Ab 70 Grad wirds für die Haare brenzlig
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K-Tipp 5/2000
08.03.2000
Haartrockner im Test: Viele trocknen schlecht - jeder zweite ist ungenügend.
Ein K-Tip-Test zeigt: Auch ein preisgünstiger Föhn mit schwachem Gebläse trocknet die Haare gut - und erst noch schonend. Die Schwächen vieler Haartrockner: Sie blasen oft zu heiss und sind sehr laut.
Die schonendste Weise Ihr Haar zu trocknen ist, es bei Raumtemperatur der Natur zu überlassen." So steht es in der Bedienungsanleitung des Philips Natura Dryer. Damit propagiert Philips ...
Haartrockner im Test: Viele trocknen schlecht - jeder zweite ist ungenügend.
Ein K-Tip-Test zeigt: Auch ein preisgünstiger Föhn mit schwachem Gebläse trocknet die Haare gut - und erst noch schonend. Die Schwächen vieler Haartrockner: Sie blasen oft zu heiss und sind sehr laut.
Die schonendste Weise Ihr Haar zu trocknen ist, es bei Raumtemperatur der Natur zu überlassen." So steht es in der Bedienungsanleitung des Philips Natura Dryer. Damit propagiert Philips nicht etwa den Verzicht von Haartrocknern, sondern wirbt für die neue sensorgesteuerte Temperaturkontrolle ihrer Produktelinie.
Nur: Die Texter von Philips versprechen mehr, als der holländische Konzern hält. Denn auch der neue Philips-Föhn gehört nicht zu den haarschonendsten Produkten. Dies belegt ein K-Tip-Test deutlich.
Das deutsche Institut für Produkteforschung und Information (ipi) untersuchte im Auftrag des K-Tip 18 Haarföhns in der Preisklasse von 19 bis 99 Franken mit Leistungen zwischen 1000 und 1800 Watt. Ipi prüfte die Apparate in vier Bereichen:
° Wie schonend trocknen sie das Haar?
° Wie schnell und mit wie viel Stromverbrauch trocknen sie das Haar?
° Wie laut ist das Gerät?
° Wie praktisch, einfach und logisch ist es?
Verbrennungsgefahr: Sieben Modelle föhnen zu heiss
Am meisten Mühe bekundeten die Trockner mit der "Haarschonung". Ipi mass dabei die Höchsttemperatur, die innerhalb von zehn Sekunden auf dem Prüfkopf auftrat. Die Haartrockner mussten sich bei höchster Heizstufe und maximalem Luftstrom sowie bei höchster Heizstufe und kleinstem Luftstrom bewähren.
Sieben der Produkte fielen bei dieser Prüfung durch (siehe Tabelle). Sie erzeugten Temperaturen zwischen 76 und 113 Grad. Genug, um jeden Haarschopf zu ruinieren. "Ab 70 Grad wird die Haarstruktur bleibend geschädigt", sagt der Fachmann Robert Frei, Sektionspräsident des Coiffeurmeisterverbandes Schweiz.
Die Folgen: stumpfes Haar, gespaltene Haarspitzen (Spliss), Farbänderungen an den Haarenden. Frei bestätigt: "Zu heiss geföhnte Haare wirken abgenutzt und ungesund."
Besonders anfällig auf hohe Temperaturen ist langes Haar, weil die Spitzen älter und trockener und deshalb auch brüchiger sind. Ausserdem sind 100 Grad auch für die Kopfhaut alles andere als angenehm. Schon bei 70 Grad kann es zu Verbrennungen kommen. Solche Haartrockner gehören deshalb nicht in Kinderhände.
Weniger Hitze liefert ein Föhn normalerweise bei gleicher Temperaturstufe, aber auf der kleinsten Gebläsestufe. Doch nicht bei allen getesteten Produkten traf diese einfache Faustregel wirklich zu. Der Philips Natura Dryer und der Solis Match heizten sogar noch mehr als auf der höchsten Gebläsestufe.
Viele Konsumenten glauben noch immer, es brauche viel Hitze, um die Haare zu trocknen. "Das ist ein Irrtum", zeigt Ipi-Prüfleiter Karl-Heinz Baumann auf. Denn: Produkte, die stark heizen, trocknen nicht automatisch schneller. Dafür braucht es nämlich nicht nur Wärme, sondern auch genügend Luft, um die Feuchtigkeit abzuführen.
Beim Kriterium "Trocknungsleistung" prüfte Ipi, wie viel Luft der Föhn pro Sekunde ausstösst, wie schnell er nasse Haare trocknet und wie viel Strom er dafür benötigt.
Ein guter Föhn sollte mindestens 20 Liter Wind pro Sekunde erzeugen. Auf nur gerade 13,1 Liter bringt es der Solis Starline. Als Vergleich: Der Satrap Air Super Volume bläst mit über 26 Litern in der Sekunde doppelt so viel durch seine Rippen. Doch aufgepasst: Er verschlingt satte 1800 Watt.
Es geht auch mit weniger Wattleistung. Das zeigte der Mio-Star-Haartrockner 1200. Er bläst über 21 Liter Luft in der Sekunde, benötigt dafür aber bedeutend weniger Strom. Deshalb erzielte er auch eine gute Teilnote in der Trocknungsleistung.
Im Gegensatz zu den hohen Temperaturen schädigt starkes Blasen das Haar nicht.
Einige Haartrockner sind so laut wie ein Lastwagen
In einer weiteren Prüfung massen Geräuschmesser die Lautstärke der Haartrockner. Gleichzeitig beurteilten fünf Fachleute den Lärm mit den eigenen Ohren. Hohes Pfeifen zum Beispiel empfindet das menschliche Ohr als unangenehm, auch