Unrentabler Scherbenhaufen
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saldo 4/2000
01.03.2000
Das Waschen und Wiederverwerten von Altglas wird immer teurer. Eine neue Gebühr soll die Entsorgungskosten auf die Konsumenten überwälzen.
Beim Altglassammeln stellen die Schweizer jährlich neue Rekorde auf: 280 000 Tonnen waren es letztes Jahr oder rund 40 Kilo pro Einwohner. Vor allem beim Entsorgen von Grünglas entsteht aber ein Riesenüberschuss, in erster Linie Bier- und Weinflaschen. Sie machen über 80 Prozent des Altglases aus.
Gemeinden müsse...
Das Waschen und Wiederverwerten von Altglas wird immer teurer. Eine neue Gebühr soll die Entsorgungskosten auf die Konsumenten überwälzen.
Beim Altglassammeln stellen die Schweizer jährlich neue Rekorde auf: 280 000 Tonnen waren es letztes Jahr oder rund 40 Kilo pro Einwohner. Vor allem beim Entsorgen von Grünglas entsteht aber ein Riesenüberschuss, in erster Linie Bier- und Weinflaschen. Sie machen über 80 Prozent des Altglases aus.
Gemeinden müssen heute für die Glas-entsorgung zahlen
Das Recycling kommt die Gemeinden immer teurer zu stehen. Über 30 Millionen Franken waren es letztes Jahr. Grund: Statt wie früher Geld für die Scherben zu bekommen, müssen sie heute für die Entsorgung bezahlen.
Die Zunahme der Flaschentypen und -formen macht das Sortieren und den Wiederverkauf gebrauchter Flaschen immer aufwändiger. Gleichzeitig befinden sich die Flaschenpreise im Sinkflug. Vor zehn Jahren kostete eine neue Flasche noch 30, heute sind es noch 20 Rappen - etwa gleich viel wie das Ganzflaschenrecycling.
Folge: Der Mehrweganteil bei den Weinflaschen ist mittlerweile auf unter 50 Prozent gesunken. Im Detailhandel geht der Trend Richtung Einwegflasche. Über 300 Millionen 7-dl- und 7,5-dl-Flaschen waren es im letzten Jahr. Die Produktion einer solchen Flasche verbraucht umgerechnet rund einen halben Deziliter Öl. Bei 300 Millionen Flaschen jährlich ergibt das 15 Millionen Liter Öl. Ökologisch sinnvoll wäre es, diese Flaschen zu waschen und wieder aufzufüllen. Doch was aus Umweltschutzgründen Sinn macht, ist nicht automatisch auch rentabel.
Teures Lehrgeld musste die Stadt Zürich bezahlen. Sie hat sich Anfang der Neunzigerjahre bei der Firma Tri-Bout beteiligt. Das Gemeinschaftsunternehmen verschiedener Firmen aus der Weinbranche wollte leere Weinflaschen sortieren, waschen und wieder in den Handel bringen. Doch die Firma ging nach kurzer Zeit Konkurs. Die von Zürich eigens angeschafften Spezialcontainer erwiesen sich als Fehlinvestition. Die Flaschen wurden wie das restliche Altglas zermahlen und eingeschmolzen.
Separatsammlung war der Stadt Zürich zu teuer
Vor kurzem hat die Stadt offiziell das Ende des Ganzglas-Recyclings bekannt gegeben. Kostenpunkt der ganzen Übung: drei Millionen Franken. "Eine Weiterführung der Separatsammlung wäre zu teuer geworden. Es gabProbleme mit anderen Abfällen, ausserdem haben wir keinen geeigneten Abnehmer gefunden", erklärt der zuständige Abteilungsleiter René Schuppisser das Debakel.
Eine glücklichere Hand hatten zahlreiche Landgemeinden und die Stadt Luzern. Trotz höherer Kosten will Luzern aus ökologischen Gründen an der Ganzflaschensammlung festhalten. Abnehmerin der leeren Luzerner Flaschen ist die Firma Vetrum in Wettswil ZH. Auch sie kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. "Oh-ne die Geduld unserer Aktionäre wären wir schon lange am Ende", erklärt Geschäftsführer Hans Frei.
Seit Jahren wird diskutiert, wer für die Recycling-Kosten aufkommen soll. Ursprünglich wollte das Bundesamt für Umweltschutz (Buwal) die Finanzierung der Altglasentsorgung an Industrie und Handel übertragen. Doch eine freiwillige Lösung, wie sie bei PET-Flaschen und Aludosen seit Jahren funktioniert, kam mit den Glasherstellern und -händlern nicht zustande. Für Coop-Getränkechef Urs Busslinger waren die Diskussionen eine Zeitverschwendung. "Es wäre gescheiter gewesen, der Bund hätte früher eine verbindliche Verordnung eingeführt."
Entsorgungsgebühr von bis zu acht Rappen vorgesehen
Jetzt werden wohl die Konsumenten direkt zur Kasse gebeten: Per 1. Januar 2000 hätte eine vorgezogene Entsorgungsgebühr auf verkaufte Flaschen eingeführt werden sollen. Je nach Grösse und Gewicht war eine Gebühr von bis zu acht Rappen pro Flasche vorgesehen. Doch die vom Bundesamt geplante Verordnung hat eine weitere Verspätung erfahren. "Wir wollten nicht die gleichen Fehler machen wie bei der Einführung der vorgezogenen Entsorgungsgebühr bei den Batterien", erklärt Buwal-Abfallchef Hans-Peter Fahrni die Verspätung. Damals war das Verteilen der eingenommenen Gelder und die Organisation des