In der Ferne strahlen Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Japaner greifen zur Kamera – und die Schweizer Pendler ärgern sich, weil im Zug schon wieder der Telefonkontakt ab­gebrochen ist. Die Landschaft des Aaretals ist eine Funkwüste. Dort starten die Swisscom und die SBB bald einen Pilotversuch: Bahnkunden ­sollen während der Fahrt lückenlos im Internet surfen können. Dafür baut die Swisscom auf rund 10 Kilometern einen Mobilfunkkorridor. Das Strahlenkabel ist an einem Zaun neben den Bahngeleisen befestigt und bedient einzelne Antennen. Diese Technik kommt bereits in Hongkong oder London zum Einsatz. 

Doch die Schweizer Bahnkunden müssen sich weiterhin in Geduld üben. Für den Pilotversuch wird ein einziger SBB-Wagen um­gerüstet. Starten wollen SBB und Swisscom mit dem Versuch irgendwann im Herbst.

So weit der Blick in die schweizerische Provinz. In Deutschland sind Bahnkunden der 1. Klasse in den ICE längstens mit kabel­losem Empfang versorgt, der Ausbau der 2. Klasse ist für dieses Jahr versprochen. Alexander Dobrindt, deutscher Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, hat die Bahnmanager dieser Tage heftig kritisiert. Sie hatten angekündigt, möglicherweise gebe es Verzögerungen beim Ausbau des WLAN für die 2. Klasse. Der Verkehrsminister zum «Münchner Merkur»: «Die ICE-Flotte wird ­dieses Jahr in der 2. Klasse mit kostenlosem WLAN funktionsfähig ausgestattet. So ist es mit der Bahn vereinbart, und dabei bleibt es.» 

Der politische Chef weiter: «Ein Verschieben dieses dringend notwendigen Kunden­angebots werde ich nicht akzeptieren.» Hintergrund: Die grosse Konkurrenz der Bahn, die Fernbusse, verfügt schon lange über Gratis-WLAN. So wie die Postautos in der Schweiz!

Deutschland hat einen Verkehrsminister, der sich für die Bahnkunden einsetzt. Wann gibt unsere Verkehrsministerin Doris Leuthard den SBB- und Swisscom-Chefs einmal mit ebenso kernigen Worten den Tarif durch?