Was hilft gegen Orangenhaut?
Schlanke, dellenfreie Beine - davon träumen viele Frauen. Behandlungen und Cremes sollen nützen. Die meisten Methoden versprechen aber mehr, als sie halten.
Inhalt
Haus & Garten 1/2003
01.01.2003
Pia Seiler
Ganz gleich ob jung oder alt, schlank oder übergewichtig, sportlich oder bewegungsfaul: Viele Frauen klagen über Cellulite - über die berüchtigte Orangenhaut, die vor allem an Oberschenkeln und Hüften entsteht. Die Kosmetikindustrie geht davon aus, dass 90 Prozent aller Frauen davon betroffen sind.
Verantwortlich für Cellulite ist die schwache weibliche Bindegewebestruktur - und diese wird vererbt. Männer haben es da besser: Ihr Bindegewebe ist kräftiger und lässt Celluli...
Ganz gleich ob jung oder alt, schlank oder übergewichtig, sportlich oder bewegungsfaul: Viele Frauen klagen über Cellulite - über die berüchtigte Orangenhaut, die vor allem an Oberschenkeln und Hüften entsteht. Die Kosmetikindustrie geht davon aus, dass 90 Prozent aller Frauen davon betroffen sind.
Verantwortlich für Cellulite ist die schwache weibliche Bindegewebestruktur - und diese wird vererbt. Männer haben es da besser: Ihr Bindegewebe ist kräftiger und lässt Cellulite gar nicht erst entstehen.
Bei Frauen hingegen können Fettzellhaufen im Bindegewebe auf Blutgefässe und Lymphbahnen drücken. Dadurch werden Abbauprodukte des Zellstoffwechsels weniger gut abtransportiert. Es bildet sich mehr Flüssigkeit zwischen den Zellen.
Ein Teufelskreis: Der Druck auf die feinen Blutgefässe wird weiter erhöht und die Gewebedurchblutung weiter behindert. Zudem begünstigen weibliche Hormone das Speichern von Fett zusätzlich.
Die Folge: Fettzellen und vermehrte Zellflüssigkeit führen zu Ausbuchtungen an der Hautoberfläche.
Kosmetikfirmen und -studios versprechen Abhilfe. Und es tönt tatsächlich verlockend, was auf den Beipackzetteln von Anticellulite-Cremes steht. So schreibt Kosmetikhersteller Clarins: «Verschwundene Pölsterchen und Orangenhaut neigen weniger dazu, wieder zu entstehen.» Und Vichy verspricht «nach 28 Tagen signifikante Reduktion des Reliefs der Orangenhaut».
K-Spezial hat beide Cremes und fünf weitere Methoden durch je eine Frau mit leichter bis mittelschwerer Cellulite während acht Wochen testen lassen (siehe Kasten links). Um die Behandlungen zu unterstützen, haben die Frauen sich an die Empfehlungen von Cellulitespezialist Urs Bösch gehalten, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie:
Zwei bis drei Liter pro Tag trinken - das fördert den Stoffwechsel.
Mit Salz sparsam umgehen - Salz bindet Wasser im Körper.
Moderat Sport treiben - das regt Kreislauf und Hautdurchblutung an.
Umfang reduziert - aber nicht die Dellen
Vor und nach den Testwochen hat Irene Nünlist, Kosmetikspezialistin und Krankenschwester, Oberschenkel und Hüfte der Testpersonen vermessen und das Hautbild festgehalten. Zudem wurden die Problemzonen fotografiert. Das Resultat ist ernüchternd: Bei keiner Methode stellen Bösch und Nünlist eine sichtbare Veränderung der Silhouette und des Hautbildes fest.
Unterschiede gibt es nur bei der Reduktion des Umfanges von Hüften und Oberschenkeln sowie im subjektiven Empfinden der Testpersonen (siehe Tabelle). «Die Umfangreduktion kann ein Hinweis sein, dass sich die Gewebestruktur verändert hat - und damit der Flüssigkeitshaushalt des Gewebes normalisiert ist», sagt Bösch.
Allerdings: Auch Faktoren wie der individuelle Hormonspiegel der Frau können den Umfang beeinflussen; je nach Zyklusphase lagert der Körper mehr oder weniger Wasser ein.
Trotz dieser Einschränkung: Am meisten an Umfang verloren hat die Testperson, welche Algenwickel verwendet hat. Auch Endermologie (eine Hightech-Massage), Lymphdrainage und Aromawickel zeigten hier einen Erfolg - die Frauen haben bis zu drei Zentimeter weniger Umfang. Dazu Esther Feller, Instruktorin der Algenmethode der Firma Sothys: «Cellulite, die sich über Jahre festgesetzt hat, kann man nicht wegzaubern. Da sind schon wenige Zentimeter ein Erfolg.»
Anticellulite-Cremes: Schlechtes Ergebnis
Anders bei den Anticellulite-Cremes: Von «signifikanter Reduktion» kann keine Rede sein - die Umfangreduktion liegt im Millimeterbereich. Vichy-Sprecherin Susanne von Rohr will zur Stichprobe «nur mit einer Person» kei-ne Stellung nehmen. «Die Wirksamkeit konnte in diversen Studien gezeigt werden, unter anderem in drei europäischen Ländern mit 222 Probandinnen», schreibt von Rohr.
Auch Clarins argumentiert mit diversen wissenschaftlichen Tests. Allerdings nennen beide Kosmetikfirmen weder den Namen des durchführenden Instituts noch die Auftraggeber dieser Studien.
Fazit: Mit Algen- und Aromawickeln, Endermologie und Lymphdrainage konnten die Testpersonen ihren Umfang zwar reduzieren. Das hat jedoch seinen Preis. Unter 1000 Franken kommt man nicht weg. Und mit einer einmaligen Behandlungsserie ist es nicht getan.
Irène Grimm, Inhaberin der Firma Body Care, welche
die Aromawickel vertreibt, empfiehlt zwei Kuren jährlich. Die anderen Anbieter raten zu «regelmässiger Erhaltungstherapie».
Eine Testperson meint denn auch: «Für so wenig Reduktion würde ich nicht so tief in die Tasche greifen. Da bleibe ich lieber bei meinen Turnübungen.»
Fachleute sind sich einig: Die beste Anticellulite-Methode ist Vorbeugen. Dazu gibt die deutsche Dermatologin und Cellulitespezialistin Birgit Kunze Tipps:
Wichtig: In der Pubertät keine allzu grosse Gewichtszunahme.
Später Gewichtsschwankungen durch Crash-Diäten vermeiden.
Nimmt man trotzdem übermässig zu, die Ernährung umstellen: Viel Obst und Gemüse, nicht zu salzig, zu süss oder zu fett essen.
Ein- bis dreimal wöchentlich Sport treiben - Joggen, Walken, Schwimmen, Gymnastik oder Radfahren
Auf eine regelmässige Hautpflege achten.