Sich wehren bringt Rabatt
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Haus & Garten 1/1999
01.05.1999
Im Ausland sinken die Gebühren für Kreditkarten gegen null, in der Schweiz hingegen bleiben sie hoch. Wer sich dagegen wehrt, bezahlt rasch weniger Geld für seine Karte.
Jahr für Jahr hatte K-Tip-Leserin Iris Crivelli aus Zürich der Bank Cornèr 100 Franken Grundgebühr für ihre Visa-Karte bezahlt. Da erzählte ihr ein Freund, er bekomme die Visa-Karte für nur 50 Franken.
Als Crivelli daraufhin ihre Kreditkarte bei der Bank Cornèr kündigen wollte, staunte s...
Im Ausland sinken die Gebühren für Kreditkarten gegen null, in der Schweiz hingegen bleiben sie hoch. Wer sich dagegen wehrt, bezahlt rasch weniger Geld für seine Karte.
Jahr für Jahr hatte K-Tip-Leserin Iris Crivelli aus Zürich der Bank Cornèr 100 Franken Grundgebühr für ihre Visa-Karte bezahlt. Da erzählte ihr ein Freund, er bekomme die Visa-Karte für nur 50 Franken.
Als Crivelli daraufhin ihre Kreditkarte bei der Bank Cornèr kündigen wollte, staunte sie nicht schlecht: «Die nette Dame fragte mich, ob ich Rega-Gönnerin sei. Dann nämlich gewähre man mir einen Rabatt.» Da dies der Fall war, blieb sie der Visa treu und zahlt jetzt nur noch 50 Franken Jahresgebühr.
Eine Umfrage des K-Tip bei den grössten Kreditkarten-Anbietern ergab: Anrecht auf Rabatte haben heute praktisch alle. Beispiele:
- Im ersten Jahr zahlt man für Kreditkarten meist nur die Hälfte, bei der Coop-Bank und der Zürcher Kantonalbank (ZKB) nichts.
- Eurocard: TCS-Mitglieder und Mitglieder diverser Verbände und Organisationen zahlen 35 (statt 50) Franken und Journalisten nichts. Unter 20-Jährige erhalten die Karte das erste Jahr gratis (ab dem zweiten Jahr für 30 Franken).
- Visa der UBS: ACS-Mitglieder zahlen 75 (statt 100) Franken. Mitglieder etlicher Berufs- und Sportverbände sowie Arbeitnehmerorganisationen erhalten die Karte für 50 Franken; diese Vergünstigungen gelten auch für die Visa-Karte der Credit Suisse.
- Visa der Bank Cornèr: Rega-Gönner, Ringier-Abonnenten und Mitglieder einzelner Berufsverbände (KV, Journalisten und FMH-Ärzte) zahlen 50 (statt 100) Franken.
- Diners: Journalisten zahlen nichts, Mitglieder des Akademischen Skiverbandes 48 (statt 160) Franken, FMH-Ärzte nach einem Gratisjahr 80 Franken, Mitglieder des Fussballclubs Zürich (FCZ) 90 Franken, Mitglieder des (Wein-) Clubs Les Domaines 131 Franken (im Jahresbeitrag inbegriffen).
- Nur American Express gewährt keine Sonderrabatte. Sprecher Jean-Marc Hensch: «Wir empfänden das als Abwertung.»
Das heisst: Wer mehr als 50 Franken Jahresgebühr zahlt, ist selber schuld. Oder leistet sich den Luxus einer prestigeträchtigen Gold-, American-Express- oder Diners-Karte. Mit ihnen kann man aber auch nicht viel mehr als mit einer normalen Kreditkarte: bargeldlos zahlen.
In den letzten Jahren hat sich in der Branche aber ein neuer Trend durchgesetzt. Man belohnt lieber jene Kunden, an denen man kräftig verdient: Wer öfters mit der Kreditkarte bezahlt, kriegt Rabatt. Beispiele:
- Eurocard Gold: Ab einem Jahresumsatz von 7500 Franken kostet sie 75 (statt 150) Franken, ab 15000 Franken ist sie gratis.
- Eurocard und Visa-Karte der Credit Suisse (CS): Standardkarten sind ab 12000 Franken Jahresumsatz gratis, Gold ab 20000 Franken, die American Express Gold ab 24000 Franken. Rabatte gibts bereits bei tieferen Umsätzen.
- Visa der UBS: Ab 15000 Franken Umsatz ist sie gratis, Visa Gold ab 30000 Franken. Wer drei Jahre lang jährlich 5000 Franken Umsatz macht, zahlt das vierte Jahr nichts.
- Diners: Ab 10000 Franken Umsatz kostet sie 90 (statt 160) Franken, ab 20000 Franken ist sie gratis.
Sogar Kunden, die diese Umsätze nicht erreichen, fahren günstiger. Allerdings müssen sie sich dafür wehren. Das bestätigen drei, die es wissen müssen:
Hans J. Willi von Eurocard: «Bei uns ist der Kunde König - aber erst ab 4000 Franken Umsatz im Jahr.» Peter Brem von der Bank Cornèr (Eurocard und Visa) gibt sich vieldeutig: «Jeder Fall wird einzeln geprüft.» Und Erika Lösch von den Regionalbanken (RBA): «Es liegt im Ermessen des Kundenberaters, einem guten Kunden die RBA-Kreditkarte - unabhängig vom Umsatz - gratis abzugeben.»
Gegen den internationalen Trend zu Billigstkarten wehren sich die Schweizer Kartenorganisationen aber vehement. Lieber rüsten sie ihre Karten mit Zusatzleistungen (Reiseversicherungen), Vergünstigungen (für Hotels, Autovermietungen, Telefon) und Qualiflyer-Programmen auf.
Es ginge auch anders. In Deutschland kosten Visa und Eurocard generell gleich viel; sogar bei Grossbanken bekommt man sie für 33 Franken im Jahr. In den USA ist der Trend zur Gratiskarte weit gediehen. Eine K-Tip-Spezial-Stichprobe via Internet ergab: 11 Standard- und 8 Goldkarten gibt es gratis.
Fazit: Wer in der Schweiz seine Kreditkarte billiger haben will, muss entweder am richtigen Ort Mitglied sein, sich wehren oder viel Umsatz machen.
Martin Vetterli
Reklamieren genügt
Wenn Sie bisher eine zu hohe Jahresgebühr bezahlt haben, wenden Sie sich an die Bank oder Kreditkartenfirma, der Sie die Kartenrechnung bezahlen. Am besten schriftlich: Legen Sie eine Kopie bei, aus der hervorgeht, dass Sie Mitglied einer Organisation sind, die Sie zum vergünstigten Kartenbezug berechtigt. Vergünstigungen werden in der Regel im folgenden Geschäftsjahr gutgeschrieben.