Mammoni nennt man in Italien die Nesthocker, die auch als Erwachsene lieber bei den Eltern wohnen als in einer eigenen Wohnung: 83 Prozent der Italiener ohne Lebensgefährten leben im Elternhaus. Das hat eine Studie der Partneragentur Parship ergeben. Anders die Situation in der Schweiz: Hier sind es gerade mal 26 Prozent.
So schön es bei Muttern mit der feinen Küche und den stets frisch gewaschenen Kleidern ist: Selbständig wohnen hat auch seinen Reiz. Und so sehen sich junge Erwachsene früher oder später nach den eigenen vier oder gerne auch mehr Wänden um. Manche suchen ein Zimmer in einer WG, andere eine kleine, möglichst günstige Wohnung.
Das ist in Städten und deren Umgebung nicht ganz einfach. Hat man aber endlich den ersehnten Mietvertrag in der Tasche, geht es darum, die neue Bleibe möglichst gemütlich einzurichten. Das kann ziemlich ins Geld gehen, weshalb es sich lohnt, gut zu überlegen, was man zwingend braucht und wo man es möglichst günstig herbekommt.
12 Tipps für eine Low-Budget-Einrichtung:
1. Checkliste
Zuerst sollte man eine Checkliste erstellen: Was braucht es überhaupt? Es ist nicht nötig, dass man schon in der ersten Woche perfekt eingerichtet ist, aber ein Bett, ein paar Stühle und einen Tisch sowie Geschirr und Besteck braucht es schon. Und möglichst mehrere Lampen – wer sitzt denn gern im Dunkeln?
Ansonsten lässt man sich besser etwas Zeit, um originelle und günstige Einrichtungsgegenstände zu finden. Speziell bei der ersten eigenen Wohnung gilt: Weniger ist mehr. Im Laufe der Zeit häufen sich ohnehin jede Menge Dinge an.
2. Prioritätenliste
Weiss man, was man zwingend braucht, schreibt man eine Prioritätenliste. Es hat keinen Sinn, nach irgendwelchen Deko-Gegenständen zu suchen, solange man noch nicht mal ein Bett hat. Dann geht die Suche los. Am Naheliegendsten ist das Elternhaus. Da haben sich in der Regel über die Jahre jede Menge nützliche und weniger nützliche Dinge angesammelt. Vielleicht ist die Mutter ganz froh, einen Teil dem ausziehenden Nachwuchs abtreten zu können.
3. Umfrage
Es lohnt sich meist, per Rundmail im Bekannten- und Verwandtenkreis nach Sachen zu fragen. Fast in jedem Haushalt gibts überflüssige Gegenstände. Am besten, man sagt konkret, was man sucht, also zum Beispiel einen funktionierenden Staubsauger oder Fernseher.
4. Brockenhäuser
Sie haben meist eine Riesenauswahl an Möbeln und Geschirr. Vergleichen Sie aber die Preise. In manchen Brockenhäusern sind viele Sachen alles andere als günstig. Natürlich kann man versuchen zu verhandeln, indem man beispielsweise zum Tisch noch Stühle kauft.
5. Liquidationen
Qualitativ hochstehende Ware bekommt man häufig bei Restaurantliquidationen: Profipfannen, stabiles Geschirr, schönes Besteck, aber auch Stühle, Tische und Gegenstände wie Garderobenständer, Sektkühler, Korkenzieher, Tellerwärmer usw.
Allerdings ist die Ware oft heiss begehrt; zuweilen werden ganze Restauranteinrichtungen en bloc gekauft. Es lohnt sich also, rechtzeitig vor Ort zu sein. Hinweise auf eine anstehende Liquidation findet man in der Tagespresse.
6. Anschlagbrett in Läden
Auf dem Anschlagbrett in umliegenden Einkaufsläden kann man ebenfalls oft ein Schnäppchen ergattern. Die angebotenen Einrichtungsgegenstände sind meist recht günstig, zudem entfällt ein weiter Transportweg. Und weil die meisten Leute ihr altes Sofa oder das Büchergestell möglichst rasch loswerden wollen, kann man beim Preis ein Wörtchen mitreden.
7. Bau- und Hobbycenter
Wer Wert auf eine etwas ausgefallene Einrichtung legt, wird möglicherweise in einem Bau- und Hobbycenter fündig. Ein Tapeziertisch lässt sich als Esstisch nützen, Maurerkellen, die an die Wand geschraubt werden, als Kleiderhaken, aus Gasbetonsteinen kann man Büchergestelle machen und Transportpaletten ersetzen einen Bettrost.
8. Inserat
Selber inserieren, um möglichst günstig an bestimmte Sachen zu kommen, lohnt sich nur auf Gratisplattformen im Internet. Vorsicht: Manche schreiben ihre Möbel und Einrichtungsgegenstände nur aus, um die Entsorgungsgebühr zu sparen. Die Sachen sehen entsprechend aus.
9. Möbelhaus-Fundgrube
Praktisch jedes grössere Möbelhaus hat irgendwo eine Fundgrube. Dort sind die Preise der Einrichtungsgegenstände mehr oder weniger stark herabgesetzt. Oft handelt es sich um Ausstellungsmodelle oder leicht defekte oder verschmutzte Sachen. Letztere kann man möglicherweise mit wenig Aufwand selber reparieren bzw. reinigen.
10. Hol- und Bringtage
In vielen Gemeinden gibt es sogenannte Hol- und Bringtage. Da kann man nicht nur seine Kinderzimmermöbel hinstellen, sondern sich auch nach Teilen für die Wohnung umschauen.
11. Outlet-Läden
In Fabrikläden und Factory Outlets kommen auch Markenartikel aller Art zum Verkauf, oft bis zu 70 Prozent reduziert. Inzwischen gibt es in der Schweiz über 500 Läden, die dem Fabrikbetrieb angegliedert sind. Allerdings liegen Fabrikläden häufig abgelegen.
Mehr zum Thema lesen Sie im K-Tipp-Ratgeber «Schnäppchen: So erhalten Sie mehr fürs Geld» (2. Auflage, 145 Seiten). Hier bestellen.
12. Zügelauto
Wenn sich für den Möbeltransport kein Auto im Freundes- oder Bekanntenkreis findet, miete man sich eines. Die Preise der Anbieter variieren stark, es lohnt sich also, die Angebote zu vergleichen. Einer der sehr günstigen Nutzfahrzeug-Vermieter ist Otto’s: Ein Transporter kostet für ein Wochenende 75 Franken inkl. 25 km, für jeden weiteren Kilometer zahlt man 50 Rappen (Details unter www.ottos.ch).
Startbox: Günstiger, aber nicht am günstigsten
Für die erste Wohnung gibt es bei Ikea eine Startbox zu kaufen. Lohnt sich das? Haus & Garten hat nachgerechnet.
Sie heisst Startbox Plus und kostet Fr. 95.95. Diese Ikea-Box enthält eine Basisausrüstung an Geschirr und Besteck: Teller (klein, gross und tief), Becher für Kaffee oder Tee, Wasser- und Weingläser sowie Besteck – immer für sechs Personen.
Das ist praktisch, wenn man eine Wohnung einrichtet und keine Lust hat, alles einzeln zusammenzusuchen. Ist die Startbox Plus günstiger als der Einzelverkaufspreis? Ja: Würde man das Geschirr der Serie 365+, die Gläser Svalka und das Besteck Dragon einzeln kaufen, müsste man total Fr. 125.95 bezahlen – also Fr. 30.– mehr.
Aber: Wer auf den Preis schauen muss, fährt noch besser, wenn er sich Geschirr und Besteck selber zusammenstellt und jeweils das günstigste Produkt wählt. Bereits für Fr. 58.80 erhält man so bei Ikea eine ähnliche Grundausrüstung (Geschirr Dinera, Becher Älmhult, Gläser Reko, Weingläser Svalka, Besteck Förnuft). Allerdings muss man dafür bei Qualität, Aussehen und Grösse Abstriche machen.
Andere Möbelhäuser wie Micasa, Toptip, Interio und Fly führen zwar keine Startboxen, dafür Sets für Geschirr, Gläser und Besteck. Ob diese günstiger sind als im Einzelverkauf, lässt sich nicht klar sagen: Oft ist das betreffende Geschirr oder Besteck gar nicht separat erhältlich.
So viel darf die Wohnung kosten
Budgetberatungsstellen empfehlen, für die Miete inklusive Nebenkosten maximal 35 Prozent des Netto-Einkommens auszugeben. Verdient man zum Beispiel monatlich 4000 Franken, sollte die Wohnung höchstens 1200 Franken kosten – inklusive Nebenkosten.
Bei Pauschalen wird monatlich ein fixer Betrag für die Nebenkosten bezahlt. Bei Akontozahlungen hingegen können Nachzahlungen fällig werden – etwa für Hauswartsarbeiten. Und: Der Vermieter kann ein Mietzinsdepot von bis zu drei Monatsmieten verlangen. Was man gerne vergisst, sind die Radio- und TV-Gebühren, das Telefonabo fürs Festnetz sowie allfällige Zeitungsabonnements.
Nicht zuletzt müssen Mieter kleinere Reparaturen beziehungsweise Unterhaltskosten für die Wohnung selber berappen. Meist gilt, dass Reparaturkosten bis etwa 200 Franken vom Mieter übernommen werden. Alles in allem könnten also zum monatlichen Mietzins weitere 150 Franken dazukommen.
Internet-Adressen
- www.piazza.ch: Grösster Kleinanzeigenmarkt der Schweiz im Internet