Meine Lieblingslektüre ist das «Lustige Taschenbuch» von Walt Disney. Meine Lieblingsfigur heisst Daniel Düsentrieb. Der zerstreute Tüftler tröstet mich immer darüber hinweg, dass ich ein mehr­maliger Studienversager war und deshalb nur Journalist wurde. Denn Daniel Düsentrieb hat es auch nicht viel weiter gebracht. Er ­entwickelt Dinge, die kein Bewohner von ­Entenhausen so richtig braucht. Und die fast immer in die Hose gehen.

Daran musste ich denken, als Dr. Oliver Neumann vor ein paar Tagen seine neuste Idee vorstellen durfte. Er arbeitet bei den SBB im Bereich «Forschung und Entwicklung». Die Idee heisst «SBB Surprise» – und könnte von Daniel Düsentrieb stammen: Die Kunden geben auf der Internetseite der SBB ein, was sie nächsten Sonntag gerne machen wollen. Zum Beispiel wieder einmal Wandern gehen. Irgendwo in den Bergen. Die SBB schlagen dann ein Billett vor – ohne das Reiseziel zu nennen. Erst wenn die Kunden dieses Überraschungsticket bezahlt haben, erfahren sie, wohin die Bahnreise führt.

Bloss: Die SBB muten ihren Kunden ­eigentlich schon genug Über­raschungen zu. Zum Beispiel bei den Toiletten: Ist gerade eine nicht defekt? Oder: Funktionieren alle Türen? Auch bei der ­Zuverlässigkeit sind die SBB immer für eine Überraschung gut. Man weiss nie genau, ob und wann ein Zug kommt. Die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel, dass IC-Passagiere von Brig nach ­Sitten pünktlich ankommen, lag im Lauf des ­vergangenen Jahres bei 11,8 Prozent ­(saldo 1/2019). Ausgefallene Züge sind in ­dieser Statistik nicht enthalten. So bleibt Bahnfahren spannend.

Spannungsarm ist nur der Lohn von SBB-Chef Andreas Meyer. Die Million ist ihm sicher.