Nahrungsmittelallergien - Eine Erdnuss kann tödliche Folgen haben
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saldo 3/2000
16.02.2000
Nach dem Essen kribbelt die Zunge, oder die Haut ist von roten Punkten übersät: Zeichen einer möglichen Allergie. Jeder Zwanzigste ist allergisch auf bestimmte Lebensmittel.
Der Ferienbummel durch den Wochenmarkt von Saint-Tropez nimmt für den 15-jährigen Fabian Pianezzi eine dramatische Wende, als er eine gebrannte Mandel isst. Kaum hat er sie geschluckt, wird ihm klar: Die gebrannte Mandel ist in Wirklichkeit eine gebrannte Erdnuss - pures Gift für ihn! Der Erdnussallergik...
Nach dem Essen kribbelt die Zunge, oder die Haut ist von roten Punkten übersät: Zeichen einer möglichen Allergie. Jeder Zwanzigste ist allergisch auf bestimmte Lebensmittel.
Der Ferienbummel durch den Wochenmarkt von Saint-Tropez nimmt für den 15-jährigen Fabian Pianezzi eine dramatische Wende, als er eine gebrannte Mandel isst. Kaum hat er sie geschluckt, wird ihm klar: Die gebrannte Mandel ist in Wirklichkeit eine gebrannte Erdnuss - pures Gift für ihn! Der Erdnussallergiker reagiert heftig: "Meine Schleimhäute schwollen an, ich konnte kaum mehr atmen, und ich musste mich erbrechen."
Die stärkste allergischeReaktion ist eingetreten: der anaphylaktische Schock, der bis zum Herzstillstand führen kann. Mit einer Adrenalinspritze kann der Notfallarzt das Schlimmste verhindern.
Erdnüsse sind sehr aggressive Allergene
Fabians Erdnussallergie entwickelte sich schleichend. "Schon als Kind mochte Fabian Erdnüsse nicht", erinnert sich seine Mutter Bernadette Pianezzi. "Ein Licht ging uns auf, als wir ihn vor vier Jahren einmal dazu überredeten, Erdnüsse zu essen. Fabian klagte gleich danach über ein unangenehmes Brennen im Mund - da war uns klar: Er ist allergisch!" Inzwischen sind Erdnüsse vollständig aus dem Haushalt der Familie Pianezzi verbannt. Fabian: "Mir brennen jetzt nämlich schon die Augen, wenn Erdnüsse nur irgendwo herumstehen, an einer Party zum Beispiel."
Erdnüsse sind bekannt als besonders aggressive Allergene. Professor Brunello Wüthrich von der Allergiestation der Dermatologischen Klinik Zürich: "Weltweit sind Erdnüsse eine der häufigsten Ursachen für allergisch bedingte Todesfälle. Das Erdnussallergen ist auch deshalb besonders heimtückisch, weil es hitzeresistent ist. Die Allergie bleibt meistens ein Leben lang bestehen."
In den USA sind Erdnussallergien besonders häufig, betroffen ist ein Prozent der Bevölkerung. Ursache ist der verbreitete Genuss von Erdnussprodukten, vor allem von Erdnussbutter. Auch in der Schweiz stellt man eine gewisse Zunahme von Erdnussallergien fest. Bei der Zürcher Allergiestation meldeten sich in den letzten sechs Jahren 49 Erdnussallergiker.
Die Allergene sind in Lebensmitteln oft nicht deklariert
Für starke Allergiker wie Fabian gibt es nur eines: Erdnüsse meiden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Erdnüsse stecken in vielen Lebensmitteln, zum Beispiel in Snacks, Schokoladen und asiatischen Gerichten, oft ohne Deklaration.
Fabian hat sich gerüstet, so gut es geht: Seit seinem Schock-Erlebnis in Südfrankreich trägt er stets einen Allergiepass bei sich und ein Notfallset mit Medikamenten, die die allergische Reaktion dämpfen. Er hat gelernt, sich selbst Adrenalin zu spritzen - für den Fall, dass er wieder einmal in eine Mandel beisst, die sich später als Erdnuss entpuppt.
Martina Lichtsteiner