassen sich allerlei billige Schlachtprodukte einarbeiten, selbst Schweinefett.
Die Schweiz kennt keine besonderen Vorschriften für Döner Kebab. Aber das Fleisch muss korrekt deklariert werden. Im Döner muss drin sein, was drauf steht. Der Kebab muss enthalten, was der Verkäufer verspricht. Kassensturz und die Westschweizer Konsumentensendung A Bon Entendeur haben zwischen St. Gallen und Genf 29 Stichproben eingekauft. Die kantonalen Laboratorien Waadt und Basel-Stadt prüften nach.
Die Analysen brachten ein erbärmliches Ergebnis. Von 29 Kebabs waren 16 nicht korrekt deklariert. Viele Verkäufer sagten, es sei nur Lamm drin. Die Laborbestimmung zeigte dann aber Rind, Truten oder Poulet.
Wie ist das möglich? Kebabkönig Demir: «Viele Verkäufer können kein Deutsch. Dann sagen sie einfach: Lamm. Sie müssen lernen, den Kunden zu sagen, was auf unserer korrekten Deklaration steht.»
Kunden erfahren nicht, was im Döner Kebab steckt
Die Inhaltstoffe aller Royal-Spiesse ist geradezu kleinlich genau deklariert. Nur: Im Kebab-Imbiss erfährt der interessierte Kunde das nicht immer. Die Royal Döner GmbH will jetzt mit detaillierten Plakaten die Kunden informieren.
In sieben Stichproben fanden die Labors sogar Schweinefleisch und -fett. Solches darf ein türkisches Gericht undeklariert wirklich nicht enthalten. Hersteller und Verkäufer schieben sich den schwarzen Peter gegenseitig zu. Der Metzger Daniel Wegmann räumt ein: «Ich nehme an, dass das Fett nicht korrekt sortiert worden ist. Wir werden die Eingangskontrolle verstärken.»
Grosse Preisunterschiede
Kassensturz fand im Fleisch Fettgehalte zwischen 8,6 und 24,1 Prozent. Ebenso gross sind die Preisunterschiede: Beim teuersten Kebab-Stand gab es für Fr. 9.50 einen korrekt deklarierten Kebab mit 455 Gramm Lammfleisch. Beim billigsten Stand kostete die Portion nur 5 Franken, dafür wog sie nur 268 Gramm. Deklariert waren Rind und Lamm. Es war aber auch Huhn und Schwein drin. Die Preise pro 100 Gramm variierten in der Stichprobe von Fr. 1.82 bis Fr. 2.88.