Neue Krebsmittel sind horrend teuer: Eine Behandlung mit dem Brustkrebsmittel Herceptin kostet schnell 30 000 Franken, eine Therapie mit Yervoy gegen Hautkrebs sogar bis zu 150 000 Franken. Die ent­sprechenden Ausgaben der Krankenkassen haben sich von 2007 bis 2012 mehr als verdoppelt (saldo 19/14). 

Doch von den meisten Therapien profitieren die Patienten kaum. Das zeigt eine neue, noch unver­öffent­lichte Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts in Wien. Es überprüft für ­öffentliche Auftraggeber regelmässig den Nutzen neuer Behandlungen.

Die Forscher untersuchten 73 Medikamente, die zwischen 2009 und 2015 für 134 Diagnosen zugelassen wurden. Sie werteten dazu die Zulassungsstudien der Hersteller aus. Resultat: Kein einziges der Mittel kann Krebs heilen. 16 Prozent der Präparate verlängerten das Leben der Patienten um mehr als drei Monate, 39 Prozent weniger lang. Bei 5 Prozent liess sich kein Vorteil für Patienten nachweisen. Bei 40 Prozent der Präparate lieferten die Studien keine verlässlichen Ergebnisse. Das heisst: Es gibt keinen Beweis, dass Krebskranke dank dieser Mittel nur einen Tag länger leben. 

Die Forscher analysierten auch die Bewertungen anderer Institute zum Nutzen ganz neuer Krebsmittel: 16 Krebsmittel erhielten durchgängig positive Be­urteilungen, 14 Produkte stets nur schlechte. 

11 der negativ bewerteten Präparate sind auch in der Schweiz zugelassen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Darunter sind das Leukämiepräparat Arzeera und das Mittel ­Tarcera, das angeblich bei Lungenkrebs hilft. Studien­autorin Claudia Wild sagt: «Die Hersteller der meisten Krebsmedikamente verkaufen nur Hoffnung, ohne viel Nutzen.»