Das Inserat auf dem Immobilienportal Immowelt.ch ist professionell aufgemacht: Die Adresse, der Lageplan und die Bilder der «wunderschönen Wohnung über den Dächern von Aarau» sollen Wohnungssuchende anlocken. Der Preis ist äusserst günstig: knapp 900 Franken für 100 Quadratmeter Wohnfläche an der Vor­deren Vorstadt 18 im Zentrum von Aarau – ein echtes Schnäppchen.

K-Tipp-Leserin Judith Dennler aus Däniken AG meldete sich mit dem Kontaktformular. Eine Joanne Pearlson antwortete: Die Wohnung sei noch immer frei, ein Parkplatz sei auch dabei. Sie forderte die Interessentin auf, Angaben zu ihrer Person und zu ihrem Beruf zu machen – sowie «alles andere» zu beschreiben, «was Sie zu einer guten Mieterin machen würde».

Die vermeintliche Wohnungsvermieterin Pearlson spricht nur Englisch. Sie sei gerade in Grossbritannien und könne die Wohnung nicht persönlich über­geben. Sie habe den Schlüssel aber bei einem Vertreter der Zimmervermittlungsagentur Air­bnb hinterlegt. Diese werde auch alle Vertragsformalitäten erledigen.

«Sobald ein ­Depot von zwei Monatsmieten überwiesen ist, bekommen Sie die Depotbestätigung, den Schlüssel und den Vertrag», versprach Pearlson. Falls ­Judith Dennler die Wohnung nicht gefalle, könne sie den Schlüssel einfach zurückschicken und erhalte das Depot zurück.

Nie Vorauszahlung leisten

Anschliessend kamen per E-Mail Dokumente mit dem offiziellen Logo von Airbnb sowie Kontoan­gaben fürs Depot bei der italienischen Postbank. Neben den Unterschriften war auch der Stempel des Betreibungsamtes Zürich zu finden.
Doch in Fällen wie ­diesem sind Betrüger am Werk. Das klare Warnsignal: Dennler hätte vor dem Besichtigen der Wohnung eine Vorauszahlung leisten müssen.

Ab­klärungen des K-Tipp ergaben denn auch: Airbnb besitzt keine Schlüssel der Wohnung und hat noch nie von der vermeintlichen Vermieterin gehört. Die Bilder und den Wohnungs­beschrieb im Inserat klauten die Betrüger vom echten Vermieter.

Immowelt.ch erklärte gegenüber dem K-Tipp, man arbeite «mit grossem Aufwand» daran, alle Betrugsobjekte auf dem Immo­bilienportal zu ­löschen. Doch das betrü­gerische ­Inserat war nach ein paar Tagen wieder auf Immo­welt.ch zu finden. Dieses Mal hiess der angebliche Vermieter Eugene Perkins. 

Immerhin: Judith Dennler erkannte den Betrugsversuch rechtzeitig und leistete keine Vorauszahlung.