Vermögensanlagen: Finger weg von Pauschalvollmachten

Ein Rentner vertraute der Credit Suisse 257 000 Franken an. Zwei Jahre später hatte er 64 000 Franken weniger. Grund: Er hatte der Bank eine praktisch unbeschränkte Vollmacht eingeräumt.

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saldo 16/2013

09.10.2013

Bernhard Bircher

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Rentner Hanspeter Rizzato (77, Name geändert) aus Herzogenbuchsee BE hat die «Berner Zeitung» abonniert. Im Oktober 2007 stand in der Rubrik «Geld und Konsum» ein Anlagetipp des damaligen Leiters Private Banking Region Mittelland der Credit Suisse. Der Banker schwärmte von einer Geldanlage namens Future Generation Portfolio. Das Geld werde in «aktien-, zins- und sachwertbezogene Anlagen» investiert, etwa in Hedgefonds und Rohstoffe. Als Lockvogel diente zudem ein «Total-Return-Ansatz», also ein Kapitalschutz. Das Versprechen: eine weitgehend von Marktbewegungen abgekoppelte Rendite. Die erforderliche Mindesteinlage: 250 000 Franken.

Auf Empfehlung des CS-Beraters unterschrieb Rizzato im März 2008 das Vermögensverwaltungs-Mandat Future Generation mit einer Einlage von 257 000 Franken. Ende Juli 2010 kündigte die Bank den Vertrag. Begründung: Viele Anleger hätten wegen der Finanzkrise mit einem «allgemeinen Vertrauensverlust gegenüber weniger liquiden Anlageformen reagiert».

Rizzato erhielt in den folgenden 18 Monaten von der CS insgesamt vier Rückzahlungen aus dem Verkauf von Fondsanteilen. Unter dem Strich verlor er 64 000 Franken – rund ein Viertel seiner Investition. Während der Anlagedauer waren gemäss Abrechnung satte 5517 Franken Gebühren angefallen.

Der Rentner ärgert sich heute, dass er sich vom Angebot blenden liess: «Mein Berater stellte mir beim Abschluss für das Mandat mündlich eine jährliche Rendite von 3 Prozent in Aussicht.»

Doch der Wortlaut des Vertrags hätte Rizzato gleich stutzig machen müssen. Denn mit seiner Unterschrift unter den Vermögensverwaltungsvertrag Future Generation erteilte er der CS quasi einen Freipass zum Handel mit heiklen Geldanlagen – auf seine Rechnung und sein Risiko. Mit seinem Geld durfte die CS in Hedgefonds, Rohstoffe und weitere riskante «alternative Anlagen» investieren. Dabei musste sie nicht einmal die Richtlinien für Vermögensverwaltungsaufträge der Schweizerischen Bankiervereinigung einhalten.

Auch der am Anfang des Vertrags erwähnte Total-Return-Ansatz löst sich bereits auf Seite 2 in Luft auf: «Das Anlageprofil weist keinen Kapitalschutz auf», heisst es dort. Und: «Die oben erwähnten Risiken können zu signifikanten Verlusten führen.»

Die CS schreibt dazu, sie habe keine bestimmte Rendite in Aussicht gestellt, sondern nur ein Anlageziel ohne Gewähr bekanntgegeben. Das Ziel der Anlagestrategie sei gewesen, «im Rahmen eines langfristigen Anlagehorizonts stabile Renditen zu erzielen». Dumm nur, dass der Vertrag seitens der Grossbank bereits zwei Jahre nach der Unterschrift unter den Vertrag gekündigt worden war.

Vermögensverwaltung - Kontrolle ist besser als Vertrauen

Regeln Sie alle Abmachungen schriftlich – auch wenn der Vermögensverwalter angeblich nur «der Einfachheit halber» per Telefon Ihr Einverständnis für nicht vertraglich definierte Geldanlagen einholen will. Verlangen Sie nach jedem Gespräch ein Protokoll.
Holen Sie immer eine Zweitmeinung zur Anlageempfehlung ein.
Unterschreiben Sie nie etwas, was Sie nicht verstehen.
Bevorzugen Sie unabhängige Vermögensverwalter, die im Gegensatz zu Banken keine eigenen Finanzprodukte anbieten.
Wählen Sie einen Verwalter, der Rückvergütungen offenlegt und Ihnen gutschreibt. Unterschreiben Sie keine Verzichtserklärung auf Provisionen (Retrozessionen).
Gesamtkosten für die Vermögensverwaltung: Sie sollten 1,2 Prozent der Anlagesumme pro Jahr nicht überschreiten – Depot-, Handels-, Fonds- und andere Gebühren inklusive. In der Pauschalgebühr sollten auch alle Transaktionskosten wie zum Beispiel Courtagen enthalten sein. Damit verhindern Sie häufige und teure Depotumschichtungen durch den Vermögensverwalter.
Bestimmen Sie die maximale Vermögensschwankung, damit Sie noch ruhig schlafen können.

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