Radio Top zum Menü 1
Gastro-Kritik von Andrin C. Willi
Inhalt
saldo 19/2006
22.11.2006
In meinen Ohren dröhnt es. Ich sitze in einer Autobahnraststätte. Der Lärmpegel ist beträchtlich. Doch nicht wegen der draussen vorbeidonnernden Lastwagen und auch nicht wegen der Gäste. Sondern weil aus voll aufgedrehten Lautsprechern an der Decke Musik dröhnt.
Der Verdacht liegt nahe, dass das absichtlich getan wird. Damit der Gast zügig seinen Kaffee trinkt, seinen Gipfel vertilgt, bezahlt und dann dem nächsten Kunden Platz macht. Das bringt Umsatz.
Auch ...
In meinen Ohren dröhnt es. Ich sitze in einer Autobahnraststätte. Der Lärmpegel ist beträchtlich. Doch nicht wegen der draussen vorbeidonnernden Lastwagen und auch nicht wegen der Gäste. Sondern weil aus voll aufgedrehten Lautsprechern an der Decke Musik dröhnt.
Der Verdacht liegt nahe, dass das absichtlich getan wird. Damit der Gast zügig seinen Kaffee trinkt, seinen Gipfel vertilgt, bezahlt und dann dem nächsten Kunden Platz macht. Das bringt Umsatz.
Auch in vielen Schnellkaffeeshops wird diese Methode angewendet: Aus den Boxen dröhnt häufig derart laut Musik, dass man den Kaffee am liebsten auf die ungastliche Strasse mitnimmt. Damit ist das Ziel erreicht: Der Gast steht nicht länger im Weg herum.
In einem Lokal, wo Menschen miteinander essen, trinken und sprechen möchten, zerstört lauter Sound jedes Ambiente. Anderseits kann Musik in Restaurants wunderbare Stimmung schaffen. Im Wiener Kaffeehaus Central weiss man das. Wenn dort am Wochenende ein Pianist auf dem Bösendorfer-Flügel Musik von Vater und Sohn Strauss spielt, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt.
Müsste es nicht das Ziel jedes guten Gastbetriebes sein, seine Gäste zu verführen? Zum Beispiel mit passender Musik? In der Schweiz erlebt man leider häufig Gegenteiliges. Kaum betritt man ein Restaurant, ist schon hörbar, wie wichtig oder eben unwichtig dem Wirt die Gäste sind.
Wenn ich am Mittagstisch unter dem Lautsprecher sitze, frage ich mich, ob Radio Top wirklich zum Menü 1 passt. Oder ob Kochen schwerhörig macht.
Auch in Hotels ist die Musik oft ein vernachlässigtes Gut. Unsensible Hoteliers spielen immer dieselbe CD rauf und runter. Das Hintergrundgedudel hört man dann ganztags von der Bar bis in die Toilette des Zimmers. Die Mitarbeiter können ein Liedchen davon singen.
Unpassende Musik stört genauso wie zu laute Musik. Vielleicht wissen viele Gastrounternehmer gar nicht, was Geschmack ist. Oder was ihr Lokal darstellt. Sonst wüssten sie, welche Musik dazu passt.
In einem Tea-room, wo milde Grüntees serviert werden, ist wohl sanfter leiser Sound angesagt. In eine Espresso-bar wiederum passt schnellere Musik oder Jazz. Oder meinetwegen sogar die 10-Uhr-Nachrichten.
Die richtige Musik und die passende Lautstärke - das merkt sich der Gast bewusst oder unbewusst. Wann merken es wohl die Wirte?