Von der Terrasse ins Internet
WLAN - diese vier Buchstaben stehen für einen Megatrend in der Computerwelt.<br />
Und für die kabellose Vernetzung von Haus und Garten.
Inhalt
K-Geld 3/2004
26.05.2004
Kurt Haupt
Sollen zwei Computer miteinander verbunden werden oder Drucker und Internetzugang teilen, muss man sie vernetzen. Local Area Network oder kurz LAN nennt sich ein solcher Geräteverbund.
Wenn die Daten mittels Funkwellen statt Kabeln zwischen Rechnern und Internet wandern, ist das Netzwerk «wireless» (kabellos) und wird als WLAN bezeichnet. WLAN sind gross im Kommen. Sie sind technisch ausgereift, preisgünstig - und der Kabelsalat fällt weg.
Wer sich erstmals mit der Hau...
Sollen zwei Computer miteinander verbunden werden oder Drucker und Internetzugang teilen, muss man sie vernetzen. Local Area Network oder kurz LAN nennt sich ein solcher Geräteverbund.
Wenn die Daten mittels Funkwellen statt Kabeln zwischen Rechnern und Internet wandern, ist das Netzwerk «wireless» (kabellos) und wird als WLAN bezeichnet. WLAN sind gross im Kommen. Sie sind technisch ausgereift, preisgünstig - und der Kabelsalat fällt weg.
Wer sich erstmals mit der Hausvernetzung befasst, wird allerdings vom Technokauderwelsch fast erschlagen: Was muss man sich unter etwas vorstellen, dass sich 802.11g nennt? Und was soll ein Hausbesitzer mit Begriffen wie Router, Switch, DHCP, WEP oder WPA anfangen. Und wie gefährlich ist eine Technik, die Firewalls (Brandmauern) sowie entmilitarisierte Zonen (DMZ) braucht?
Erklärungen von solchem Fachchinesisch und viele Einsteigertipps für den Aufbau eines drahtlosen Netzes finden sich im Internet: unter www.wireless-forum.ch zum Beispiel oder www. chip.de («DSL & Internet» anklicken, dann «W-LAN: Drahtlos surfen»).
Ein wichtiges Kriterium im Funknetz ist das Tempo. Dabei gibt es zwei Regeln: Erstens ist ein Funknetz immer langsamer als ein Kabelnetz - und zweitens prahlen alle Hersteller auf ihren Verpackungen mit unrealistischen Werten.
Die für ein WLAN benötigten Geräte transportieren laut Hersteller entweder 10 Megabit (Standard 802.11b) oder 50 Megabit (802.11g) Daten pro Sekunde. In der Praxis bleibt davon bestenfalls die Hälfte übrig.
Im Vergleich zu den 0,6 Megabit Daten, die ein üblicher Internetanschluss per ADSL pro Sekunde anliefert, ist das aber immer noch reichlich. Selbstverständlich kann man auch mit einem WLAN nicht schneller im Internet surfen, als es der ADSL-Zugang erlaubt. Der grössere Datentransfer ist nur zwischen den einzelnen Computern im Haus möglich.
Die neuen, schnelleren g-Geräte sind abwärtskompatibel. Das heisst, sie funktionieren auch mit Geräten nach dem langsameren b-Standard. Sobald jedoch ein altes b-Gerät im Netz funkt, müssen alle Partner im Netz auf diesen langsamen Modus umschalten. Das ist ärgerlich, weil die meisten Notebooks mit integriertem WLAN-Adapter nur die langsamere b-Norm bieten.
Mehr als zwei Wände - und die Verbindung harzt
Zusätzlich reduziert wird das WLAN-Tempo, weil sich mehrere Geräte das Maximalvolumen teilen müssen. Je mehr Geräte gleichzeitig über das Netz Daten austauschen, desto langsamer wird es also. Ferner nimmt das Tempo um bis zu 90 Prozent ab, wenn Mauern durchdrungen oder grössere Distanzen überwunden werden müssen.
Unrealistisch sind auch die Packungsaufdrucke bezüglich Funkdistanz. Nur wer in freier Natur im Zelt haust, wird Distanzen von bis zu 100 Metern per Funknetz überbrücken können. Sonst sind 10 bis 30 Meter eher Realität, und oft bricht die Verbindung bereits nach Durchdringen von zwei armierten Betonmauern ab.
Geräte nach g-Norm haben grundsätzlich bessere Reichweiten als die alten b-Modelle. Gestört werden sie allerdings manchmal durch feuchte Mauern, DECT-Funktelefone und Mikrowellenöfen.
Ob eine Verbindung letztlich wirklich klappt, lässt sich nur durch Ausprobieren feststellen. Im Notfall kann die Funkreichweite durch einen Repeater verbessert werden, der zwischen zwei Stationen steht und die Daten weiterreicht.
Unterschiedliche Standards und Gerätetypen
Der Entscheid für ein bestimmtes WLAN ist vielschichtig, weil es nicht nur mehrere Standards und eine Unzahl Hersteller, sondern auch verschiedene Gerätetypen gibt. Die einfachsten Funkadapter werden per USB-Schnittstelle an einen PC angestöpselt oder als PC-Card in ein Notebook eingeschoben. Zwei so ausgestattete Rechner sind bereits über ein WLAN miteinander verbunden.
Die zweite und am häufigsten verwendete Gerätekategorie sind Access-Points (AP), die per LAN-Kabel an den PC angeschlossen werden. Der Computer mit dem Access-Point muss jeweils in Betrieb sein, damit die anderen Computer im Netzwerk Zugang ins Internet haben.
APs sind kaum teurer als die einfachen Funkadapter. Sofern also der PC über einen LAN-Anschluss verfügt, ist deshalb ein AP dem simplen USB-Adapter vorzuziehen.
Die dritte Kategorie sind die Breitband-WLAN-Router. Sie bestehen aus AP und Modem, um via Breitbandanschluss (Kabel oder ADSL) ins Internet zu gelangen. Diese Kombigeräte halten die Verbindung ins Internet autonom aufrecht, dass heisst, alle PCs, die per Kabel oder Funk den Router erreichen können, haben auch sofort einen Internetzugang.
Elektriker installieren das ganze Netzwerk
Wer genügend PC-Wissen hat, kann sein WLAN selber aufbauen und konfigurieren. Dabei sollte er sich aber auch Zeit nehmen, die Sicherheitsfunktionen zu studieren, und diese vor allem auch aktivieren. Sonst riskiert man, dass ein Fremder ins Funknetz eindringt und Daten auf der Festplatte lesen kann.
Elektriker oder Computerfachgeschäfte übernehmen übrigens auch die Installation kompletter Funknetze. Dann muss aber vorgängig genau definiert werden, welche Anforderungen bezüglich Tempo und Abdeckung man an die kabellose Freiheit hat.
Drahtlos in Hotels surfen
Wer sein Notebook mit einer WLAN-Karte aufrüstet, kann in vielen Bahnhöfen und Hotels direkt im Internet surfen.
Verschiedene Telekom-Firmen bieten schweizweit Hunderte von so genannten Hotspots. Um sie zu nutzen, benötigt man allerdings ein Abo beim jeweiligen Anbieter oder muss per Rubbelkarte oder Handybelastung für die Nutzung recht teuer bezahlen.
Die Hotspots von Swisscom findet man unter www. hotspots.ch. Daneben gibt es auch Cafébesitzer und Private, die ihr Funk-LAN allen zur Verfügung stellen.
Listen finden sich unter www.swiss-hotspots.ch (Inland) und www.hotspot-locations.com (international).
Weniger Strahlenbelastung als ein Handy
Ein heikles Thema ist die Gefährdung der Gesundheit durch WLAN. Die Geräte funken im 2,4-GHz-Band, das auch Mikrowellenöfen verwenden. Die zulässige Sendeleistung ist mit 100 Milliwatt aber 20-mal geringer als bei Handys (2 Watt = 2000 Milliwatt) und auch schwächer als bei DECT-Funktelefonen (250 Milliwatt). Zum Vergleich: Funkkopfhörer und Babyphones haben eine Sendeleistung von 10 Milliwatt.
Funknetzwerke haben punkto Sicherheit einen schlechten Ruf. In der ersten Gerätegeneration wurden die Daten mittels WEP (Wired Equivalent Privacy) verschlüsselt. Leider lässt sich dieser Schutz von Spezialisten knacken. Am häufigsten wird aber in Funknetze eingebrochen, falls WEP überhaupt nicht aktiviert ist.
Besser als WEP ist das neue WPA (Wi-Fi Protected Access), das von neueren Geräten unterstützt wird. Neben WEP und WPA gibt es zusätzliche Sicherheitsoptionen (Firewall, MAC-Filterung, SSID-Hiding), deren Nutzung allerdings technisches Know-how erfordert.
Eine Alternative zum WLAN kann die Vernetzung via Stromkabel (HomePlug) darstellen. Dabei werden die bereits vorhandenen Elektrokabel für die Datenübertragung genutzt. Dazu wird ein Adapter in die Stromdose eingesteckt und via USB oder LAN-Kabel mit dem PC verbunden. HomePlug funktioniert aber nur innerhalb eines Stromkreises. Das Tempo entspricht ungefähr einem 802.11b-Funk-LAN (netto 5 Megabit/s).