Ich bin ja nicht der Chef eines Bahn- oder ­Busunternehmens. Aber wenn ich es wäre, dann würde ich dafür sorgen, dass die Firma gute Dienstleistungen erbringt. Und zwar zu ­einem möglichst niedrigen Preis. Logisch, oder?

Offenbar aber denken die Chefs der Schweizer Bahn- und Busunternehmen anders. Das geht aus einem internen Papier von CH-Direct, der nationalen Tariforganisation des öffentlichen ­Verkehrs, hervor. Dieses Papier erlangte kürzlich Bekanntheit, weil darin festgehalten ist, dass das Generalabonnement Ende 2021 um zehn Prozent teurer werden soll.

Dazu steht geschrieben, dass «eine GA-Preis­erhöhung eine geeignete Massnahme» sei, «um die aktuellen Herausforderungen zu ­adressieren». Das Manager-Deutsch ist schwer zu verstehen. Aber es dürfte bedeuten: «Wir wollen die GA-Besitzer zur Kasse bitten.»

Weiter tönts im internen Papier so: «Zu diesen Herausforderungen gehört die heute unzureichende Berücksichtigung unterschiedlicher ­Zahlungsbereitschaften.» Auch das ist schönstes Manager-Deutsch. Es bedeutet schlicht und einfach: «Manche Kunden sind ­bereit, mehr zu zahlen. Also pressen wir sie aus.»

Bei der bisher günstigen Gemeinde-Tageskarte soll gemäss CH-Direct der «Tarif verschärft» und der «Vertrieb angepasst» werden. Was das heisst? «Der Preis wird massiv erhöht.» Und: «Der Kauf wird erschwert.»

Vielleicht müsste man die Chefs – egal, ob von SBB oder Postauto – bei Gelegenheit mal daran erinnern, dass sie einem Staatsbetrieb vorstehen. Dass dieser teilweise stark subven­tioniert ist. Und dass sie eigentlich Beamte sind.

Dann wäre ihnen hoffentlich auch klar, dass nicht möglichst hohe Preise das Ziel sind. ­Sondern die Zufriedenheit ihrer Geldgeber. Und das sind wir alle.