Bern ist die fünftgrösste Stadt und Hauptstadt der Schweiz. Der Bärenplatz ist ihr Zentrum. Am Bärenplatz 8 gibts eine Filiale der Post –vis-à-vis dem Bundeshaus, wo schweize­rische Politik gemacht wird. Ich will vor einem Treffen mit einem Parlamentarier ­morgens um halb neun noch rasch ein Paket aufgeben. Halb neun ist auch in Bern nicht gerade in aller Herrgottsfrühe – aber beim Gelben Riesen ist die Sonne um diese Zeit noch nicht aufgegangen. Ich stehe vor verschlossenen Türen. Die Schalter öffnen erst um punkt neun Uhr. 

Was mache ich nun? Darf ich mit einem Paket unter dem Arm ins Bundeshaus? Muss ich es bei der Personenüberprüfung beim Einlass auspacken? Zum Vorschein käme ein DAB-Radio der ersten Stunde. Darauf war ich als ehemaliger Radiomann beim Kauf mächtig stolz. Heute, keine fünf Jahre später, ärgere ich mich. Seit das Schweizer Radio von DAB auf DAB+ umgestellt hat, funktioniert mein schwarz lackiertes, überteuertes Luxusmodell in der Schweiz nicht mehr. Statt es zu ­entsorgen, möchte ich es einem Freund nach England schicken. Er sammelt Radio-Oldtimer.

Ob so eine viereckige Kiste beim Scanner des Bundeshaus-Sicherheitsdienstes auf Widerstand stossen und gar als potenziell getarnte Bombe für Aufregung sorgen würde? Ich ­versuche es lieber nicht und entscheide mich, zum Bahnhof zurückzueilen. Man findet in der hintersten Ecke des Bahnhofs die Schliess­fächer. Ich zahle sieben Franken und deponiere das Paket.

Beim anschliessenden Spurt ins Bundeshaus kommt mir der Werbeslogan der Post in den Sinn: «Gelb bewegt!» Genau, das wäre vielleicht auch ein Hinweis für die Post-Manager: Bewegt euch und lasst eure Blicke schweifen. Schaut mal auf den Bärenplatz zum Wochenmarkt hinüber – ihr, die ihr ständig von ­Marktnähe redet. Dort herrscht an den ­Ständen schon lange vor neun Uhr Betrieb. Das ist echter Service public.