Habe ich ein Laster? Ja, habe ich. Es heisst: Chips. Sobald Kinder und Frau im Bett sind, gehe ich zu einem ­meiner vier Geheimverstecke. 

Dort lagere ich viele Chipstüten. Leise ­öffne ich die Verpackung und verwöhne mich mit einem letzten Abendmahl. Mit den Jahren lernte ich, dass Chips sogar in Ver­bindung mit Hüttenkäse gut schmecken.

Ich esse Chips, ob ich traurig oder fröhlich bin. Es gibt für alle Lebenssituationen ­einen Grund, Chips zu essen. 

 Nur vor dem ersten Date rate ich davon ab, eine XXL-Packung Paprikachips zu ­vernaschen. Es besteht die Gefahr, dass man ins Küssen kommt. Wenn man dann stark nach Chips riecht, ist man das Date rasch los.

 Ganz anderer Meinung ist die Chips-­lobby. Hersteller Zweifel wirbt sogar damit: «Z wie es hat geknistert» ist auf einem Plakat am Zürcher Bahnhof Stadelhofen zu lesen. Und darunter: «Mein erster Kuss war ein Zweifel-Kuss.» Warum? «Weil er davor Zweifel gegessen hatte.» Und wie reagierte die ­Geküsste? «Ich bekam nicht genug!»

Diese Werbung ist gefährlich. An diesem Bahnhof steigen jeden Tag Tausende Schüler und Studenten ein und aus, den Blick auf das Handy gerichtet. Das ist weder gesund noch clever. Doch was sind die Alternativen? Sollen sie wieder aufrecht gehen lernen, ­geradeaus schauen und Werbesprüche lesen, die ihre künftigen Beziehungen gefährden? Besser nicht.