Die Einkünfte aus Billetten und Abos steigen bei den SBB mit schöner Regelmässigkeit. Im Jahr 2006 betrug der Ertrag aus dem Personenverkehr rund 2,16 Milliarden Franken. Im vergangenen Jahr waren es bereits 3,16 Milliarden Franken. Das sind Mehreinnahmen von 46 Prozent innert 10 Jahren. Die Gründe: Immer mehr Leute fahren mit der Bahn und zahlen dafür immer höhere Preise. 

Vor allem der Fernverkehr ist für die SBB höchst lukrativ. Letztes Jahr stammten 2,34 Milliarden – rund drei Viertel der Personenverkehrserträge – aus dem Fernverkehr. Wer die Tarife kennt, staunt darüber kaum. Beispiel: Ein Zweitklass-Retourbillett Zürich–Bern kostete 2006 noch 90 Franken, mittlerweile ist der Preis auf 100 Franken geklettert. Das ist eine Erhöhung um 11,1 Prozent, obwohl die Teuerung in dieser Zeitspanne bloss 1,5 Prozent betrug. 

Beim inländischen Fernverkehr besitzen die SBB das Monopol. Und das nützen sie aus. Gemäss Zahlen, die das Bundesamt für Verkehr saldo zur Verfügung gestellt hat, machten die SBB beim Fernverkehr von 2008 bis 2011 zwischen 177,6 und 319,5 Millionen Franken Gewinn. 

Preisüberwacher: «Überhöhte Gewinne»

Das hat beim Bundesrat Erwartungen geweckt: Er gab den SBB für das Jahr 2012 im Fernverkehr einen Gewinn von 276 Millionen Franken vor. Diese Zahl findet sich im Bericht «Strategische Ziele des Bundesrates für die SBB 2011–2014». Der ausgewie­sene Gewinn im Fernverkehr im Jahr 2012 lag bei 230,8 Millionen Franken. Das war zwar unter der bundesrätlichen Vorgabe, aber doch ein stattlicher Betrag. 

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisierte damals den hohen Gewinn scharf: «Im Monopolbereich inländischer Fernverkehr realisieren die SBB überhöhte Gewinne.» (saldo 3/13) Berechnungen würden zeigen, dass ein angemessener Gewinn von 100 Millionen ausreichen würde, um das künftig benötigte Rollmaterial längerfristig zu finanzieren. 

Erstaunlich: Im März 2013 passte der Bundesrat die Gewinnvorgabe für den Fernverkehr nach unten an. Neu taucht die Zahl von 90 Millionen Franken auf. Und die SBB reagierten entsprechend: 2013 betrug der ausgewiesene Profit im Fernverkehr 93,6 Millionen. 2014 lag er bei 90,6 Millionen. 

Es stellt sich die Frage, wie aussagekräftig die Gewinnzahlen der SBB sind, wenn sie den Profit von einem Jahr auf das andere auf gegen ein Drittel einschrumpfen lassen können – trotz stei­gender Personenverkehrs­er­träge. 

SBB-Sprecher Reto Schärli erklärt den Rückgang der Gewinne mit der Trassenpreiserhöhung im Jahr 2013. Seither verlangt der Bund von den Bahnpassagieren für die Benutzung der Gleise jährlich 200 Millionen Franken mehr. Diese Kosten seien nur zum Teil durch die Tariferhöhung im Dezember 2012 aufgefangen worden, sagt Schärli. Allerdings: Der Personenverkehrsertrag war 2013 um 215 Millionen höher als im Vorjahr. 

Für 2015–2018 legte der Bundesrat neue strategische Ziele für die SBB fest. Es gibt ­keine Gewinnvorga­ben mehr. Der Bundesrat gibt dem Fernverkehr nur noch vor, dass er «massgeblich zu ­einer finanziell gesunden Basis des Gesamtunternehmens» beizutragen habe. Und «die Finanzierung durch die Nutzer soll gestärkt werden». Sprich: Die Bahnfahrer haben gefäl­ligst noch tiefer in die Tasche zu greifen.

Im letzten Jahr erzielten die SBB im Fernverkehr ­einen Gewinn von 112,6 Millionen. Für den Preisüberwacher ein Gewinn auf einem «eher angemessenen Niveau». Stefan Meierhans geht es aber nicht nur um tiefere Gewinne auf dem Papier, sondern darum, dass die Fahrgäste dies auch im Portemonnaie spüren. 

Ausdruck davon ist die einvernehmliche Regelung zwischen dem Preisüberwacher und den SBB. Sie enthält unter anderem eine grössere Zahl von Sparbilletten auf Fernverkehrsstrecken, einen 10-Franken-Gutschein für Halbtax-Besitzer sowie ein Kontingent ermässigter 9-Uhr-Tageskarten. Diese Massnahmen sollen helfen, die Wirkung der Preiserhöhungsrunde vom Dezember 2014 zu dämpfen. Ende 2017 läuft die einvernehmliche Regelung aus. Auf diesen Termin hin will der Preisüberwacher die Gewinne im Fernverkehr erneut prüfen. 

Ein Gebäudepark im Wert von 10 Milliarden 

Der ausgewiesene Gewinn im Personenverkehr stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 25,6 Prozent auf 131 Millionen Franken. Insgesamt machten die Bundesbahnen 2015 einen Konzerngewinn von 246 Millionen Franken (siehe Grafiken in PDF). 

Zu diesem stolzen Konzerngewinn trägt auch der Bereich Immobilien bei. Letztes Jahr resultierte hier ein satter Gewinn von 342 Millionen Franken. 

Die SBB gehören zu den grössten Immobilienbesitzern der Schweiz. Ihnen gehören die Bahnhöfe mit den dazugehörigen Läden, Wohnungen und Büros. Der hohe Ertrag aus den Einkäufen und Konsumationen der Reisenden in den Bahn­höfen wird buchhalterisch den Immobilien zugerechnet, nicht den Erträgen des Personenverkehrs. 

Die Immobilien sind für die SBB Gold wert. Im Geschäftsbericht sind die Gebäude und Grundstücke nur zum Anschaffungswert abzüglich Abschreibungen ausgewiesen. Dieser Nettobuchwert beträgt 4,14 Milliarden Franken. 

Das ist sehr zurück­haltend gerechnet. Ex­perten gehen davon aus, dass sich der Gesamtwert des SBB-Gebäudeparks auf gegen 10 Milliarden Franken beläuft (siehe saldo 8/13).