Sorgenfrei in den Ruhestand
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Haus & Garten 1/1999
01.05.1999
Altersvorsorge, Steuerbonus und Vorzugszinsen: Das spricht für die 3. Säule. Entscheidend ist aber, dass man die richtige Bank wählt und allenfalls eine Börsenlösung ins Auge fasst.
Die Vorteile der 3. Säule sind bekannt: Wer einzahlt, bekommt bessere Zinsen als auf dem Sparbüchlein. Zudem fällt die Steuerrechnung tiefer aus, weil man die Einzahlungen in der Steuererklärung vom Einkommen abziehen darf.
Die 3. Säule (genauer: die Säule 3a) ist also ein att...
Altersvorsorge, Steuerbonus und Vorzugszinsen: Das spricht für die 3. Säule. Entscheidend ist aber, dass man die richtige Bank wählt und allenfalls eine Börsenlösung ins Auge fasst.
Die Vorteile der 3. Säule sind bekannt: Wer einzahlt, bekommt bessere Zinsen als auf dem Sparbüchlein. Zudem fällt die Steuerrechnung tiefer aus, weil man die Einzahlungen in der Steuererklärung vom Einkommen abziehen darf.
Die 3. Säule (genauer: die Säule 3a) ist also ein attraktives Sparinstrument. Und es wird offensichtlich rege benützt: Ende 1997 lagen gemäss Schätzung der Bankiervereinigung 17 Milliarden Franken auf 3a-Bankkonten. (Wie sich diese Gelder auf die einzelnen Banken verteilen, gibt die Bankiervereinigung nicht bekannt.)
Noch besser fährt, wer vor dem Einzahlen auch noch die richtige Bank wählt. Dieser Test zeigt das: Wer sich 1990 entschied, seine 3. Säule bei der Nidwaldner Kantonalbank zu äufnen, hat jetzt dank besserer Verzinsung 1073 Franken mehr auf dem Konto als der Sparer, der sein Geld der Grossbank UBS anvertraute. Derzeit schwanken die Zinsen zwischen 3 (Nidwaldner Kantonalbank) und 21/2 Prozent (UBS und CS).
Das sind die Details, die Sie beim Lesen der Tabelle «Kontosparen» beachten müssen:
- Der Test geht davon aus, dass der Kunde (Angestellter mit Pensionskasse) 1990 mit dem 3.-Säule-Sparen begonnen hat und bis Ende 1998 jeweils die erlaubte Maximalsumme eingezahlt hat.
1990 durfte man 4608 Franken einzahlen, 1998 waren es 5731 Franken (die Höhe des Betrages wird jährlich vom Bundesrat festgelegt). Insgesamt belaufen sich so die Einzahlungen für diesen Zeitraum auf 47 864 Franken.
- Angenommen wurde, dass die Einzahlungen immer unmittelbar zu Beginn des Kalenderjahres erfolgten. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert, weil die Bank so den Vorzugszins für das ganze Jahr gutschreibt. Was das ausmachen kann, hat der K-Tip vor drei Jahren gezeigt. Mit der frühestmöglichen Einzahlung resultierte ein Mehrertrag von 3400 Franken gegenüber einem Konto, auf das ein Sparer jeweils erst am Jahresende einzahlte (Messperiode 1985 bis 1995, siehe K-Tip 2/96).
- Betrachtungszeitraum für diesen Test ist die Zeit zwischen 1990 und 1998. In der Tabelle sind die Banken nach dem Saldo für diese Periode rangiert.
- Die Tabelle zeigt aber auch, wie die einzelnen Banken abgeschnitten hätten, wenn die Testperiode anders festgelegt wäre. Der rechte Teil der Tabelle zeigt zum einen die entsprechenden Rangierungen für die Zeitperiode 1985 bis 1998, die längstmögliche also.
Die kürzere Testperiode von 1995 bis 1998 zeigt hingegen, wie die Banken in jüngster Zeit verzinst haben. Dabei fällt auf, dass sich die Credit Suisse in der Rangierung von weit vorne nach hinten verschiebt (am Schluss nur noch Rang 8). Auch die Zürcher Kantonalbank hat sich punkto Zinsen für die 3. Säule verschlechtert.
Im Gegensatz dazu haben sich die Migros-Bank sowie die Kantonalbanken von Genf und Neuenburg in der Rangierung deutlich nach vorne gearbeitet.
- Bei den Angaben für die RBA-Regionalbanken handelt es sich um den Saldo aufgrund der empfohlenen Zinssätze der RBA-Holding, in welcher die rund 90 Regionalinstitute zusammengeschlossen sind. Die meisten angeschlossenen Banken halten sich an diese Empfehlung.
- Das Resultat der Raiffeisenbanken gilt für alle Banken mit diesem Namen, weil sie 3.-Säule-Gelder einheitlich verzinsen.
Was viele nicht wissen: Sparen mit der 3. Säule kann man nicht nur mit einem herkömmlichen Konto. Wer Mut hat und auch Kursschwankungen in Kauf nehmen will, kann mit seinem 3.-Säule-Geld an die Börse gehen.
Dazu bieten die Banken das so genannte Wertschriftensparen an. Konkret: Kundinnen und Kunden können mit ihrem Geld aus dem 3a-Konto Fondsanteile (Ansprüche) kaufen und verkaufen. Dieses Geld wird von der Vorsorgestiftung an der Börse platziert.
Allerdings müssen die Vorsorgestiftungen dabei die gleichen Vorschriften beachten, wie sie auch für die Pensionskassen gelten. So darf beispielsweise der Aktienanteil dieser Fonds nicht höher als 50 Prozent sein und Fremdwährungen dürfen 30 Prozent des Fondsvermögens nicht übersteigen.
Die Tabelle, was in der Vergangenheit aus 3.-Säule-Geld wurde, wenn sich der Sparer für die Börsenvariante entschieden hat.
Der Unterschied zum Kontosparen kann markant sein. Im Zeitraum 1990 bis 1998 ergibt sich auf dem «reinen» Konto bei der Nidwaldner Kantonalbank ein Saldo von 60089 Franken. Die CS aber machte mit ihrem CSA-Mixta-BVG-Fonds aus den gleichen Einzahlungen immerhin 81920 Franken, also 21831 Franken oder 36 Prozent mehr.
Anders die UBS mit ihrem Fonds namens Fiscainvest Ertrag. Hier lohnte es sich in der Vergangenheit wenig, ein gewisses Börsenrisiko überhaupt einzugehen. Der Mehrertrag gegenüber der besten Kontolösung beläuft sich nur auf 1319 Franken (61408 minus 60089). Das ist ein bescheidenes Plus von lediglich 2 Prozent.
Wenn Sie sich für das Wertschriftensparen interessieren, müssen Sie Folgendes beachten:
- Sie müssen mit Verlusten rechnen. 1994 zum Beispiel war ein Jahr, in dem sich die Fonds negativ entwickelten. Und niemand weiss, ob sich die Börse auch in Zukunft so gut hält.
- Um die Schwankungen der Börsen auszugleichen, sollte man hier nur investieren, wenn man das Geld mindestens fünf Jahre lang liegen lassen kann, im Idealfall acht bis zehn Jahre. Und: Vergessen Sie nicht, vor der Pensionierung die Fondsanteile rechtzeitig zu verkaufen, damit allenfalls aufgelaufene Gewinne wieder aufs sichere Konto fliessen und damit im Trockenen sind.
- Für die Wertentwicklung eines Fonds ist entscheidend, wie viel Geld in Aktien investiert ist. Je höher der Aktienanteil, desto höher ist die Gewinnchance - aber auch das Verlustrisiko. Dies hat der K-Tip im Zusammenhang mit den so genannten Gemischten Fonds ausführlich erläutert (Nrn. 4/99 und 6/99).
- Die Rangierung in der Tabelle ist also insofern mit Vorsicht zu geniessen, als der Aktienanteil und damit das Risiko der hier aufgezählten Fonds unterschiedlich hoch sind. Das bedeutet, dass ein Fonds wie beispielsweise der Fiscainvest Ertrag mit seinem geringen Aktienanteil von 11 Prozent plötzlich wieder gut dastehen könnte, wenn die Börsenkurse in den Keller sausen.
- Die Kantonalbanken haben keine eigenen Produkte, sondern vermitteln die Angebote ihrer eigenen Vorsorgestiftung Prevista.
In der Tabelle tauchen die Kantonalbanken von Schwyz und Schaffhausen auf, weil ihre Kontoverzinsung im Vergleich zu den anderen Kantonalbanken durchschnittlich ist. Diese Kontoverzinsung spielt bei dieser Testanlage insofern eine Rolle, als immer ein Rest des Geldes, der nicht für den Kauf eines ganzen Anspruchs reicht, auf dem Konto verbleibt und dort weiter wie üblich verzinst wird.
- Der untere Teil der Tabelle zeigt zusätzlich neuere Fonds-Angebote, die später als 1992 eingeführt wurden. Diese kamen also für den eigentlichen Test der Periode ab 1990 nicht in Frage.
Die Übersicht zeigt als Momentaufnahme, wie die 3a-Fonds den Wert ihrer Ansprüche (und damit der anvertrauten Kundengelder) im Jahr 1998 steigern konnten. Auch hier gilt allerdings: Wählen Sie nicht nur aufgrund der Rendite, sondern beachten Sie auch den Aktienanteil und das damit verbundene Risiko.
- In der erwähnten Übersicht fehlen diejenigen Fonds, die erst im Verlauf des Jahres 1998 lanciert wurden, wie beispielsweise die beiden Pension Invest der Raiffeisenbanken (Aktienanteil 30 bzw. 50 Prozent), der IST-Mixta-Optima der RBA-Regionalbanken (mit 28 Prozent Aktien) oder der Fiscainvest Maxima der UBS (Aktienanteil 40 Prozent). Die Coop-Bank führt keine eigene Wertschriftenlösung mehr, sondern verkauft seit 1997 die Produkte der Prevista (Kantonalbanken). Die Migros-Bank hat überhaupt noch kein Wertschriftensparen im Angebot, wird es aber in diesem Jahr einführen (voraussichtlich im Mai).
- Einige Banken setzen für das Wertschriftensparen eine gewisse Limite auf dem 3a-Konto voraus, viele Kantonalbanken zum Beispiel 10000 Franken. Ansprüche kann man hier also nur mit demjenigen Betrag erwerben, der die Summe von 10000 Franken übersteigt. Die zwei Grossbanken UBS und CS kennen keine Limiten, die Kantonalbank Waadt hingegen verlangt einen sehr hohen Mindestsockel von 50000 Franken.
- Kundinnen und Kunden können meistens nur ganze Fondsanteile (so genannte Ansprüche) kaufen. Der Preis dieser Fondsanteile bewegt sich derzeit zwischen 114 Franken (Prevista BVG Universal) und 1586 Franken (IST-Mixta-Optima). Sie müssen aber nicht jedes Mal aktiv werden. In der Regel genügt es, wenn man die Bank beauftragt, nach jeder Einzahlung die höchstmögliche Zahl von Ansprüchen zu kaufen.
Frank Auderset, Ernst Meierhofer
DETAILS ZUM TEST - Nicht alle machten mit
K-Tip Spezial hat die wichtigsten Banken sowie sämtliche Kantonalbanken angefragt. Die Kantonalbanken, die in der Tabelle fehlen (GL, JU, TI und UR), haben trotz zweimaliger schriftlicher Aufforderung keine Antwort geschickt.
Die Berechnungen wurden nach einheitlichen Kriterien durch die Vermögensverwaltungsfirma Frank Auderset AG in Wettingen durchgeführt.
Die Zinsberechnungen basieren auf der Schweizer Zinsusanz 30/360 Tagen. Die Renditen wurden nach der Methode Interne Kapitalverzinsung (IRR) valutagenau berechnet.
DAS MÜSSEN SIE WISSEN - Erfolgreich sparen mit der 3. Säule
- Die Einzahlungen in die Säule 3a sind limitiert. Erwerbstätige mit Pensionskasse dürfen maximal 5789 Franken einzahlen (Stand 1999). Selbständige ohne Pensionskasse können 20 Prozent ihres Erwerbseinkommens überweisen, aber höchstens 28944 Franken (Stand 1999). Teilzeitler ohne Pensionskasse dürfen maximal 20 Prozent ihres Erwerbseinkommens einzahlen. Bei doppelt verdienenden Ehepaaren dürfen beide einzahlen.
- Die Gelder der Säule 3a sind gebunden, also bis fünf Jahre vor Erreichen des AHV-Alters blockiert. In den folgenden Ausnahmefällen ist ein Vorbezug möglich: endgültiges Verlassen der Schweiz, Aufnahme einer Tätigkeit als Selbständigerwerbender, Einkauf in die Pensionskasse, Invalidität sowie (alle fünf Jahre): Kauf von selbst bewohntem Wohneigentum, wertvermehrende Investition oder Amortisation von Hypotheken.
- Die 3. Säule ist steuerbegünstigt. Das Guthaben muss in der Steuererklärung nicht als Vermögen angegeben werden, der Zinsertrag ist ebenfalls steuerfrei, und die einbezahlten Beiträge dürfen Sie in der Steuererklärung vom Einkommen abziehen. Dabei gilt: Je mehr Einkommen eine Person hat, desto höher fällt die Steuerersparnis aus (siehe K-Tip 5/98). Bei der Auszahlung ist eine vergleichsweise milde, von Kanton zu Kanton unterschiedlich hohe, progressive Besteuerung fällig.
- Wenn Sie mit der Verzinsung Ihrer Bank nicht zufrieden sind, können Sie Ihr Guthaben spesenfrei zu einer anderen Bank transferieren. Oft müssen Sie dazu aber eine Kündigungsfrist beachten.
- In vielen Kantonen fallen die Jahre 1999 und 2000 in eine steuerliche Bemessungslücke, weil die Behörden auf die Gegenwartsbesteuerung umstellen. In diesen Jahren fällt also der einkommensmindernde Steuerspareffekt der 3. Säule dahin. Gerade für Jüngere lohnt sich aber die Einzahlung wegen des Vorzugszinses und der steuerfreien Erträge trotzdem.
- Die Versicherungsgesellschaften haben Produkte im Angebot, die als gebunden gelten und deshalb steuerlich ebenfalls abzugsfähig sind. In der Regel sind das gemischte Lebensversicherungen, die einen Sparteil haben sowie eine Risikodeckung gegen Tod und Invalidität. Weil solche Sparversicherungen mit einer langjährigen Zahlungsverpflichtung gekoppelt sind, sind sie nur für Leute geeignet, die wirklich sicher sind, dass sie viele Jahre lang einzahlen können. Wer das nicht ist (gilt vor allem für junge Leute), sollte die Finger davon lassen, weil bei einer vorzeitigen Vertragsauflösung viel Geld verloren geht.
Wer hingegen bei der Bank spart, ist flexibel und kann bei Geldmangel mit dem Einzahlen auch mal problemlos aussetzen oder weniger einzahlen.