Einige Möbelhäuser preisen Boxspring als revolutionäre Weltneuheit an. Doch dieses amerikanische Schlafprinzip ist nicht neu, im Gegenteil: Zu Urgrossmutters Zeiten waren solche Federkernbetten Standard. Die Sprungfedermatratze als Basis dieses gepolsterten Schlafens wurde bereits 1865 patentiert. Wer es fortan besonders komfortabel haben wollte, der schlief gleich doppelt gepolstert: auf einem Sprungfederbett, auf dem eine Sprungfedermatratze lag.
1957 erfand die Firma Lattoflex im deutschen Bremervörde den Lattenrost bzw. den Federholzrahmen. Damit geriet das traditionelle Schlafen auf Sprungfedern mehr und mehr ins Hintertreffen. Das dreiteilige Bettsystem aus Gestell, Einlegerahmen und Schaumstoffmatratze setzte sich durch. Heute funktionieren vier Fünftel der zum Verkauf angebotenen Betten nach diesem Prinzip. Die für ein bequemes Liegen notwendige Elastizität wird dabei auf die Matratze und den Einlegerahmen verteilt.
Moderne Federkerntechnik aus den USA
In den USA jedoch hat sich der Lattenrost nie richtig durchgesetzt. Die Amerikaner blieben dem Polsterbett mit Federkernmatratze treu. Und sie entwickelten das System weiter – zum dreifach gepolsterten Boxspring. Das heisst heute: Die unterste Schicht bildet eine Unterfederung, die mit dem Bettrahmen fest verbunden ist. Darüber liegt eine Taschenfederkernmatratze und zuoberst eine Vliesauflage, ein sogenannter Topper.
Das amerikanische Schlafmodell kommt auch in der Schweiz zunehmend gut an. Ein Rundgang von Haus & Garten zeigt, dass die entsprechende Bettenauswahl in den Möbelläden recht gross ist. Wegbereiter dieses Trends waren internationale Hotelketten, die ihre Häuser fast ausschliesslich mit Boxspring-Betten ausgestattet haben. Die Werbung nutzt dieses Image und spricht gerne von königlichem Schlafen und Fünfsternekomfort. Dies kann, muss aber nicht teuer sein.
Federn drücken nicht – und stützen gut
Für den Vormarsch in Europa waren die Fortschritte in der Federkerntechnik entscheidend. Denn die Federkernmatratzen von einst mit ihrem Geflecht aus Drahtteilen und Metallfedern – sogenannten Bonnellfedern – hatten ihre Tücken. Sie waren oft unbequem, denn die Metallfedern drückten mit der Zeit auf die Polsterung, was den Liegekomfort erheblich einschränkte. Zudem wurden die Körperbewegungen zu wenig abgedämpft und die Einsinktiefe an den problematischen Körperzonen wie Schulter und Becken war häufig nicht optimal.
Mit der Entwicklung der modernen Taschenfederkernmatratze dürften solche Schwächen mehr oder weniger der Vergangenheit angehören. Die Federn sind nun nicht mehr in ein Drahtgeflecht geflochten, sondern einzeln in Stofftaschen eingenäht. Moderne Federn sind zudem aus Kunststoff. Sie sind oben abgeplattet und so geformt, dass sie stützen und nicht drücken. Sie sind auch unterschiedlich gespannt, was eine punktuelle Stützung des Körpers ermöglicht. Die Matratze ist in fünf bis sieben Härtezonen aufgeteilt und gibt an den richtigen Stellen nach. Schwerere Körperteile können einsinken, leichtere werden gestützt. Das fein abgestimmte Zusammenspiel von Stützen und Entlasten bewirkt, dass die Wirbelsäule selbst bei Seitenschläfern gerade bleibt.
Elektrisch verstellbare Betten sind teuer
Angesichts all dieser Vorteile leuchtet es ein, dass sich viele Leute von Federkernbetten ein besonders weiches Liegen erhoffen. Gar ein «königliches Schlafen» verspricht der Möbelberater von Pfister. Das zweitgrösste Möbelhaus der Schweiz sieht sich als führender Anbieter im Boxspring-Segment. Tatsächlich ist bei Pfister die Auswahl gross. Die günstigsten Modelle laufen unter der Eigenmarke Luna Luxe. Das Doppelbett (180 x 200 cm) gibt es für 4950 Franken. Etwas teurer ist die Linie Swiss Sleep, die vom Schweizer Hersteller Riposa stammt. Das Modell Magnatum zum Beispiel (160 x 200 cm /13 850 Franken) will Schlafkomfort wie im Hotelzimmer bieten. Es verfügt über Polsterzonen, die im Unterbett die Bewegungen des Oberbetts punktuell abfedern.
Bico als weiterer Schweizer Hersteller hat ein eigenes Boxspring-System entwickelt. Dabei ist die Unterfederung nicht fest mit dem Bettrahmen verbunden, sondern wie ein Lattenrost frei eingelegt. Die Leisten dieses «Lattenrosts» sind mit glasfaserverstärkten ermüdungsfreien Federn abgestützt. Sie verfügen wie eine moderne Federkernmatratze über zonengerecht abgestufte Stützfunktionen. Über dieser Unterfederung liegt eine Matratze, die zweischichtig mit 320 Federn gepolstert ist. Das Schlafvergnügen im Bett Bico Royal Residence I (180 x 200 cm) kostet 10 270 Franken. Doppelt so viel – mehr als 21 000 Franken – muss ausgeben, wer den Liegekomfort noch mit einem elektrisch verstellbaren, viermotorigen Einlegerahmen steigern möchte.
Ebenfalls Fünfsternekomfort ist bei den Boxspring-Betten von Jensen angesagt. Die Unterfederung lässt sich bei den Modellen dieses norwegischen Herstellers ebenfalls elektrisch verstellen.
Das Einzelbett Supreme-Aqtive-2 (90 x 200 cm) kostet 8990 Franken. Für Doppelbetten von Jensen sind fünfstel- lige Beträge zu kalkulieren. Für das Supreme-Continental (180 x 200 cm) z. B.14 900 Franken. Dafür bestehen hier Unterfederung und Matratze jeweils aus einem Zweischichten-Taschenfederkern.
Die erwähnten Markenbetten von Bico, Jensen und Riposa sind in vielen Fachgeschäften erhältlich.
Günstige Alternativen von Schweizer Hersteller
Es gibt aber auch deutlich günstigere Boxspring-Betten. Ein Beispiel sind Modelle des Schweizer Herstellers Roviva, die in Fachgeschäften bereits ab 2120 Franken erhältlich sind. Auch bei Micasa finden sich zwei komplette Boxspring-Lösungen: Roy und Nimbus. Die beiden Modelle sind identisch – bis auf einen kleinen Unterschied im Unterbett: Roy (160 x 200 cm, 3299 Franken) ist mit Bonnellfedern, Nimbus (3939 Franken) mit Taschenfedern ausgestattet.
Das günstigste Polsterbett überhaupt hat Haus & Garten bei Möbel Fly gefunden. Es heisst hier schlicht Boxspring. In der Grösse 180 x 200 cm kostet es 1499 Franken. Die technischen Details verraten einige Unterschiede zu teuren Modellen: Das Unterbett ist mit 3 cm Schaumstoff vergleichsweise dünn, die Obermatratze mit Metallfedern nach älterem System gepolstert. Ob sich dies auf den Komfort auswirkt, liesse sich wohl nur bei längerem Probeschlafen wirklich ermitteln. Allerdings beschränkt sich das Rückgaberecht bei Fly wie bei den meisten anderen Anbietern auf 30 Tage.
Wer Betten und Matratzen wirklich ausprobieren will, kann das bei Pfister: Das Möbelhaus gewährt eine Rückgabefrist von sechs Monaten. Zudem können sich die Kunden im Laden auf eine druckempfindliche Matte legen. Sensoren zeigen dann die Eindrücke des Körpers auf einem Monitor an – eine technischer Hilfestellung zur Wahl der richtigen Schlafunterlage.
Kein Thema sind Boxspring- beziehungsweise Polsterbetten bei den Möbelketten Interio, Ikea und Toptip .
Taschenfederkern-matratzen als günstigere Alternative
Für guten Schlaf braucht es nicht zwingend das dreifach gepolsterte Boxspring.
Eine gute und günstigere Variante bieten Taschenfederkernmatratzen, die nach europäischem System auf einen bestehenden Lattenrost gelegt werden.*
- Ikea: Die günstigste Taschenfederkernmatratze mit den Massen 90 x 200 cm ist «Sultan Hagavik» für Fr. 299.–, die teuerste «Sultan Heggedal» für Fr. 599.–). Letztere ist 26 cm dick und weist 187 Federn pro Quadratmeter auf. Aufschlussreicher als solche technischen Daten ist auch bei den Matratzen das ausführliche Testschlafen zu Hause. Ikea gewährt dafür eine Rückgabefrist von 90 Tagen.
- Micasa: Auch das Möbelhaus der Migros führt günstige Federkernmatratzen: «Sanaflex Vitalbasic» für Fr. 499.– und «Sanaflex Vitalplus» für Fr. 899.–. Der Unterschied bei den zwei Modellen liegt weniger in der Federung, die jeweils auf fünf Komfortzonen abgestimmt ist, als bei der Auflage: Bei der Vitalbasic-Matratze besteht sie aus einem synthetischen Polster, bei der Vitalplus aus Schafschurwolle und Seide.
- Interio: Im Angebot sind die Matratzen «Be happy 700» (Fr. 899.–) und «Be happy 800» (Fr. 949.–). Etwas ungewöhnlich ist die Konstruktion des teureren Modells: Den Kern bilden thermisch gehärtete Metallfedern in Stütztaschen. Sieben auf die einzelnen Zonen abgestimmte Härtegrade sollen eine konturgenaue Körperanpassung ermöglichen.
- Toptip: Hier gibts zwei Matratzenprogramme mit Federkern: Robusta («Perfecta» für Fr. 999.– und «Super Perfecta» für Fr. 1449.–) sowie Nordstern. Letzteres stammt vom Hersteller Superba mit dem Spitzenmodell «Clima Superstar» (Fr. 1299.–).
«Eine optimale Kombination von höchstem Schlafkomfort und absoluter Hygiene», sagt der Verkäufer vollmundig. Allerdings lässt sich dieses Versprechen nicht wirklich testen. Toptip gewährt kein Probeschlafen zu Hause. «Aus hygienischen Gründen», wird begründet.
- Möbel Fly: Die Taschenfederkernmatratze «Zen» ist in drei unterschiedlichen Härten erhältlich. Es gibt sie für ein Einzelbett 90 x 200 cm (Fr. 1299.–) und für die Doppelbett-Grösse 160 x 200 cm (Fr. 2299.–).
- Fachhandel: Die Taschenfederkernmatratze «Sensipur-Air-Dura» von Superba bietet alles, was der Kunde punkto Taschenfederkern erwarten kann: Sieben Komfortzonen, die in der Härte auf Kopf, Schultern, Becken und Rücken abgestimmt sind, vertikale und horizontale Belüftung und eine Auflage aus Schafschurwolle. Die Matratze (90 x 200 cm/ Fr. 1745.–) hat übrigens im K-Tipp-Test (Ausgabe 1/2010) die Gesamtnote «sehr gut» erhalten.
* Preisangaben für Matratzengrösse 90 x 200 cm.
Tipps für den Bettenkauf
- Achten Sie auf Ihre Schlafposition: Wer auf der Seite schläft, braucht eine elastische, gut stützende Matratze, die im Bereich der Schultern weich und bei den Lenden härter ist.
Für Bauchschläfer ist eine eher feste Matratze ideal.
Rückenschläfer sollten darauf achten, dass im Bereich der Lendenwirbel keine Hohlstellen entstehen.
Grundsätzlich gilt: Weder Bauch noch Rücken dürfen durchhängen, Schulter und Becken nicht nach oben gedrückt werden. Schwere Menschen sollten eine härtere, Leichtgewichte eine weichere Matratze wählen. - Probeliegen ist das A und O beim Kauf eines Bettes oder einer Matratze. Nehmen Sie sich dafür Zeit. Ziehen Sie im Bettengeschäft die Schuhe aus und legen Sie sich hin wie zu Hause. Testen Sie verschiedenen Schlafpositionen. Liegen Sie bequem, bemerken Sie Druckstellen, fällt Ihnen das Umdrehen leicht? Lassen Sie sich die einzelnen Bettsysteme mit ihren Vor- und Nachteilen vom Möbelberater erklären. Probeliegen im Geschäft ermöglicht bloss einen ersten Eindruck. Wichtig deshalb: Gute Geschäfte kennen ein Umtauschrecht für den Fall, dass Ihnen das Bett oder die Matratze nach dem Kauf doch nicht passt.
- Wie gross soll oder darf das Bett sein? Zu kleine Betten schränken die Bewegungsfreiheit ein und stören beim Schlafen. Wer sich ungehindert ausstrecken möchte, braucht bei der Matratze eine Breite von mindestens 90 cm und eine Länge, die die Körpergrösse um 20 cm übertrifft.
Wenn Sie im Schlafzimmer messen, rechnen Sie nicht nur mit der Matratzengrösse, sondern auch mit den Aussenmassen des Bettrahmens. Berücksichtigen Sie auch den Platz, den Sie zusätzlich benötigen: zum Wechseln der Bettwäsche, zum Saubermachen und Reinigen usw.