Der Groll der Kunden gegenüber der Post steigt immer mehr. Kein Tag vergeht, an dem genervte Postkunden nicht in einer Gegend Unterschriften gegen die Schliessung einer Poststelle sammeln oder in der Lokalpresse nicht bitterböse Leser­briefe erscheinen. Dieser Unmut ist in­zwischen sogar zur Postministerin vorgedrungen.

Bundesrätin Doris Leuthard tat, was man in ­solchen Fällen zu tun pflegt: Sie setzte eine ­Arbeitsgruppe ein. Diese soll «die Diskussionen über den Zugang zur postalischen Grundver­sorgung begleiten». Dabei gehe es insbeson­dere um einen engeren Einbezug von Bevölkerung, Behörden und Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Umbau des Poststellenetzes sowie um ­ihren Bedarf nach Postdiensten. So der Auftrag an die Gruppe – in bestem Amtsdeutsch. 

Bundesrätin Leuthard will also die Bevölkerung beim «Umbau» einbeziehen. Nur: In der Arbeitsgruppe fehlt die Bevölkerung, fehlen die Betroffenen – die Postkunden! Leuthards Leute haben die Konsumentenorganisationen nicht einmal für eine Mitarbeit angefragt. Warum wurden diese übergangen? Die Antwort aus dem Bundesamt: «Die Kundensicht wird einerseits durch die ­laufenden Studien abgebildet, welche unter ­anderem die Basis für die Diskussion der ­Arbeitsgruppe sein werden. Andererseits setzen sich die Vertreter des Gemeinde- und des ­Städteverbands sowie der Schweizerischen ­Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete für die ­Anliegen der Bevölkerung ein.» 

Pikant: Ausgerechnet diejenigen Organisationen, die jetzt die Interessen der Bevölkerung ver­treten sollen, führten letztes Jahr den Abstimmungskampf gegen die Initiative Pro Service public an vorderster Front an. Es sind Partei­politiker, die alles andere als unabhängig sind. Sie sind in der Arbeitsgruppe in bester Gesellschaft – mit den Vertretern der Post. Immerhin zeigt die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe,  wie ernst Bundesbern die Anliegen der Kon­sumenten nimmt. Nämlich gar nicht.