So kommt das Dia auf die Festplatte
Dias verlieren mit den Jahren an Qualität. Um zu retten, was noch zu retten ist, sollte man sie digitalisieren lassen. Dafür gibt es verschiedene Methoden.
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saldo 6/2007
04.04.2007
Marc Mair-Noack
Wer seine alten Dias wieder mal vorführen will, kann eine böse Überraschung erleben: Der Sonnenuntergang wirkt viel zu blass, die tropischen Pflanzen bläulich und das Gesicht der Ferienbekanntschaft übertrieben gelb. Der Grund: Je nach verwendetem Film beginnen sich nach 10 bis 20 Jahren einzelne Farben zu verändern. Oder sie verblassen.
Bevor dies geschieht, sollte man die Bilder digitalisieren. Nur so lassen sich die Aufnahmen vor dem weiteren Verfall retten. Zudem kann ma...
Wer seine alten Dias wieder mal vorführen will, kann eine böse Überraschung erleben: Der Sonnenuntergang wirkt viel zu blass, die tropischen Pflanzen bläulich und das Gesicht der Ferienbekanntschaft übertrieben gelb. Der Grund: Je nach verwendetem Film beginnen sich nach 10 bis 20 Jahren einzelne Farben zu verändern. Oder sie verblassen.
Bevor dies geschieht, sollte man die Bilder digitalisieren. Nur so lassen sich die Aufnahmen vor dem weiteren Verfall retten. Zudem kann man verblassten Aufnahmen am PC mit Bildbearbeitungsprogrammen wieder Farbe verleihen. saldo zeigt, mit welchen Methoden man die Dias auf den Computer bekommt.
Flachbett-Scanner: Vielfach überfordert
Normale Flachbett-Scanner eignen sich bestens, um Papierfotos zu digitalisieren. Für Dias braucht man dazu aber einen sogenannten Durchlichtaufsatz. Damit lassen sich auch transparente Vorlagen wie Dias oder Filmnegative einscannen. Billiggeräte mit einem solchen Aufsatz gibts ab rund 100 Franken, doch ist das Ergebnis mit solchen Geräten meist enttäuschend. Einige Scanner lassen sich auch mit - ebenfalls rund 100 Franken teuren - Adaptern nachrüsten.
Wichtig ist, dass das Gerät mit hoher Auflösung scannen kann, weil man das Bild auf dem Weg vom Dia zum üblichen Fotoformat stark vergrössert. Die Auflösung wird in der Regel in dpi (Bildpunkte pro Zoll) angegeben. Will man das Bild im Format 9 x 13 cm ausdrucken, sollte man es zuvor mit 1500 dpi einscannen. Es lohnt sich aber, eine höhere Auflösung einzustellen, falls man das Bild noch bearbeiten oder nur Ausschnitte davon verwenden will. Scanner mit hoher Auflösung zu finden, ist aber nicht einfach. Denn die Herstellerangaben stimmen meist nicht mit der Praxis überein. So werben viele Hersteller mit Auflösungen von 3200 dpi oder 6400 dpi. Doch tatsächlich scannen solche Geräte oft nur mit 1600 dpi.
Zudem: Erwärmt sich die Glasplatte, kann sich das Dia wölben - die gescannten Bilder können daher leicht unscharf wirken.
Selbst teurere Flachbett-Scanner sind nur bedingt für Dias zu empfehlen. Auch wenn sie eine genügend hohe Auflösung besitzen, ist ihre Optik meist auf Papierfotos ausgerichtet. So geht beim Scannen eine typische Qualität von Dias verloren: ihr besonders hoher Kontrastumfang - der Hel-ligkeitsunterschied zwischen hellstem und dunkelstem Bildbereich. Daher rät der Zürcher Fotograf Gian Vaitl: «Wer etwas professionellere Ansprüche hat, sollte sich einen Dia-Scanner anschaffen.»
Dia-Scanner: Teure Spezialisten
Dia-Scanner haben gegenüber Flachbett-Scannern einen grossen Vorteil und zwei Nachteile: Einerseits sind sie ganz auf das Scannen von Dias zugeschnitten und bieten zum Teil sehr gute Ergebnisse. Andererseits sind sie teuer und können oft nichts anderes scannen als Dias. Billige Modelle gibt es bereits ab 500 Franken, für gute Geräte muss man aber mit rund 1000 Franken rechnen.
Der grosse Vorteil von Dia-Scannern ist ihre gute Optik und ihre sehr hohe Auflösung: Der Wert von über 4000 dpi reicht sogar aus, um aus den kleinen Dia-Bildern hochwertige A3-Poster zu erstellen. Auch gewölbte Dias wegen der warmen Fläche sind bei Dia-Scannern kein Problem, da die Bilder nicht auf einer Glasplatte liegen.
Dia-Vorsatz für die Kamera
Wer eine digitale Fotokamera besitzt, kann die Dias einfach abfotografieren. So hat man das Bild sofort auf dem Kamera-Chip und kann es auf den PC überspielen. Doch diese Methode hat Tücken: Wenn man das Dia von der Leinwand ablichtet, büsst das Bild deutlich an Qualität ein. Mehr noch als bei den Flachbett-Scannern verliert das Bild deutlich an Kontrastumfang. Auch Helligkeit und Schärfe nehmen gegenüber dem Original ab.
Deutlich besser wird das Ergebnis mit einem Dia-Vorsatz, den man auf das Objektiv der Kamera schraubt. Er besteht hauptsächlich aus einer Mattscheibe sowie einer Halterung, in die man das Dia steckt. Das Ganze hält man einfach gegen das Licht und drückt ab.
Je nach Kamera kann man damit gute Ergebnisse erzielen. Zwar kommt der Kontrastumfang auch mit dem Vorsatz nicht ganz an das Original heran, und auch einige Details gehen verloren, doch die Qualität ist meist besser als mit einem Flachbett-Scanner.
Einige Hersteller wie Nikon oder Olympus haben einen Dia-Vorsatz als Zubehör für einige Kameramodelle im Sortiment. Der Hersteller Soligor bietet einen Vorsatz an, der mit verschiedenen Modellen funktionieren soll. Hier lohnt es sich, im Fachgeschäft nachzufragen, welcher Vorsatz auf die eigene Kamera passt. Das Zubehör kostet meist zwischen 150 und 200 Franken.
Doch nicht jede Kamera eignet sich für diese Methode. «Eine einfache Spiegelreflexkamera ist optimal», sagt Vaitl. «Ausserdem sollte die Kamera ein Makroobjektiv haben.» Nur damit kann man das Dia aus der geringen Entfernung scharf abfotografieren. Kameras mit einer Auflösung von 3 bis 6 Millionen Pixel reichen aus. Dies genügt für Ausdrucke in normaler Fotogrösse. Auch wenn es keine Spiegelreflexkamera ist: Einen manuellen Weissabgleich sollte die Kamera auf jeden Fall besitzen - so bleiben die Farben des Dias auf dem digitalen Abbild korrekt erhalten.
Ist das Bild mal auf DVD, ist sein Alterungsprozess definitiv gestoppt. Aber Vorsicht: Auch wenn das Bild selbst nicht mehr altert, der Datenträger tut es dennoch. CDs und DVDs können nach einigen Jahren unlesbar werden. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte daher die Bilder alle 3 bis 5 Jahre auf einen neuen Datenträger kopieren.
Dias im Fotolabor einscannen lassen: Grosse Preisunterschiede
Wer Dias in Fotolabors einscannen lässt, sollte bei den Preisen genau hinschauen. Die Unterschiede bei den Anbietern sind enorm.
Wer das Einscannen seiner Dia-Sammlung lieber dem Fachmann überlässt, kann die Bilder in ein Fotolabor einschicken. Viele Fotoentwickler bieten auch das Digitalisieren sowie das Kopieren auf CD oder DVD an. Die verwendeten Scanner erzielen meist eine deutlich bessere Qualität als der eigene Flachbett-Scanner oder Dia-Vorsatz.
Aber aufgepasst: Es gibt auch schwarze Schafe unter den Scan-Experten. Nicht jeder versteht sein Handwerk. «Oft stimmt bei den Labors die Qualität nicht», sagt der Fotograf Gian Vaitl. Daher sollte man das Labor zunächst mit einer geringen Anzahl Dias - höchstens einem Film - testen. Erst wenn man mit der Qualität zufrieden ist, lohnt es sich, die gesamte Sammlung in Auftrag zu geben.
Auch bei den Preisen sollte man genau hinschauen: Die Angebote variieren teilweise erheblich. saldo fragte bei 14 Fotolabors nach, was das Einscannen von Dias kostet. Durchgespielt wurden zwei Varianten von Auftraggebern: Erstens der Gelegenheitsknipser, der 100 Dias - also knapp drei Filme - digitalisieren lassen will, zweitens der Sammler mit 1000 Dias.
Bereits beim Auftrag mit 100 Dias sind die Unterschiede frappant: Der teuerste Anbieter Filmfix.ch verlangt für denselben Service mit rund 140 Franken über 90 Franken mehr als der günstigste Anbieter Zesoft.ch mit rund 50 Franken.
Bei 1000 Dias haben andere Anbieter die Nase vorn, weil sie unterschiedliche Mengenrabatte geben. Hier ist G-und-o.ch mit rund 360 Franken der Günstigste. Mehr als doppelt so teuer sind Deskonweb.ch mit 798 Franken und Fotoscan.ch mit 735 Franken.