Lavabos, Holzböden, Kachelöfen, Türen, Armaturen, Fenster und vieles andere landet nicht immer auf dem Müll, sondern teils in Bauteilbörsen. So gibt es zum Beispiel auf Bauteilclick.com eine Einbaubadewanne inkl. Ablaufventil für 120 Franken. Und 2,6 Quadratmeter Schieferplatten kosten 60 Franken, eine finnische Sauna gibts für 750 Franken. Schnäppchenpreise also. Allerdings setzt den Bauteilbörsen die zunehmende Konkurrenz durch Baumärkte und Möbelhäuser in der Schweiz und im nahen Ausland zu.
- Beispiel Lavabo: Bei Hornbach gibt es ein neues für gerade mal 19 Franken. Das günstigste Lavabo aus Porzellan kostet bei Ikea 40 Franken.
Ein ähnliches, aber gebrauchtes von der Bauteilbörse gibt es für 50 Franken. Ein Design-Waschbecken von Discovery hingegen kostet 499 Franken.
- Beispiel Küche: Bei Hornbach kostet eine kleine Küche inkl. Einbaugeräte 688 Franken.
Die Einbauküche aus der Bauteilbörse ist etwas grösser und hat zusätzlich einen Geschirrspüler, ist aber gebraucht und kommt auf 1650 Franken zu stehen. Für gerade mal 1559 Euro, also rund 1880 Franken, kann man bei Moebel-akut.de eine neue Küchenzeile inklusive aller Elektrogeräte bestellen, muss sie allerdings selber in die Schweiz befördern lassen.
Angesichts dieser Beispiele ist es nicht weiter erstaunlich, dass vor knapp einem Jahr die einst florierende Bauteilbörse in Thun BE nach 14 Jahren ihren Betrieb einstellen musste.
Bereits Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts gab es die ersten Secondhand-Läden für den Baubereich – inzwischen besteht ein ganzes Netz von Bauteilbörsen. Sie sorgen dafür, dass noch intakte Teile bei einem Hausabbruch oder -umbau sorgfältig ausgebaut werden und übers Internet neue Besitzer finden. Günstige Restposten wie Gartenplatten und Holztäfer findet man auch über Online-Marktplätze und Auktionsplattformen.
Bei Bodenbelägen auch Reserve einrechnen
Der ökologische Nutzen solcher Occasionsware ist unbestritten. Allerdings ist deren Wiederverwendung im Baubereich nicht ganz unproblematisch. Ein Bauteil kann nicht wie ein Möbelstück einfach in den Raum gestellt werden. Es braucht mehr oder weniger aufwendige Anpassungen: Eine «neue» Küchenabdeckung oder gar eine ganze Küche einzubauen, erfordert viel handwerkliches Geschick, die richtigen Werkzeuge sowie Kleinmaterial – und das alles ohne Anleitung.
Will man fürs Einbauen einen Handwerker engagieren, kann das ziemlich ins Geld gehen – mal abgesehen davon, dass Handwerker in der Regel lieber neue Sachen installieren, weil sie an der Marge verdienen und mit gebrauchten Teilen ein perfektes Ergebnis fast unmöglich ist. Deshalb der Tipp: Suchen Sie explizit nach einer Firma, die auch gebrauchte Teile verbaut.
Gut zu wissen auch: Manche Occasionsteile – vor allem ältere oder solche aus dem Ausland – erfüllen heutige bzw. Schweizer Anforderungen nicht. So sind zum Beispiel alte Fenster zwar hübsch anzusehen, energietechnisch jedoch nicht auf dem neusten Stand. Nicht zuletzt sollte auch die Anzahl oder Menge stimmen, nicht nur bei Fenstern, sondern zum Beispiel auch bei Bodenbelägen: Ein Restposten Parkett kann sehr günstig sein, aber er muss nicht nur für die Bodenfläche, sondern auch für den Verschnitt und ein bisschen Reserve ausreichen.
Nach wie vor gute Chancen, an den Mann oder an die Frau gebracht zu werden, haben antike Bauteile – zum Beispiel Badewannen mit Füsschen, spezielle Armaturen, massive Balken, gedrechselte Treppengeländer und altes Eichenparkett. Solche Bauteile werden sehr gern für die Renovation schöner alter Häuser und Wohnungen verwendet und sind entsprechend gesucht. Deshalb sind solche Sachen nur selten sehr preiswert.
So wird man am schnellsten fündig:
- www.bauteilclick.com:Hier findet man gebrauchte Bauteile und Unternehmen, die sich auf die Wiederverwendung von Bauteilen spezialisiert haben beziehungsweise auch Restposten anbieten.
- www.ricardo.ch: Auf der Auktionsplattform kann man nicht nur Restposten, sondern auch gebrauchte Bauteile ersteigern.
- www.piazza.ch, www.gratis-inserate.ch: Online-Marktplätze sind ebenfalls Fundgruben für Gebrauchtes bzw. Restposten – und zwar für Anbieter und Käufer.
Infos für Bauherren
Bauherren, die sich für Recyclingmaterialien interessieren,können die Möglichkeiten mit ihrem Architekten besprechen.
Er zieht allenfalls Fachleute hinzu, also zum Beispiel einen Ingenieur, wenn es um statische Belange geht. Informationen bekommt man auch über den Aushub-, Rückbau- und Recycling-Verband Schweiz ,Gerbegasse 10, 8302 Kloten ZH; Tel. 044 813 76 56 oder im Internet unter www.arv.ch