«Sorg für dich. Das ganze lange Leben lang.» Wer das hört, hat es geschafft, beim aktuellen Werbespot des Lebensversicherers Swiss Life bis zum Schluss dranzubleiben. Das ist eine ­beachtliche Leistung. Es sei denn, man findet es irgendwie lustig oder niedlich, wenn ein Baby dem 18-jährigen Kindermädchen rät, ­einen Teil des Lohns in die Vorsorge zu ­investieren.

Ich finde das weder lustig noch niedlich. ­Babys, die zwar wie Babys aussehen, aber wie Er­wachsene daherreden, sind mir vielmehr ein Gräuel. Doch meine berufliche Pflicht zur ­Neugier gebietet mir, trotzdem nicht einfach weg­zuschauen. Also besuche ich die Website von Swiss Life und klicke dort auf «Das Baby ­kennenlernen».

Das Baby begrüsst mich in einem Filmchen: «Bist du ein bisschen überrascht, dass ich so mit dir rede?» Um mir dann mit ausgestrecktem Zeigefinger zu verkünden: «Aber siehs doch mal so: Jedes zweite Kind, das heute auf die Welt kommt, wird 100 Jahre alt. Ich habe also noch ein langes Leben vor mir. Und hey: Du also auch!»

Im Spot spricht das Baby zwar Mundart. Das macht ihn aber nicht origineller. Zumal Swiss Life exakt die gleiche Behauptung, wonach die Hälfte aller Neugeborenen ein biblisches Alter erreichen werde, schon vor rund zwei Jahren verbreitete. Belege dafür gab es damals etwa gleich viele wie heute – nämlich keine (K-Tipp 1/2015 und 3/2015). Die Mär passt aber ideal zur permanenten Kampagne der Versicherungsbranche für Rentenkürzungen. 

Inspiriert wurde die Swiss-Life-Werbung wohl vom Sprichwort «Kindermund tut Wahrheit kund». Daraus wurde aber eher: Babymund tut Unsinn kund.