«Wie schütze ich meine Knochen?»
Viele Patienten bekommen jahrelang Medikamente gegen brüchige Knochen. Doch länger als fünf Jahre sollte man diese nicht nehmen. Die Ärztinnen Elisabeth Wanner und Stephanie Wolff gaben am Telefon Auskunft.
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Gesundheitstipp 10/2013
09.10.2013
Elisabeth Wanner, Stephanie Wolff
Soll ich die Knochen-dichte messen lassen?
«Ich bin 61 Jahre alt, Vegetarierin, mache täglich Sport, esse viel Kalzium und nehme Vitamin-D-Tropfen. Mein Onkel und meine Tante hatten Osteoporose. Soll ich meine Knochendichte messen lassen?»
Nein, das ist vorläufig nicht nötig. Sie haben keine bekannten Risikofaktoren für Osteoporose: Zum Beispiel waren Ihre Eltern nicht betroffen, Sie hatten keine ...
Soll ich die Knochen-dichte messen lassen?
«Ich bin 61 Jahre alt, Vegetarierin, mache täglich Sport, esse viel Kalzium und nehme Vitamin-D-Tropfen. Mein Onkel und meine Tante hatten Osteoporose. Soll ich meine Knochendichte messen lassen?»
Nein, das ist vorläufig nicht nötig. Sie haben keine bekannten Risikofaktoren für Osteoporose: Zum Beispiel waren Ihre Eltern nicht betroffen, Sie hatten keine frühe Menopause und Sie nehmen keine Medikamente, die die Knochen schädigen. Behalten Sie den gesunden Lebensstil bei. (wa)
Actonel noch länger einnehmen?
«Seit sechs Jahren nehme ich Actonel-Tabletten. Die Knochendichte hat sich seither leicht verschlechtert. Soll ich die Tabletten noch nehmen?»
Nein. Medikamente wie Actonel sollte man nicht länger als drei bis fünf Jahre einnehmen. Denn es ist nicht bewiesen, dass eine längere Therapie die Patienten vor Knochenbrüchen schützt. Besprechen Sie das Absetzen des Medikaments mit Ihrem Arzt. (wa)
Das Knie schmerzt: Ist Prolia schuld?
«Ich brach mir zweimal das Handgelenk. Nun bekomme ich seit zwei Jahren Spritzen gegen brüchige Knochen. Zurzeit ist es Prolia. Seither habe ich Schmerzen im Knie. Kommt das vom Medikament?»
Ja, das ist gut möglich. Prolia führt häufig zu Gliederschmerzen. Zudem brauchen Sie das Osteoporose-Medikament wahrscheinlich gar nicht. Ihr Risiko für Knochenbrüche ist nur dann erhöht, wenn die Knochen ohne grössere Krafteinwirkung brechen. Bei Ihnen passierten die Brüche am Handgelenk bei richtigen Unfällen. Ich rate Ihnen deshalb, Prolia abzusetzen. (wo)
Eierstöcke entfernt: Brauche ich Evista?
«Mit 52 Jahren entfernten die Ärzte meine Eierstöcke und die Gebärmutter. Seither produziert mein Körper keine weiblichen Hormone mehr, die die Knochen schützen. Deshalb verschrieb mir die Frauenärztin vor sechs Jahren das Hormonpräparat Evista. Meine Knochendichte war immer in Ordnung. Brauche ich Evista noch?»
Nein. Eine Unterleibsoperation in diesem Alter ist kein Grund für Evista. Das Medikament erhöht zudem das Risiko für Blutgerinnsel. Setzen Sie es ab und bleiben Sie aktiv, um Ihre Knochen gesund zu erhalten. Zudem empfehle ich Ihnen täglich 800 IE (internationale Einheiten) Vitamin D. (wo)
Gereizte Speiseröhre wegen Osteoporose-Mitteln?
«Früher bekam ich gegen Osteoporose Fosamax-Tabletten, jetzt Bonviva als Spritze. Die Ärzte stellten fest, dass meine Speiseröhre entzündet ist. Kommt das von den Medikamenten?»
Das ist möglich. Wenn man Osteoporose-Medikamente wie Fosamax als Tabletten einnimmt, können sie die Speiseröhre schädigen und in seltenen Fällen gar zu Speiseröhren-krebs führen. Deshalb ist es gut, dass der Arzt die Tabletten durch Spritzen ersetzt hat. Diese belasten die Speiseröhre weniger und Ihre Beschwerden sollten mit der Zeit besser werden. (wo)
Muss ich zur Infusion wechseln?
«Weil ich Kortison brauche, hat sich meine Knochendichte verschlechtert. Ich bekomme Alendronat-Tabletten, die ich gut vertrage. Jetzt will mir die Ärztin stattdessen eine Aclasta-Infusion geben. Muss das sein?»
Nein. Wenn Sie die Tabletten gut vertragen, gibt es keinen Grund, auf die Infusion umzusteigen. Die Tabletten sind zwar weniger praktisch, weil man sie täglich oder wöchentlich nehmen muss. Falls Sie ernsthafte Nebenwirkungen vom Medikament bekommen, können Sie Tabletten jederzeit wieder absetzen. Bei der jährlichen Infusion geht das nicht. Sie bleibt länger im Körper. (wa)
Was ist von Ossopan zu halten?
«Ich vertrage das Kalziumpräparat Calcimagon nicht. Nun rät mir der Arzt, Ossopan zu nehmen, das ebenfalls Kalzium enthalte. Was halten Sie davon?»
Sie können es ausprobieren. Ossopan besteht vor allem aus dem Eiweiss Kollagen, aus Kalzium und Phosphat. Durch diese Kombination soll der Körper das Kalzium aus dem Präparat besser aufnehmen können. Es ist allerdings nicht klar nachgewiesen, dass es die Knochendichte verbessert. Nebenwirkungen sind kaum zu erwarten. Sicherheitshalber sollten Sie Ossopan nicht zum gleichen Zeitpunkt einnehmen wie andere Medikamente, denn kalziumhaltige Mittel können deren Wirkung im Körper vermindern. (wo)
Ist Ibandronat anstelle von Bonviva sinnvoll?
«Zwei Jahre lang nahm ich Bonviva. Ich vertrage das Medikament gut. Jetzt hat mir der Arzt Ibandronat verschrieben. Gibt es einen Grund, das Medikament zu wechseln?»
Ja. Ibandronat ist ein Generikum von Bonviva. Das heisst: Es enthält genau denselben Wirkstoff wie Bonviva, ist aber günstiger. Wenn Sie Bonviva gut vertragen haben, werden Sie auch mit Ibandronat keine Probleme haben. Bei Generika müssen Sie zudem einen geringeren Anteil der Medikamentenkosten übernehmen: Ihr Selbstbehalt bei der Krankenkasse beträgt zehn statt zwanzig Prozent. (wo)
Wann Knochendichte nachkontrollieren?
«Der Arzt mass vor eineinhalb Jahren meine Knochendichte. Seither muss ich Medikamente gegen Osteoporose nehmen. Jetzt würde ich meine Knochendichte gerne überprüfen lassen, der Hausarzt zögert aber. Wann ist der richtige Zeitpunkt?»
Die Grundversicherung zahlt eine Kontrollmessung nach zwei Jahren. Das gilt für Patientinnen, die Osteoporose haben und Medikamente dagegen bekommen. Allerdings ist fraglich, was Ihnen die Messung tatsächlich bringt. An der Therapie ändert sich dadurch vorläufig nichts. Sie müssen die Osteoporose-Mittel noch weiterhin nehmen.
Meditel
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