Der K-Tipp schickte  zwanzig in den Läden erhältliche Hygiene- und FFP2-Masken ins Labor. Es untersuchte, ob und allenfalls welche chemischen Stoffe aus dem Maskenmaterial ausgasen. Das ist von Bedeutung, weil diese Gase beim Tragen der Masken eingeatmet werden. 

Ergebnis: Die höchsten Mengen an flüchtigen Kohlenwasserstoffen (VOC) fand das Speziallabor in FFP2-Masken: Diese bestehen in der Regel aus dickerem Filtermaterial als einfache Hygienemasken. Am wenigsten Lösungsmittel enthielten die Masken aus dem Selecta-Automaten. 

Die Laborexperten gehen davon aus, dass es sich bei den gefundenen Lösungsmitteln um Rückstände aus der Herstellung handelt. Alle Masken wurden in ­Asien produziert. Die einge­bauten Filterschichten bestehen unter anderem aus erdölbasierten Stoffen.

Die gemessenen Mengen an flüchtigen Schadstoffen bewegen sich pro Maske im Bereich von 0,02 bis 0,24 Milligramm. Das tönt nach wenig. Nur: Solche Masken werden teilweise längere Zeit getragen. Deshalb sollten sie aus Konsumentensicht schadstofffrei sein. 

In der europäischen Verordnung für Sicherheitsausrüstung steht: «Die Ausgangswerkstoffe und ihre möglichen Zersetzungsprodukte dürfen die Gesundheit und Sicherheit des Nutzers nicht beeinträchtigen.» Wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen von gasförmigen Schadstoffen aus Masken gibt es zurzeit nicht. 

Richtwerte pro Kubikmeter Luft gibt es bloss für die Belastung in Innenräumen. Diese Werte können aber nicht auf Gesichtsmasken angewendet werden, da es durch ständiges Ein- und Ausatmen unter der Maske zu einer höheren Gaskonzentration kommen kann. 

Das Bundesamt für Gesundheit schreibt auf seiner Internetseite, gesundheitliche Auswirkungen flüchtiger Verbindungen seien schwierig abzuschätzen. Wissenschaftlich gut dokumentiert ist laut Bundesamt nur, dass erhöhte Gasgemische in Innenräumen Beschwerden wie Schleimhautreizungen, Kopfweh, Müdigkeit und Unwohlsein auslösen können.

Laut der Datenbank der Europäischen Chemikalien­agentur sind bei den gemessenen Schadstoffen chronische Erkrankungen nicht ausgeschlossen: Dimethyl­acetamid, Styrol und Toluol stehen im Verdacht, die Fruchtbarkeit der Frauen und ungeborene Kinder zu schädigen. Bei Naphthalin wird vermutet, dass der Stoff das Krebsrisiko erhöhen kann. Naphthalin wurde in einer einzigen Maske nachgewiesen, Dimethyl­acetamid und Toluol in fast allen Produkten. Immerhin: Keine der geprüften Masken enthielt hormonaktive Weichmacher, krebsverdächtiges Formaldehyd, heikle Flammschutzmittel oder Farbrückstände.

Keine Messungen der Behörden

Die Behörden in der Schweiz führen bei Gesichtsmasken keine systematischen Schadstoffmessungen durch. Sie kontrollieren im Zulassungsprozess laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco bloss die von den Herstellern vorgelegten Papiere. Stichproben würden erst gemacht, wenn gefährliche Produkte gemeldet würden.

Verwirrend: Für die verschiedenen Maskentypen sind verschiedene Behörden zuständig. Laut Seco ist die Beratungsstelle für Unfallverhütung für die Kontrollen von FFP2-Masken für Konsumenten zuständig. Profi-Atemschutzmasken hingegen fallen in die Zuständigkeit der Unfallversicherung Suva. Und für die Überwachung der medizinischen Hygienemasken ist schliesslich das Heilmittelinstitut Swissmedic verantwortlich. Die meisten Hersteller und Händler sagen zu den K-Tipp-Testresultaten, dass die geltenden Normen und behördlichen Vorschriften eingehalten würden. 

Keine konkreten Prüfvorschriften

Nur: Für flüchtige Schadstoffe bei Masken gibt es keine Vorschriften. Die zwei Masken-Prüfnormen EN 14683 und EN 149 enthalten keine Anforderungen bezüglich Ausgasen von Schadstoffen. Beide Normen regeln nur die Filterwirkung und die Dichtigkeit der Masken. Laut EN 149 dürfen FFP2-Masken zumindest keine gesundheitsschädlichen Fasern abgeben. Zudem sollen die Masken so hergestellt sein, dass der Träger nicht mit hautreizenden Materialien in Kontakt kommt. Grenz­werte für Schadstoffe fehlen aber gänzlich.

Aldi, Lidl und Manor erklären, die Masken würden bei normaler Verwendung kein Gesundheitsrisiko darstellen. Ma­nor empfiehlt, die Masken ausgiebig zu lüften, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren. 

Ein Apotheker, der anonym bleiben möchte, kommentiert die Ergebnisse der K-Tipp-Analyse: «Ich mache mir Sorgen vor allem um Kinder und Jugend­liche.» Gerade bei jungen Menschen seien die Zellen verletzlicher und die körpereigene Giftabwehr noch nicht so stark entwickelt wie bei Erwachsenen.

Angesichts dieser Problematik ist die von den Behörden angeordnete Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und gewissen Innenräumen nicht einfach eine Bagatelle. 

Kommt hinzu: Bisher ist kein eindeutiger Nutzen der Masken zur Eindämmung der Coronapandemie belegt. Die Maskenpflicht hatte bisher laut einem internationalen Forscherteam um Jan Brauner von der University of Oxford (GB) mit 2 Prozent nur einen kleinen Einfluss auf die ­Eindämmung des Corona-­Virus (K-Tipp 12/2021). 

Tipp: Die Schadstoffmenge in Schutzmasken lässt sich auf einfache ­Weise reduzieren. Neue Masken sollte man zum Auslüften rund zwei Tage im Freien an der Sonne aufhängen. Wärme führt dazu, dass mehr Schadstoffe ausgasen. Oder man kann neue ­Masken bei 50 bis 60 Grad für eine halbe Stunde bei laufender Lüftung in den Backofen legen. Manfred Santen, Chemieexperte bei Greenpeace Deutschland, rät zu waschbaren Masken: Bei ihnen gebe es kaum Probleme mit flüchtigen Schadstoffen, weil sie grösstenteils ausgewaschen würden. Zudem tue man der Umwelt Gutes, indem der Abfall reduziert wird.