Weine richtig lagern
Auch wer wenig Platz hat, kann sich einen gut sortierten Weinvorrat anschaffen. Die wichtigsten Tipps, damit gute Tropfen im privaten Keller auch gut bleiben.
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Haus & Garten 3/2006
28.06.2006
VERA SOHMER
Ein prächtiges, altes Kellergewölbe, in dem viele feine Weine bis zur idealen Reife lagern - so stellt sich der Geniesser den perfekten Weinkeller vor. Die Realität daheim sieht nüchterner aus: Wer zur Miete wohnt, verfügt meist nur über einen engen und schlimmstenfalls beheizten Verschlag im Gemeinschaftskeller. Und selbst im Eigenheim sind viele Kellerräume bereits zum Bersten voll.
Doch auch unter solchen Umständen muss man nicht auf seinen Weinvorrat verzichten, findet...
Ein prächtiges, altes Kellergewölbe, in dem viele feine Weine bis zur idealen Reife lagern - so stellt sich der Geniesser den perfekten Weinkeller vor. Die Realität daheim sieht nüchterner aus: Wer zur Miete wohnt, verfügt meist nur über einen engen und schlimmstenfalls beheizten Verschlag im Gemeinschaftskeller. Und selbst im Eigenheim sind viele Kellerräume bereits zum Bersten voll.
Doch auch unter solchen Umständen muss man nicht auf seinen Weinvorrat verzichten, findet Herbert Amrein, Fachmann für Weinlagerung aus Rothenburg LU. Oft reicht es schon, sich im Keller eine geeignete Ecke für Weinregale freizuräumen. Zudem könne man sich mit einem Weinklimaschrank behelfen. Die Schränke, die es auch für Wohnzimmer gibt, sind allerdings teuer - und sie verbrauchen wie jedes Haushaltsgerät Energie.
Sommelier Christian Bock rät, sich keinen allzu grossen Weinbestand zuzulegen. Vor allem hochwertige Weine wie Bordeaux und Burgunder aus guten Jahrgängen sollten lange gelagert werden - und leiden, wenn man ihnen nicht den optimalen Lagerraum bietet.
Viele Flaschen zu horten, ist aber sowieso ein wenig aus der Mode gekommen. Heute werden nach Bocks Angaben eher junge Weine gekauft, die entweder sofort oder in absehbarer Zeit getrunken werden. Und das heisst: «Lange Lagerzeiten und grosse Bestände braucht es meist gar nicht mehr.» Beliebte und trinkfertige Weine könne man zudem jederzeit nachkaufen - auch wenns dann vielleicht nicht der besonders begehrte Jahrgang sei.
So lagern Sie Weine richtig
- Temperatur: Fragt man diverse Experten, erhält man verschiedene Auskünfte für Lagertemperaturen - nämlich von 8 bis 17 Grad. «Grosse Weine» vertragen eine Temperatur zwischen 9 und 12 Grad am besten. Bock: «Viel schlimmer als ein paar Grad zu viel sind schnelle und grosse Temperaturschwankungen.» Grundsätzlich gilt: Wird der Wein warm gelagert, altert er schneller.
- Luftfeuchtigkeit: Sie beträgt idealerweise zwischen 65 und 75 Grad. Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann man mit einem Thermo-Hygrometer messen. Ist die Luftfeuchtigkeit zu niedrig, können die Korken austrocknen. Sie werden porös und luftdurchlässig. Zu viel Feuchtigkeit schadet weniger dem Wein, jedoch können die Etiketten vergrauen oder schimmlig werden.
- Lichtverhältnisse: Wein ist lichtempfindlich, er liebt es dunkel. UV-Licht kann sogar chemische Reaktionen hervorrufen, die sich unter Umständen negativ auf den Wein auswirken. Weinklimaschränke haben deshalb UV-Filter.
- Gerüche: Sie können sich auf den Wein übertragen und seinen Geschmack beeinträchtigen. Deshalb Weine nie in der Nähe von Öltanks oder Gemüsevorräten lagern.
Experten empfehlen: Bevor man seine Weinregale aufstellt, den Raum mit einem geruchsneutralen Mittel reinigen. Bei alten Kellerräumen die Wände mit Kalkfarbe streichen. Unbedenklich ist es, wenn die Weinflaschen neben verschlossenen Gegenständen wie Konserven und Einmachgläsern liegen.
- Schräglage: Es empfiehlt sich, die gekauften Weine rasch am Lagerort zu versorgen. Der Korken sollte sich mit Wein sättigen, so bleibt er innen feucht und schliesst gut. Deshalb sollte man Flaschen liegend lagern. Bock: «Nach neuen Erkenntnissen ist es sogar besser, die Flasche Richtung Flaschenboden leicht schräg abwärts zu legen, damit nicht der ganze Korken Kontakt mit dem Wein hat.» Bei Schaumwein hält die kohlensäurehaltige Luft den Korken feucht. Die Flaschen können deshalb auch stehen bleiben.
- Sortieren: Wie man den Wein am besten einsortiert, dafür gibt es keine festen Regeln. Fachmann Herbert Amreins Tipps: Alltagsweine von edlen Tropfen trennen. Zudem Rotweine oben im Regal lagern und Weissweine unten, weil es dort kühler ist. Darüber hinaus sei es hilfreich, die Flaschen nach Ländern und nach Rebsorten einzusortieren. Sommelier Bock hingegen ordnet lieber nach Regionen und Jahrgängen. Was unbestritten ist: Die Etiketten sollten immer oben sein.
Alternativen: der Weinklimaschrank oder ein Regal aus dem Baumarkt
Wer keinen oder einen ungeeigneten Keller hat, kann seine Weinflaschen in einem Klimaschrank aufbewahren. Vorteil: Im Inneren herrschen optimale Lagerbedingungen. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit werden konstant gehalten. Weinklimaschränke gibt es für Keller und Wohnzimmer. Wer beispielsweise 100 Flaschen lagern möchte, muss für einen Schrank zwischen 1000 und 2500 Franken investieren.
Zum Vergleich: Regale für 100 Flaschen kosten zwischen 200 und 500 Franken - je nach Material (Holz, Metall, Naturklimastein). Für ein 100-Flaschen-Lager genügt eine Grundfläche von einem Quadratmeter, wenn das Regal zirka 1,70 Meter hoch ist.
Noch günstiger gibts solche Gestelle im Baumarkt: Ein Holzregal für 108 Flaschen kostet zum Beispiel bei Obi 98 Franken.