Unbeschränkten Speicherplatz im Internet und einen elektronischen Briefkasten für Postsendungen von Unternehmen: Das bietet die Swisscom Privatpersonen unter dem Namen «Doc-safe» gratis an. 

Auch die Schweizerische Post bietet einen kosten­losen digitalen Briefkasten an. Dort heisst er «E-Post ­Office». Kunden können wählen, welche Post sie weiterhin auf Papier erhalten wollen und welche Sendungen sie lieber in elektronischer Form möchten.

Der Internetspeicherplatz für die Ablage von Dokumenten ist bei der Post auf 5 Gigabyte limitiert. Das ist gleich viel wie bei der iCloud von ­Apple, aber nur ein Drittel von Google Drive. 

Künftig soll es bei Swisscom und der Post auch ­möglich sein, eingetroffene Rechnungen direkt per Mausklick zu begleichen. Lanciert haben die beiden Bundesbetriebe ihre Cloud-Angebote im Som­mer 2014. 

Bescheidenes Interesse an neuen Angeboten

Geld verdienen wollen Swisscom und Post, indem Unternehmen für die Übermittlung von Post in die elektronischen Briefkästen ihrer Kunden bezahlen. Statt Portokosten fallen für die Unternehmen Gebühren für die elektronische Übermittlung an.

Bis jetzt ist der Zulauf sehr bescheiden: Einzig die Post-Tochter Postfinance und die Motorfahrzeugkontrolle Solothurn sind bisher Kunden von «E-Post Office». Auch die Swisscom verfügt nur über zwei Kunden – die Zustellplattform Privasphere und das Verwaltungsrechenzentrum St. Gallen. 

Was die Kosten für die Entwicklung und den Unterhalt der Plattformen angeht, geben sich die beiden Konkurrentinnen bedeckt. Zu erfahren sind bloss angebliche Nutzerzahlen: Die Post beziffert sie auf «mehrere Zehntausend», die Swisscom auf «etwas mehr als 70 000». Das sind nicht sehr viele – angesichts der Tatsache, dass es sich um kostenlose Angebote handelt. Zum Vergleich: Der Internetspeicherdienst Dropbox hat in der Schweiz geschätzte 1 Million Kunden.

«Das Geld stammt von der Bevölkerung»

Martin Müller von der Firma Eqipe, die in Zürich den Internetspeicher Own-Cloud betreibt, stört sich an der Konkurrenz von Swisscom und Post. Die Angebote würden als «gratis» vermarktet – letztlich stamme aber das Geld dafür von der Bevölkerung –, bezahlt durch überhöhte Gebühren. Müller schätzt, dass Swisscom und Post je mehrere Millionen Franken in Entwicklung und Aufbau investiert haben. Hinzu kommen Unterhaltskosten für Infrastruktur und Personal von nochmals je über einer Million jährlich.

Ärgerlich: Die Bevölkerung finanziert indirekt beide Internetlösungen, aber selbst im besten Fall überlebt nur eine. Es ist unsinnig, dass zwei Betriebe, die mehrheitlich (Swisscom) respektive ganz (Post) in Bundesbesitz sind, praktisch dasselbe Produkt verkaufen. Grotesk: Der Bund spaltete 1998 die PTT in die Swisscom und die Post auf – mit verschiedenen Geschäftsbereichen. Jetzt fischen sie wieder im gleichen Teich.

Hätten sich die Swisscom und die Post nicht auf einen virtuellen Briefkasten einigen können? Swisscom sagt: «Wir haben mögliche Partner frühzeitig informiert. Warum sich die Post entschieden hat, eigene Wege zu gehen, müsste die Post beantworten.» Die Post behauptet, dass es «äusserst befruchtend und sinnvoll für die Konsumenten» sei, wenn mehrere Firmen solche Produkte entwickeln.

Bezahl-Apps von Swisscom und Postfinance

Auf vielen Chefetagen scheint man sich einig zu sein: Bezahlen mit dem Handy ist die Zukunft. Deshalb drängen mehrere Unternehmen mit entsprechenden Lösungen auf den Markt. Darunter befinden sich Riesen wie Apple, Google, Facebook oder Samsung. 

Auch in der Schweiz wollen sich diverse Unternehmen ein Stück vom Kuchen abschneiden. Mit von der Partie: Swisscom und Postfinance. 

Die Swisscom lancierte im Juli 2014 die App Tapit. Sie ermöglicht das kontaktlose Bezahlen per Smartphone. Doch die App wurde bloss zehntausend Mal heruntergeladen. Die Swisscom gab deshalb Anfang August bekannt, Tapit nächsten Sommer einzustellen. Wie hoch die Investitionen für das Projekt waren, will das Unternehmen nicht sagen. 

Kaum hatte Swisscom das Ende von Tapit ver­kündet, präsentierte die Postfinance eine eigene Lösung. Die Bezahl-App namens Twint funktioniert mit der Übertragungstechnologie Bluetooth und ermöglicht bargeldloses Einkaufen in ausgewählten Läden. Allerdings muss der Benutzer zuerst Guthaben aufs Twint-Konto laden. Auch Twint wird wahrscheinlich scheitern: Solange Handy-Apps gegenüber der Bezahlung mit einer Karte keinen Mehrwert bieten, werden sie von den Konsumenten kaum verwendet.